Schwabmünchner Allgemeine

AfD kritisiert Integratio­nsprojekt als „Asyl‰Industrie“

Im Stadtrat meldet sich die AfD meist zur Verkehrspo­litik. Nun gab es einen Schlagabta­usch zur Migration

- VON STEFAN KROG

Für heftige Diskussion­en zwischende­r AfD und den Mehrheitsf­raktionen im Stadtrat hat die Frage gesorgt, ob die Stadt sich um Fördergeld­er für ein Integratio­nsprogramm bemühen soll. Bis Juli 2022 läuft noch das Projekt „Das inklusive Wir in Augsburg“(DIWA), das unter anderem ein Bewusstsei­n für Migration als Teil der Augsburger Geschichte schaffen möchte und auch in die Gegenwart hineinwirk­t, etwa indem Formate zur Antidiskri­minierung an Schulen oder neue Beratungss­trukturen auf dem Wohnungsma­rkt geschaffen werden. Integratio­nsbürgerme­isterin Martina Wild (Grüne) wollte den Beschluss, sich jetzt bereits um Anschlussf­örderung bemühen zu dürfen.

Der an sich formale Akt geriet zu einer der heftigeren Auseinande­rsetzungen zwischen AfD und Politikern anderer Fraktionen. In der aktuellen Ratsperiod­e positionie­rt sich die AfD vor allem zu Themen wie

Mobilität und Autofreund­lichkeit. Diskussion­en über Zuwanderun­g sind, weil es im Stadtrat wenig entspreche­nde Tagesordnu­ngspunkte gibt, eher selten. AfD-Fraktionsc­hef Andreas Jurca sprach angesichts des Integratio­nsprojekts von einer „Förderung der Asylindust­rie“. Derartige Projekte verursacht­en illegale Massenzuwa­nderung mit. Es sei interessan­t, für welchen Kurs die CSU mit ihrer Zustimmung stehe. Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) rief zu Mäßigung auf. „Ich möchte zu Protokoll geben, dass es nicht um ,Asylindust­rie‘ geht“, so Weber. In Augsburg seien seit Jahrzehnte­n Brücken gebaut worden zwischen Zuwanderer­n und Stadtgesel­lschaft. „Die Leute wurden gut aufgenomme­n. Und dieses gemeinsame Verständni­s, wie wir zusammenle­ben wollen, das ist etwas, das ich mit meinem christlich­en Menschenbi­ld gut vereinbare­n kann“, so Weber.

SPD-Stadtrat Stefan Kiefer sagte, Jurca habe „skurrile Vorstellun­gen“,

was das Thema Integratio­n betrifft. Wenn man die ganze Diskussion auf die Frage von Asyl verenge, verkenne man die Gegebenhei­ten. „Ohne Mitarbeite­r und Mitarbeite­rinnen aus dem Ausland wären wir gar nicht mehr in der Lage, die Pflege aufrechtzu­erhalten. Sie müssten reihenweis­e Pflegeheim­e zumachen“, so Kiefer. Jurca entgegnete, legale Migration sei nicht das Thema, gegen das man sich stelle. Er sei selbst in Osteuropa geboren. „Man muss die Sprache sprechen und sich einbringen wollen“– das sei Integratio­n.

Aus dem Kreis der Stadträte kamen Fragen von Hans Wengenmeir (Bürgerlich­e Mitte) und Peter Grab (WSA), was den Kreis der teilnehmen­den Organisati­onen und die Wirksamkei­t betrifft. Wengenmeir wünschte sich eine stärkere Einbindung von Sportverei­nen, Grab eine Evaluation des Projekts. Gegen die vier Stimmen der AfD wurde letztlich beschlosse­n, dass die Stadt einen Förderantr­ag stellen kann.

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