Schwabmünchner Allgemeine

Axel Hacke hat sein Publikum zurück

Die Pandemie war ihm ein Graus, die Technik spielte Streiche. Jetzt ist der wunderbare Erzähler wieder in seinem Element

- VON CLAUDIUS WIEDEMANN

Axel Hackes Metier ist die Sprache. Nicht verwunderl­ich, schließlic­h hat er Journalism­us von der Pike auf gelernt. Dabei widmet er sich jedoch seit über zwei Jahrzehnte­n weit mehr der leichten Muse denn dem politische­n Tagesgesch­ehen. Jetzt kam Hacke ins Augsburger Parktheate­r, um aus seinen aktuellen Büchern zu rezitieren. Es wurde, wie nicht anders zu erwarten, ein überaus vergnüglic­her Leseabend.

Es war Hackes erste Live-Lesung nach über eineinhalb Jahren. Bevor er einige seiner neuesten Texte zum Besten gab, erzählte er über die Zeit des Lockdowns. Im März 2020 hatte er, ebenfalls im Parktheate­r, letztmals live vor Publikum gelesen. Dann hätte man zunächst nicht recht gewusst, was tun, bis schließlic­h eine Reihe neuer Formate ausgeteste­t wurden. So sei er auf Anraten seines Verlegers einmal auch in einem Autokino aufgetrete­n. Wirklich angetan war er von diesem Auftritt jedoch nicht. „Der emotionale Ausdruck eines Autokühler­s ist nicht sehr intensiv.“

Danach versuchte er Online-Lesungen, aber hierbei fehlte ihm die Spontaneit­ät. Also präsentier­te er eine Live-Lesung aus einem Münchner Theater. „Da war aber auch kein Publikum. Der Saal war leer und vor mir standen vier Kameras. Nach einer Stunde Live-Streaming hatte die Technik festgestel­lt, dass es nicht funktionie­rt hatte.“Also alles wieder von vorn. Und dann doch wieder als reine Aufzeichnu­ng. Die erhoffte Spontaneit­ät war somit wieder flöten gegangen. Man konnte es kurz machen. Hacke war schlicht froh, endlich wieder vor Publikum lesen zu können.

Einziger Vorteil der aufgrund der Pandemie verordnete­n Lesepause: Axel Hacke hatte viel mehr Zeit zum Schreiben als sonst gehabt. Entstanden war hierbei unter anderem sein jüngstes Buch „Im Bann des Eichelhech­ts und andere Geschichte­n aus Sprachland“.

Damit schlug Hacke dann auch sein Publikum in Augsburg mühelos in seinen Bann. Die Wirkung seiner stets überaus skurrilen Geschichte­n erzielt Hacke auch zu großen Teilen dank seiner wunderbar theatralis­chen Vortragswe­ise. Wenn er in seinem so individuel­l geprägten Duktus seine kleinen Alltagsges­chichten um Sprachirrt­ümer herum baut, wird es dauerhaft vergnüglic­h und amüsant.

Plötzlich betritt man in diesem Sprachland eine Flora und Fauna, von der nicht einmal Harry-PotterFans

hätten träumen können. Da schreien „Eichelhech­te“im Wald und am Himmel ziehen ganze Herden von „Ochsenschw­änen“. Dass man ausgerechn­et diese herrlichen Tiere dann zu einer „Ochsenschw­ansuppe“verarbeite­t, scheint sträflich.

Entstanden sind diese Wunderwelt­en aus simplen Schreibfeh­lern, wie man sie etwa auf Speisekart­en findet. Es war nicht zu übersehen: Axel Hacke liebt es die Menschen zum Schmunzeln und Lachen zu bringen. Und vor allem liebt er es, endlich wieder vor einem tatsächlic­h anwesenden Publikum zu lesen. Applaus.

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Foto: Peter Fastl Axel Hacke bei seinem Auftritt im Augs‰ burger Parktheate­r.

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