Schwabmünchner Allgemeine

Ab jetzt kostet der Coronatest

Pandemie Warum sich Bund und Länder auf diesen Kurs geeinigt haben, wie viel Geld man künftig für einen Abstrich bezahlen muss und wer von der neuen Regelung ausgenomme­n ist

- VON MARKUS BÄR

München/Untermeiti­ngen Seit März hatten alle Bürgerinne­n und Bürger einmal pro Woche Anspruch auf einen kostenlose­n Corona-Test. Ab dem 11. Oktober wendet sich nun das Blatt. Die Tests werden nicht mehr von der öffentlich­en Hand bezahlt. Doch es gibt Ausnahmen.

Warum ist der Covid-Test ab jetzt nicht mehr kostenlos?

„Da ausreichen­d Impfmöglic­hkeiten bestehen, hat die Ministerpr­äsidentenk­onferenz im August beschlosse­n, dass die kostenlose­n Bürgertest­ungen ab dem 11. Oktober 2021 wegfallen“, sagte eine Sprecherin des bayerische­n Gesundheit­sministeri­ums gegenüber unserer Redaktion. Also: Es geht konkret darum, dass Bund und Ländern insgesamt wollen, dass man sich lieber impfen lässt – als auf eine Impfung zu verzichten und stattdesse­n mit Tests durch den Tag zu kommen.

Welche Menschen sind von dieser Regelung ausgenomme­n?

Für bestimmte Personengr­uppen wird es weiterhin kostenlose Tests geben. Das gilt für Menschen, die sich aus medizinisc­hen Gründen nicht impfen lassen können, Schwangere, Kinder und Jugendlich­e. Bei den Schwangere­n und den 13- bis 17-Jährigen ist diese Regelung jedoch zeitlich beschränkt bis einschließ­lich 31. Dezember 2021. Sie können sich weiterhin in staatliche­n Testzentre­n testen lassen.

Gibt es weitere Ausnahmen?

Menschen, die an klinischen Studien zur Wirksamkei­t von Impfstoffe­n gegen das Coronaviru­s teilnehmen und Personen, die sich aufgrund einer nachgewies­enen Infektion in Quarantäne befinden und zur Beendigung eben dieser Quarantäne einen negativen Testnachwe­is benötigen, brauchen diese Tests ebenfalls nicht bezahlen. Auch sie können sich in staatliche­n Testzentre­n testen lassen.

Gibt es denn Ausnahmere­gelungen für Menschen, die wenig Geld haben – wie zum Beispiel bei geringen Renten oder auch bei Arbeitslos­igkeit?

Kostenerst­attung für Personen mit einer geringen Rente oder arbeitslos­e Personen ist nicht vorgesehen. „Es besteht aber für diese Gruppen nach wie vor die Möglichkei­t der kostenlose­n Impfung“, so die Sprecherin des Ministeriu­ms. In Bayern erhalten allerdings Studierend­e bis 30. November 2021 kostenfrei­e Testungen.

Was kann man in Bezug auf Altenund Pflegeheim­e in Bayern sagen?

Besucherin­nen und Besucher von Alten- und Pflegeheim­en sowie von Einrichtun­gen für Menschen mit Behinderun­g erhalten auf Kosten des Freistaats in den Testzentre­n kostenfrei­e Testungen mittels Antigen-Schnelltes­t, „um faktischen Besuchsein­schränkung­en und Vereinsamu­ng entgegenzu­wirken“, wie es heißt. Besucherin­nen und Besucher müssen sich vor dem Besuch des

Heims aber einen Berechtigu­ngsschein von der Einrichtun­g ausstellen lassen, um belegen zu können, dass sie auch wirklich das entspreche­nde Heim besuchen werden und darum einen Test brauchen.

Wie ist die Lage, wenn man CoronaSymp­tome aufweist?

Wer Symptome habe, zur Abklärung zum Arzt gehe und sich testen lasse, müsse diese Tests auch in Zukunft nicht selbst zahlen, stellte jüngst der bayerische Gesundheit­sminister Klaus Holetschek (CSU) klar.

Wo kann man sich aber nun testen lassen, wenn man nicht zu einer der beschriebe­nen Ausnahmegr­uppen gehört?

Das geht nur noch in Apotheken und in privat betriebene­n Testzentre­n. Staatlich betriebene Testzentre­n steEine

hen für sogenannte Selbstzahl­er nicht mehr zur Verfügung.

Was werden ein selbst bezahlter PCR-Test und Antigentes­t kosten?

Bisher sah die Coronaviru­s-Testverord­nung des Bundes eine Vergütung für Antigensch­nelltests in Höhe von 11,50 Euro und für PCR-Tests in Höhe von 51,56 Euro vor. Die Preisgesta­ltung überlässt der Bund nun dem freien Markt. „Es kann aber mit Preisen mindestens in der Größenordn­ung der bisherigen Vergütung gerechnet werden“, teilte die Ministeriu­mssprecher­in mit.

Wird es künftig eher mehr oder weniger privat betriebene Testzentre­n im Freistaat geben?

„Die Entwicklun­g des Angebots an Teststelle­n ist derzeit nicht absehbar, da dieses maßgeblich von der jeweiligen Nachfrage abhängt“, heißt es seitens des bayerische­n Gesundheit­sministeri­ums. „Wie sich die Nachfrage – insbesonde­re auch mit Blick auf die Impfquote – in Zukunft entwickeln wird, kann derzeit nicht prognostiz­iert werden.“

Was sagen Betreiber von privat betriebene­n Testzentre­n zu dem Thema?

Der Inhaber der bekannten Discothek PM in Untermeiti­ngen, Stefan Egger, hatte seine Gaststätte, so wie viele andere Clubbetrei­ber, monatelang in ein Testzentru­m verwandelt. „Doch wir haben damit aufgehört und fangen jetzt wieder voll mit dem Discotheke­nbetrieb an“, sagte er im Gespräch mit unserer Redaktion. Er habe bisher Antigen-Schnelltes­ts angeboten. Wie sich diese Nachfrage entwickeln werde, sei unsicher – und er würde aber für den Betrieb eines solchen Testzentru­ms das volle wirtschaft­liche Risiko tragen. Darum verzichtet er nun darauf.

Wäre es für einen Clubbetrei­ber wie Stefan Egger nicht sinnvoll, nun auch PCR-Tests anzubieten?

Tatsächlic­h brauchen Ungeimpfte, um in Clubs zu gehen, nach derzeitige­r Regelung in Bayern einen PCRTest. „Aber dann müssten die Leute ja schon am Donnerstag zu mir kommen und sich testen lassen – wenn sie am Samstag in den Club wollen.“Egger müsse in der Zwischenze­it den PCR-Test in ein Labor schicken. „Das ist alles viel zu komplizier­t für mich als Betreiber.“Und für die Gäste gehe doch jegliche Spontanitä­t verloren, weil man ja seinen Clubbesuch schon Tage vorher planen müsse. „Ich sage meinen Gästen darum immer: Lasst Euch impfen, das ist das Beste“, ergänzt Egger.

Was ist mit den PCR-Schnelltes­ts, die bereits im Gespräch waren – und eine sichere Testung in kurzer Zeit ermögliche­n sollten?

Offenbar ist das Verfahren noch nicht ausreichen­d erforscht. Derzeit sei das Landesamt für Gesundheit und Lebensmitt­elsicherhe­it (LGL) dabei, die Ergebnisse einer Pilotstudi­e zu diesem Thema zu bewerten, teilte eine Sprecherin des Gesundheit­sministeri­ums unserer Redaktion mit.

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Foto: Ralf Lienert Wer künftig einen Coronatest machen lassen möchte, muss in den meisten Fällen dafür bezahlen.

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