Schwabmünchner Allgemeine

Reindl gerät in Bedrängnis

Die Ethikkommi­ssion des Deutschen Olympische­n Sportbunde­s beschäftig­t sich mit dem Noch-Präsidente­n des Eishockey-Bundes. Auch im eigenen Verband hat er Gegner

- VON ANDREAS KORNES

Augsburg Im Deutschen EishockeyB­und (DEB) kehrt keine Ruhe ein. Präsident Franz Reindl, 66, steht schon seit längerem in der Kritik. Gemeinsam mit dem hatte unsere Redaktion darüber berichtet, dass Reindl parallel zu seinem Job als ehrenamtli­cher DEB-Präsident auch bezahlter Geschäftsf­ührer einer DEB-Tochter war. Diese Konstrukti­on legt zumindest den Verdacht eines Interessen­konfliktes nahe, da an der DEB-Tochter zeitweise auch der Vermarkter Infront beteiligt war – mit dem wiederum der DEB geschäftli­ch verbunden ist.

Trotzdem war Reindl als Favorit in die Wahl um das Amt des Präsidente­n des Eishockey-Weltverban­des IIHF am vergangene­n Wochenende gegangen. Und scheiterte deutlich gegen den Franzosen Luc Tardif. Für Reindl blieb nicht einmal der Posten des Vize-Präsidente­n für Europa und Afrika, denn auch diese Wahl verlor er gegen den Dänen Henrik Bach Nielsen.

Ob die Verstricku­ngen innerhalb des DEB der Grund für das Scheitern war, ist ungewiss. In Sportver

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spielt die moralische Komponente erfahrungs­gemäß nicht immer eine entscheide­nde Rolle, wenn es um die Vergabe von Posten geht. Reindl selbst allerdings sprach von einem „Check von hinten“, da unmittelba­r vor dem Wahlwochen­ende ein Artikel im erschienen war, der enthüllte, dass sich mittlerwei­le auch die Ethikkommi­ssion des Deutschen Olympische­n Sportbunde­s (DOSB) mit dem Fall Reindl beschäftig­t. Das bestätigte der Kommission­svorsitzen­de Thomas de Maizière dem Nachrichte­nmagazin.

Der Ombudsmann des DOSB, der Rechtsanwa­lt Felix Rettenmaie­r, habe laut einen umfassende­n Bericht erstellt und die Angelegenh­eit einer juristisch­en Prüfung unterzogen. Sein Fazit: In einigen Punkten sollen zureichend­e tatsächlic­he Anhaltspun­kte für eine Straftat vorliegen. Rettenmaie­r empfiehlt laut eine eingehende Untersuchu­ng, um zu einer „abschließe­nden Beurteilun­g einer möglichen Strafbarke­it wegen Untreue und Bestechlic­hkeit“zu kommen. Reindls Anwalt dagegen teilte mit, dass es „keine Grundlage für Vorwürfe gegen unseren Mandanten“gebe.

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Eine Anfrage an den Vorsitzend­en der Ethikkommi­ssion De Maizière, ob und wie das weitere Verfahren in der Angelegenh­eit ist, blieb bis Freitag unbeantwor­tet.

Dass sich nun aber auch die Ethiker des DOSB mit Reindl beschäftig­en, ist Wasser auf die Mühlen seiner DEB-internen Gegner. Einige Landesverb­ände liegen schon seit längerem über Kreuz mit Reindl und dessen Art der Verbandsfü­hrung,

die eher undiplomat­isch sein soll. Mancher zieht Parallelen zum DOSB-Präsidente­n Alfons Hörmann, dem ebenfalls ein sehr autoritäre­r Führungsst­il vorgeworfe­n wird. Dem DOSB-Präsidente­n stellte die eigene Ethikkommi­ssion ein verheerend­es Zeugnis aus. Deshalb wird es auch an der DOSBSpitze einen Wechsel geben.

Die widerborst­igen EishockeyL­andesverbä­nde treibt nun die Sorge um, wie es im deutschen Eishockey weitergehe­n soll. Reindl selbst hat angekündig­t, bei der Neubänden wahl des DEB-Präsidente­n im kommenden Sommer nicht mehr anzutreten. Bis dahin will er im Amt bleiben. Seinen Kritikern ist das zu lange. Mit Blick auf die Vorgänge beim DOSB könnte es nun auch beim DEB schnell gehen und auf eine vorzeitige und außerorden­tliche Mitglieder­versammlun­g hinauslauf­en, um dort die Vorgänge verbandsin­tern zu klären. Möglicherw­eise würden dann auch die Neuwahlen vorgezogen.

Das Problem ist, es fehlt an fähigen Kandidaten für Reindls Nachfolge. Denn als Ehrenamt ist der Job in seinem momentanen Zuschnitt kaum zu machen. Wohl auch deshalb hatte sich Reindl ein Einkommen eben über den Posten eines Geschäftsf­ührers möglich gemacht. Um derartige Konstrukti­onen künftig zu vermeiden, bedarf es einer grundsätzl­ichen Reform der Führungsst­ruktur des DEB. Ob Reindl das noch anpacken kann, ist zumindest fraglich. Denn nach dem schnellen Ende seiner Träume, IIHF-Präsident zu werden, könnte auch die Amtszeit als DEB-Präsident schneller vorbei sein als gedacht.

Parallelen zum Fall von Alfons Hörmann

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Foto: Tobias Hase, dpa Seit Jahrzehnte­n der mächtige Mann im deutschen Eishockey: Franz Reindl.

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