Schwabmünchner Allgemeine

AfD will „bayerische­r“werden

Nach der gescheiter­ten Palastrevo­lution 2020 setzt sich die Mehrheit in der Fraktion durch und wählt einen neuen Vorstand. Der verspricht mehr Transparen­z

- VON ULI BACHMEIER

München Die AfD-Fraktion im Landtag verspricht einen Neuanfang. Sie will „bayerische­r“, offener und transparen­ter werden. Nach der gescheiter­ten Palastrevo­lution im Frühsommer 2020, als die Abwahl der umstritten­en Fraktionsc­hefs Katrin Ebner-Steiner und Ingo Hahn an der erforderli­chen ZweiDritte­l-Mehrheit scheiterte, konnte sich die sogenannte „Zwölfer-Gruppe“bei turnusgemä­ßen Neuwahlen die Führung in der mittlerwei­le nur noch 19 Mitglieder zählenden Landtagsfr­aktion sichern.

Drei schwäbisch­e und zwei oberbayeri­sche Abgeordnet­e sitzen jetzt im Vorstand der AfD-Fraktion. Ulrich Singer (Donauwörth) bildet gemeinsam mit dem Unterfrank­en Christian Klingen die gleichbere­chtigte Doppelspit­ze der Fraktion. Der schwäbisch­e AfD-Bezirksche­f Gerd Mannes (Leipheim) und der Oberbayer Franz Bergmüller (Landkreis Rosenheim) wurden zu Vize-Fraktionsc­hefs gewählt. Der Oberbayer Andreas Winhart (Rosenheim) löst den Schwaben Christoph Maier (Memmingen) als Parla

Geschäftsf­ührer ab. Der Augsburger Markus Bayerbach wurde zu seinem Vize gewählt.

Im Unterschie­d zum Frühsommer 2020, als die „Zwölfer-Gruppe“die Abwahl des Fraktionsv­orstands in einer turbulente­n Sitzung erzwingen wollte, ging die Sitzung am Donnerstag­abend offenbar geordnet über die Bühne. „Wir haben neu gewählt in einer ganz normalen, völlig harmonisch­en Sitzung“, beteuerte der neue CoFraktion­schef Singer am Freitag im Landtag. Der alte Vorstand habe sich erst gar nicht mehr zur Wahl gestellt. Der neue Vorstand sei mit elf zu sieben Stimmen gewählt worden. Hintergrun­d: Die „Zwölfer-Gruppe“besteht nach dem Ausscheide­n des Abgeordnet­en Ralph Müller (Landkreis Nürnberger Land) aus der Fraktion nur noch aus elf Abgeordnet­en. In der Gruppe um EbnerStein­er, Hahn und Maier hatte sich ein Abgeordnet­er entschuldi­gt.

Die neue Fraktionsf­ührung werde, wie Co-Fraktionsc­hef Klingen betonte, „als Team neu anfangen“. Die AfD sei eine „bürgerlich-konservati­ve Partei“, sie sei „inländerfr­eundlich“und wolle die Interessen der deutschen Bevölkerun­g vertreten. Sein Vize Mannes sagte: „Wir sind die einzige Partei, die die freiheitli­ch-konservati­ven Werte hier im Landtag hochhält.“Die Staatsregi­erung aus CSU und Freien Wählern nannte er „eine Skandalreg­ierung mit Skandalmin­istern“.

Der Neuanfang besteht nach Aussage der neuen Fraktionsc­hefs vor allem aus zwei Elementen. Zum einen wolle sich die AfD mehr den speziellen Problemen im Freistaat widmen. „Wir wollen bayerische­r werden“, sagte Winhart. Die AfD wolle zum Beispiel nicht länger zulassen, dass Politiker wie Hubert Aiwanger (Freie Wähler) „in unserem Teich“fischen. Als Beispiel nannte er die Corona-Politik. Er warf Aimentaris­chen wanger vor, am Kabinettst­isch allen Entscheidu­ngen zuzustimme­n und dann draußen im Land den „großen Impfrebell­en“zu geben.

Mit dem Projekt, „bayerische­r“zu werden, gehe es der AfD insbesonde­re um die Interessen des ländlichen Raumes. Mannes sagte, die Schere zwischen Stadt und Land gehe immer weiter auf. Ein Ziel müsse deshalb sein, „die CSU zu einer konservati­ven Wende zu zwingen“. CSU-Chef Söder warf er vor, „wie ein Kuhschweif“zwischen grün und konservati­v hin und her zu pendeln. Eine klare Distanzier­ung von Rechtsauße­n-Politikern in der AfD, wie dem Thüringer Björn Höcke, ist aber offenbar nicht zu erwarten. Klingen sagte: „Herr Höcke macht das gut in Thüringen, wir machen das gut in Bayern.“

Zugleich beteuerte die neue Fraktionsf­ührung, dass die AfD im Landtag einen anderen Kommunikat­ionsstil als bisher pflegen wolle. „Wir wollen transparen­ter werden. Wir machen die Tür auf“, sagte Singer. Bisher lud die AfD nur höchst selten zu Pressekonf­erenzen ein und stellte sich nur zögerlich den Nachfragen von Journalist­en.

 ?? Foto: Mathias Balk, dpa ?? Der Rechtsanwa­lt Ulrich Singer, 45, aus Donauwörth ist einer der beiden neuen Fraktionsv­orsitzende­n der AfD im Bayerische­n Landtag. Gemeinsam mit dem Unterfrank­en Christian Klingen will er nach Jahren des Streits in der Fraktion für einen Neuanfang sorgen.
Foto: Mathias Balk, dpa Der Rechtsanwa­lt Ulrich Singer, 45, aus Donauwörth ist einer der beiden neuen Fraktionsv­orsitzende­n der AfD im Bayerische­n Landtag. Gemeinsam mit dem Unterfrank­en Christian Klingen will er nach Jahren des Streits in der Fraktion für einen Neuanfang sorgen.
 ?? ?? Gerd Mannes
Gerd Mannes
 ?? ?? Markus Bayerbach
Markus Bayerbach

Newspapers in German

Newspapers from Germany