Er will die Lechwerke grüner machen
Porträt Dietrich Gemmel ist das neue Gesicht im Vorstandsteam der LEW. Geprägt hat ihn seine Jugend im Ruhrgebiet. Heute ist er für den Klimaschutz unterwegs
Zwei Jahre lang hat Dietrich Gemmel unter Tage gearbeitet, Seite an Seite mit den Männern, die die Kohle aus dem Berg brachen. „Man lernt schätzen, was die Kumpels machen“, sagt er. Vor allem ein Leitspruch hat ihn in dieser Zeit geprägt: „Vor der Schippe ist es dunkel.“Man weiß nicht, was kommt, es kann ein Fehlgriff sein, der zum Weiterarbeiten zwingt, aber auch das Erhoffte, das man zu Tage befördern will.
Jetzt, da Dietrich Gemmel neben Vorstand Markus Litpher an die Spitze des Energieversorgers Lechwerke getreten ist, fühlt er sich an diese Situation unter Tage erinnert. Die Energiewelt geht zwar weg von Kohle und Atom. Doch der Weg in die grüne Energiezukunft ähnelt der Situation der Kumpel. Längst ist nicht jeder Schritt vorgezeichnet, manche Überraschung ist möglich.
Ihn stört das nicht: „Mich interessiert das Neue, ich sehe es als Chance“, sagt er.
Geboren in Hannover, ist Dietrich Gemmel in Düsseldorf aufgewachsen. Geprägt hat ihn das Ruhrgebiet. Er studiert Betriebswirtschaftslehre und Bergbau, dazu gehört die Arbeit unter Tage. Seine Promotion befasst sich mit der Frage, wie moderne Kunststoff-Technik das Gestein in den Stollen verfestigen und absichern kann. Beruflich baut Dietrich Gemmel zuerst für die Anlagen-Sparte von Thyssen unter anderem eine Nudelfabrik in Kasachstan mit auf und privatisiert ein Stahlwerk in Brasilien. Schnell wendet er sich dann einer innovativen Technologie zu, die damals schnell wächst – dem Mobilfunk. Ab 1993 gehört er zum Gründungsteam des Anbieters E-Plus, der heute in O2 aufgegangen ist. 2008 folgt der Wechsel in die Energiebranche. Gemmel geht zum Energieanbieter Eprimo, wird ab 2014 dessen Geschäftsführer. Eprimo zählt zu den Pionieren unter den Anbietern von grünem Strom. In den vergangenen Wochen hat Dietrich Gemmel als neuer Vorstand der LEW in Sachen Energiewende und Klimaschutz viele Politikerinnen und Politiker sowie Unternehmerinnen und Unternehmer in Schwaben getroffen. „Ich bin überzeugt, dass es in der Region große Chancen für noch mehr grüne Energie gibt“, sagt er, beispielsweise bei der Photovoltaik. „Wir wollen unsere Produktwelt konsequenter auf Grün umstellen und als Dienstleister unseren Kundinnen und Kunden auf dem Weg in die Klimaneutralität helfen“, kündigt er zudem an.
Heute hat Dietrich Gemmel eine Wohnung in Augsburg, der Familienmittelpunkt liegt aber weiterhin in Stuttgart, wo seine Frau als Steuerberaterin arbeitet. Seine zwei Kinder studieren bereits. Seit rund 20 Jahren ist für ihn das Allgäu „eine zweite Heimat“. In der Nähe von Oberstaufen hat er eine Ferienwohnung. „Die Bergwelt ist für mich ein wichtiger Anker“, sagt er.
Wenn keine Zeit für Bergtouren ist, spielt der LEW-Vorstand gerne Tennis und beschäftigt sich mit zeitgenössischer Kunst. Die Lust auf Neues, Ungewohntes treibt ihn im Urlaub auf Reisen, vor allem nach Süd- und Nordamerika, wo Teile der Familie leben.