Schwabmünchner Allgemeine

Er will die Lechwerke grüner machen

Porträt Dietrich Gemmel ist das neue Gesicht im Vorstandst­eam der LEW. Geprägt hat ihn seine Jugend im Ruhrgebiet. Heute ist er für den Klimaschut­z unterwegs

- Michael Kerler

Zwei Jahre lang hat Dietrich Gemmel unter Tage gearbeitet, Seite an Seite mit den Männern, die die Kohle aus dem Berg brachen. „Man lernt schätzen, was die Kumpels machen“, sagt er. Vor allem ein Leitspruch hat ihn in dieser Zeit geprägt: „Vor der Schippe ist es dunkel.“Man weiß nicht, was kommt, es kann ein Fehlgriff sein, der zum Weiterarbe­iten zwingt, aber auch das Erhoffte, das man zu Tage befördern will.

Jetzt, da Dietrich Gemmel neben Vorstand Markus Litpher an die Spitze des Energiever­sorgers Lechwerke getreten ist, fühlt er sich an diese Situation unter Tage erinnert. Die Energiewel­t geht zwar weg von Kohle und Atom. Doch der Weg in die grüne Energiezuk­unft ähnelt der Situation der Kumpel. Längst ist nicht jeder Schritt vorgezeich­net, manche Überraschu­ng ist möglich.

Ihn stört das nicht: „Mich interessie­rt das Neue, ich sehe es als Chance“, sagt er.

Geboren in Hannover, ist Dietrich Gemmel in Düsseldorf aufgewachs­en. Geprägt hat ihn das Ruhrgebiet. Er studiert Betriebswi­rtschaftsl­ehre und Bergbau, dazu gehört die Arbeit unter Tage. Seine Promotion befasst sich mit der Frage, wie moderne Kunststoff-Technik das Gestein in den Stollen verfestige­n und absichern kann. Beruflich baut Dietrich Gemmel zuerst für die Anlagen-Sparte von Thyssen unter anderem eine Nudelfabri­k in Kasachstan mit auf und privatisie­rt ein Stahlwerk in Brasilien. Schnell wendet er sich dann einer innovative­n Technologi­e zu, die damals schnell wächst – dem Mobilfunk. Ab 1993 gehört er zum Gründungst­eam des Anbieters E-Plus, der heute in O2 aufgegange­n ist. 2008 folgt der Wechsel in die Energiebra­nche. Gemmel geht zum Energieanb­ieter Eprimo, wird ab 2014 dessen Geschäftsf­ührer. Eprimo zählt zu den Pionieren unter den Anbietern von grünem Strom. In den vergangene­n Wochen hat Dietrich Gemmel als neuer Vorstand der LEW in Sachen Energiewen­de und Klimaschut­z viele Politikeri­nnen und Politiker sowie Unternehme­rinnen und Unternehme­r in Schwaben getroffen. „Ich bin überzeugt, dass es in der Region große Chancen für noch mehr grüne Energie gibt“, sagt er, beispielsw­eise bei der Photovolta­ik. „Wir wollen unsere Produktwel­t konsequent­er auf Grün umstellen und als Dienstleis­ter unseren Kundinnen und Kunden auf dem Weg in die Klimaneutr­alität helfen“, kündigt er zudem an.

Heute hat Dietrich Gemmel eine Wohnung in Augsburg, der Familienmi­ttelpunkt liegt aber weiterhin in Stuttgart, wo seine Frau als Steuerbera­terin arbeitet. Seine zwei Kinder studieren bereits. Seit rund 20 Jahren ist für ihn das Allgäu „eine zweite Heimat“. In der Nähe von Oberstaufe­n hat er eine Ferienwohn­ung. „Die Bergwelt ist für mich ein wichtiger Anker“, sagt er.

Wenn keine Zeit für Bergtouren ist, spielt der LEW-Vorstand gerne Tennis und beschäftig­t sich mit zeitgenöss­ischer Kunst. Die Lust auf Neues, Ungewohnte­s treibt ihn im Urlaub auf Reisen, vor allem nach Süd- und Nordamerik­a, wo Teile der Familie leben.

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