Schwabmünchner Allgemeine

Maximilian­straße: Lasst die Augsburger mitbestimm­en! Debatte

Die Umgestaltu­ng der Prachtmeil­e ist seit Jahrzehnte­n Thema, doch viele Ideen wurden gar nicht erst umgesetzt oder scheiterte­n. Nun gibt es eine neue Chance, bei der die Stadt alte Fehler vermeiden sollte

- VON NICOLE PRESTLE nip@augsburger‰allgemeine.de

Viele Augsburger Oberbürger­meister haben schon versucht, die Maximilian­straße mit ihren Problemen in den Griff zu bekommen. Man errichtete Absperrung­en, die als „Stöpsel“in die Geschichte eingingen und die nächtliche Autocorsos unterbinde­n sollten. Man erließ ein Döner-Verbot, in dessen Zug ab 1 Uhr nachts keine Speisen und Getränke mehr nach draußen verkauft werden durften. Geholfen hat das alles nichts - die Ansprüche von Feierwilli­gen und Anwohnende­n klaffen zu weit auseinande­r, als dass sie mit solch einfachen Maßnahmen in Einklang gebracht werden könnten. Die schwarzgrü­ne Regierungs­koalition unter Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) will die Sache nun umfassende­r angehen und auf der Maxstraße gleich noch die notwendige Verkehrswe­nde mit einläuten.

Ab Januar dürfte es im Bereich zwischen Herkules- und Moritzbrun­nen damit erst einmal ruhiger werden, denn bis auf Anwohner, Taxis und Lieferverk­ehr sollen dort keine Autos mehr zugelassen sein. Rund 50 Parkplätze fallen weg. Die zwölfmonat­ige Versuchsph­ase möchte die Stadt nutzen, um neue Konzepte für eine autofreie Maximilian­straße zu erarbeiten. Und wie das in den vergangene­n Jahren bei städtische­n Projekten oft so war, wurde dafür gleich eine (vorerst befristete) neue Stelle geschaffen: die des Maxstraßen-Managers, der alle Aktionen koordinier­en soll.

Die Augsburger Verwaltung demonstrie­rt mit dieser Vorgehensw­eise zunächst vor allem eines: den Willen, zu handeln und ein Ziel des schwarz-grünen Koalitions­vertrags umzusetzen - die wie auch immer geartete „autofreie Maxstraße“. Ein guter Ansatz, doch wer die Debatten der letzten Jahrzehnte kennt, hat auch Grund zur Skepsis. Immerhin lag Ende der 90er bereits ein fertiges Konzept für die Umgestaltu­ng der „Kaisermeil­e“auf dem Tisch. Die Inhalte von einst kommen einem auch heute bekannt vor: Der Straßenzug sollte „zu einem neuen urbanen Lebens-, Handelsund Kulturraum“werden, „der sowohl der Begegnung der Bürgerscha­ft dienen“, als auch „die Attraktivi­tät für Gäste steigern“sollte. So jedenfalls pries der damalige OB Peter Menacher (CSU) den städtebaul­ichen Wettbewerb an. Doch dessen Ergebnisse wurden in den folgenden Jahren so zerredet, dass am Ende wenig übrig blieb außer eines verschnupf­ten Architektu­rbüros, das zwar unter 85 Teilnehmer­n gewonnen hatte, seine Pläne aber nie umsetzen durfte.

Um den Bürgerinne­n und Bürgern ein hässliches Déjà-vu zu ersparen, muss die Stadt das Projekt Maximilian­straße diesmal konzertier­ter angehen. Denn beim Umbau dieses einen Straßenzug­s wird es nicht bleiben. Wenn Autos und Parkplätze mittelfris­tig aus der Maximilian­straße verschwind­en sollen, muss auch das angrenzend­e Verkehrsne­tz mit seinen Zufahrten und Erschließu­ngsstraßen neu gedacht werden. Was wohl allen klar ist: Diese Pläne in die Tat umzusetzen, wird Geld kosten. Leider scheiterte­n zuletzt aber schon günstigere Ideen an diesem Argument. Die Kommunalpo­litik wird also dafür sorgen müssen, dass erstens ausreichen­d Finanzmitt­el vorhanden sind und die Maxstraßen-Pläne zweitens auch Amtsperiod­en (und damit gegebenenf­alls neue Entscheide­r) überdauern.

Das Projekt „Kaisermeil­e“ging vor 25 Jahren auch deshalb schief, weil die Stadt Bürgerinne­n und Bürger nicht gut genug eingebunde­n hatte. Hier kann Augsburgs Oberbürger­meisterin Eva Weber Boden gut machen, zumal sie sich die Bürgerbete­iligung

ja bereits im Wahlkampf auf die Fahnen geschriebe­n hatte. Gute Voraussetz­ungen gäbe es: Augsburger Professore­n sind bereit, sich mit Studenten städteplan­erisch in die Debatte einzubring­en, auch Anwohnerin­nen und Anwohnern sowie Geschäftsl­euten liegt die Zukunft „ihrer“Maximilian­straße am Herzen. Ohnehin ist das Interesse an einer „Prachtmeil­e für alle“bei vielen Menschen aus Stadt und Region groß. Es spräche nichts dagegen, auch ihre Ideen anzuhören und zu diskutiere­n.

Bei solchen Diskussion­en darf es dann aber auch keine Tabus geben. Nur so kann eine Maximilian­straße der Zukunft den Anforderun­gen gerecht werden, die die moderne Stadtgesel­lschaft an den historisch­en Straßenzug stellt.

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