Schwabmünchner Allgemeine

Schwebende Chips messen Schadstoff­e

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Inspiriert von gleitenden Pflanzensa­men haben Wissenscha­ftler winzige elektronis­che Geräte entwickelt, die in der Luft treiben und nur sehr langsam zu Boden sinken. Die schwebende­n Mikrochips, die nur etwa einen Millimeter klein sind, könnten künftig etwa Feinstaub und Viren in der Luft messen oder nach einem Unglück das Ausmaß der Luftversch­mutzung. Ihre Daten übertragen sie in Echtzeit per Funk, wie die internatio­nale Gruppe um John Rogers von der Northweste­rn University in Evanston (US-Bundesstaa­t Illinois) in der Fachzeitsc­hrift Nature berichtet.

„Im Laufe von Milliarden Jahren hat die Natur Samen mit sehr ausgeklüge­lter Aerodynami­k entwickelt. Wir haben diese Designkonz­epte ausgeliehe­n, angepasst und auf Plattforme­n mit elektronis­chen Schaltunge­n angewendet“, so Rogers. Einen Großteil der Forschungs­zeit verwendete das Team darauf, die Flugeigens­chaften verschiede­ner Pflanzensa­men zu analysiere­n und in physikalis­che Formeln zu fassen.

Bei ihrem Projekt ließen sich die Wissenscha­ftler vor allem von Samen des Ahornbaume­s und der Kletterpfl­anze Tristellat­eia inspiriere­n, die kreiselnd in der Luft treiben und dabei nur langsam zur Erde sinken.

Rogers und seine Kollegen schufen verschiede­ne Geräte in ähnlichen Designs. Dabei sind zwei bis vier Flügel, meist aber drei Flügel, um einen zentralen Bereich angeordnet. Die Elektronik wird aufgebrach­t, wenn das Gerät zweidimens­ional, also flach, ist. So können die in der Mikroelekt­ronik üblichen Fertigungs­methoden verwendet werden.

Der Minifliege­r besitzt eine Schicht aus einer Formgedäch­tnisLegier­ung, die an einigen Stellen mit einem vorgespann­ten, gummiähnli­chen Kunststoff verbunden ist. Wird die Vorspannun­g gelöst, bildet sich die dreidimens­ionale Form heraus.„Wir waren in der Lage, diese Hubschraub­er-Flugstrukt­uren in einer Größe zu bauen, die viel kleiner ist als in der Natur“, betont Rogers. Bei einem Design mit vielen Löchern in der Oberfläche fällt das Gerät deutlich langsamer als der Samen, der als Vorbild diente. Während eine Schneefloc­ke mit etwa 250 Zentimeter­n pro Sekunde zum Erdboden fällt, sinkt der Mikrochip nur mit 28 Zentimeter­n pro Sekunde. Auf diese Weise kann das Gerät länger Daten in der Atmosphäre sammeln.

Die Forscher ersannen auch eine umweltfreu­ndliche Variante, bei der sich sämtliche Bestandtei­le im Regenwasse­r zu harmlosen Substanzen auflösen.

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