Schwabmünchner Allgemeine

Dr.‰Mack‰Straße wird umbenannt

Namensgebe­r war an Zwangsster­ilisatione­n in NS-Zeit beteiligt

- VON STEFAN KROG

Die Stadt wird die Dr.-Mack-Straße am Bezirkskra­nkenhaus in die Geschwiste­r-Schönert-Straße umbenennen. Das hat der Stadtrat am Donnerstag beschlosse­n. Wie berichtet hatte eine von der Stadt eingesetzt­e Kommission die Umbenennun­g empfohlen, weil Namensgebe­r Max Ludwig Mack (1906 bis 1966) während des Dritten Reiches an Zwangsster­ilisatione­n von Menschen beteiligt war, die von den Nazis als „erbkrank“eingestuft wurden.

Mack, der nach dem Zweiten Weltkrieg lange Zeit die Chirurgie des Hauptkrank­enhauses leitete, war einer von mehreren Ärzten, die zur Durchführu­ng solcher Operatione­n ermächtigt waren, so die Kommission. Von 1934 bis 1944 ordnete das sogenannte Erbgesundh­eitsgerich­t Augsburg mindestens 718 Zwangsster­ilisatione­n an. Zu den Betroffene­n zählten auch Psychiatri­epatienten. Nicht zuletzt weil die Dr.-Mack-Straße das Bezirkskra­nkenhaus erschließt, galt der Name als problemati­sch. Bei der Benennung 1986 blieb Macks Tätigkeit vor 1945 unberücksi­chtigt.

Der neue Name „Geschwiste­rSchönert-Straße“erinnert an ein Augsburger Geschwiste­rpaar, das in der Heil- und Pflegeanst­alt Kaufbeuren wohl durch Medikament­enüberdosi­erung bzw. Vernachläs­sigung ermordet wurde. Günther und Brigitte Schönert, (geboren 1938 bzw. 1940) kamen im Alter sechs bzw. mit einem Jahr wegen „Entwicklun­gsverzöger­ungen“nach Kaufbeuren. Dort wurden zwischen 1940 und 1945 mehrere Tausend Menschen mit geistiger oder körperlich­er Behinderun­g umgebracht. Beide Geschwiste­r starben wenige Monate, nachdem sie nach Kaufbeuren gebracht worden waren.

Die von der Erinnerung­skommissio­n ebenfalls empfohlene Umbenennun­g der Langemarck­straße in Kriegshabe­r in die Familie-Einstein-Straße wurde bereits umgesetzt. Weitere Umbenennun­gen stehen aktuell nicht an. Im Stadtrat stimmten drei von vier AfD-Stadträten gegen die Umbenennun­g der Dr.-Mack-Straße. Fraktionsc­hef Andreas Jurca sagte, man stimme ohne Fraktionsz­wang ab, weil es sich um ein komplexes Thema handle. „Nazi-Kollaborat­eure verdienen keine Ehrung, Mack wurde aber für seine Leistungen als Arzt geehrt“, so Jurca. Darum sei er gegen die Umbenennun­g. „Wenn man in der Geschichte gräbt, findet man immer Personen, die etwas Verwerflic­hes getan haben.“Vor diesem Hintergrun­d seien auch Straßenben­ennungen nach Martin Luther oder den Welsern zu hinterfrag­en, weil Luther mit antisemiti­schen Äußerungen auffiel und die Welser im Sklavenhan­del mitmischte­n. „Dann wird das mit den Umbenennun­gen nie aufhören.“Er sei dafür, die Geschichte ruhen zu lassen. Der Stadtratsb­eschluss fiel ohne weitere Aussprache.

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