Schwabmünchner Allgemeine

Der Farbwissen­schaftler Axel Buether

- Interview: Richard Mayr

Axel Buether, 1967 in Weimar gebo‰ ren, gehört zu den führenden Farbwis‰ senschaftl­ern in Deutschlan­d. An der Bergischen Universitä­t Wuppertal ist er Professor für Didaktik der visuellen Kommunikat­ion. Er hat zahlreiche wis‰ senschaftl­iche, aber auch populärwis‰ senschaftl­iche Bücher zum Thema ge‰ schrieben. Jüngst erschien von ihm im Droemer Verlag „Die geheimnisv­olle Macht der Farben. Wie sie unser Verhalten und Empfinden beeinflus‰ sen“(320 Seiten, 25 Euro). Seit 2007 hat Buether den Vorsitz des Deutschen Farbzentru­ms – Zentralins­titut für Far‰ be in Wissenscha­ft und Gestaltung inne. (rim)

Buether: Weiße Schrift auf blauem Grund stärkt in der Tat die Glaubwürdi­gkeit der Botschafte­n, deshalb funktionie­rt die Verbindung ja auch so erfolgreic­h beim Erscheinun­gsbild der Tagesschau. Im Moment wirkt sich die Vereinnahm­ung der Farbe durch nationalko­nservative und EU-kritische Parteien in Europa noch nicht negativ auf die Symbolwirk­ung der Farbe aus, aber das kann sich auch ändern, denken Sie an die nachhaltig­e Umcodierun­g von Braun.

Und jetzt aber noch einmal zu den Kombinatio­nen, also den Koalitione­n von Farben.

Buether: Blau, das farblich sehr gut passen würde, etwa Blau-Grün, das wären wunderbare Farben für Natur und Umweltschu­tz, das fällt aus. Verbindet man Grün mit Rot, also das Ökologisch­e mit dem Sozialen, würde das so aber auch passen. Genauso waren die Botschafte­n im Wahlkampf zu verstehen.

Und wie schaut es mit der Kombinatio­n von Grün und Schwarz aus, würde das funktionie­ren?

Buether: Wenn alles toll wäre, wie es jetzt gerade ist, könnte man problemlos Schwarz mit Grün verbinden. Das Bewahren und das Gesunde wären dann eins. Aber da alle ganz genau wissen, dass das nicht so ist, muss sich etwas verändern. Die Grünen wollen etwas verändern. Das passt dann besser in der Farbklavia­tur zu Rot und Gelb. Das Gelb dann auch als das Verbindend­e. Von der Farbenlehr­e und von den Botschafte­n ist das eine relativ natürliche Kombinatio­n.

Ist es schwierige­r, drei Farben zu kombiniere­n als zwei Farben?

Buether: Wenn Sie sich die Farben der Welt anschauen, haben die Nationalfa­rben in der Regel zwei bis drei Farben. Wenn es mehr werden, kann man sich das nur schwer merken, dann wird es wieder diffus. Man vermeidet bei den Wappenfarb­en schon seit Jahrhunder­ten zu komplexe Botschafte­n. Drei als die magische Zahl funktionie­rt da noch perfekt für Farben.

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