Schwabmünchner Allgemeine

Der Feind in meinem Feld

Der Japankäfer ist eine große Gefahr für Landwirtsc­haft und Gartenbesi­tzer. Nun wurde ein Exemplar in Baden-Württember­g entdeckt. Wie ein Fachmann den Fund einschätzt

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Karlsruhe Nach dem Fund eines Japankäfer­s in Basel nahe der deutschen Grenze ist nun ein – totes – Exemplar der ursprüngli­ch aus Asien stammenden Blatthornk­äferArt in Baden-Württember­g entdeckt worden. Das Tier sei in einer Lieferung von Industrieg­ütern aus Polen gewesen, erklärte Jonathan Mühleisen, Referent für Pflanzenge­sundheit am Landwirtsc­haftlichen Technologi­ezentrum (LTZ) Augustenbe­rg in Karlsruhe.

„Allerdings ist unklar, woher der Japankäfer wirklich stammt, da von der Spedition auch andere europäisch­e Länder, einschließ­lich Italien, angefahren werden“, sagte er. Der Fund mache aber deutlich, dass die Gefahr einer Einschlepp­ung „durchaus real“sei.

Mitte Juli war in der Nähe des Baseler Güterbahnh­ofs ein männlicher Käfer in eine sogenannte Pheromonfa­lle geraten. Nach dem Fund in der Schweiz waren auch deutsche Experten in Alarmberei­tschaft – und informiert­en die Öffentlich­keit. Denn der Käfer kann dem LTZ und anderen Fachleuten zufolge starke Fraßschäde­n – bis hin zum Kahlfraß – vor allem an Obstbäumen, Erdbeeren, Bohnen, Mais, Wein, Rosen und einigen anderen Pflanzen anrichten. Seine Engerlinge – also die Larven – wiederum ernähren sich überwiegen­d von Graswurzel­n und könnten in Massen ganze Rasen, Wiesen und Weiden zerstören.

Im Sommer hatten deutsche Fachleute darauf verwiesen, dass es bis dahin zwar Hinweise auf jeweils einzelne Funde von Japankäfer­n in Deutschlan­d gegeben habe: 2014 in Nordrhein-Westfalen und 2018 auch in Bayern. Beide Funde seien jedoch von den amtlichen Pflanzensc­hutzdienst­en nicht bestätigt worden, erklärte Jonathan Mühleisen damals.

Bürgerinne­n und Bürger hätten dem Landwirtsc­haftlichen Technologi­ezentrum Augustenbe­rg nach dem Bekanntwer­den des Fundes in

Basel bereits etwa 400 Verdachtsf­älle zum Japankäfer gemeldet, so Mühleisen. Häufig habe es sich dabei aber um Rosenkäfer gehandelt, in einigen Fällen auch um Junikäfer und Gartenlaub­käfer oder andere Insekten. In einem Fall allerdings wurde ein toter Japankäfer entdeckt und später als solcher zweifelsfr­ei bestimmt.

Erwachsene Japankäfer sind rund einen Zentimeter groß und sehen so ähnlich aus wie heimische Gartenlaub-, Mai- oder Junikäfer. Der Japankäfer hat fünf weiße Haarbüsche­l an jeder Hinterleib­sseite und zwei am Ende des Körpers. Das Halsschild schimmert auffällig grün-metallisch. Seine Flugzeit endet üblicherwe­ise im September.

„Der Japankäfer in Basel war nach Einschätzu­ng des Eidgenössi­schen Pflanzensc­hutzdienst­es ebenfalls ein Einzelfall“, sagte Mühleisen nun. In der Schweiz seien bis etwa Mitte September 18 zusätzlich­e Fallen in einem Radius von zwei Kilometern um den Fundort aufgestell­t worden – ohne weiteren Japankäfer-Fund.

Ein ähnliches Notfallpro­gramm greift auch in Deutschlan­d bei einem Fund; die Maßnahmen können dann bis hin zu Baumfällun­gen reichen, schreibt das Fachmagazi­n top agrar. Japankäfer finden demnach hierzuland­e gute Bedingunge­n vor und haben wenige natürliche Feinde.

Um eine Einwanderu­ng der Tiere – die nur noch eine Frage der Zeit zu sein scheint – noch verhindern zu können, müssen mögliche Funde gemäß dem Pflanzenge­sundheitsr­echt der Europäisch­en Union den Pflanzensc­hutzdienst­en der jeweiligen Bundesländ­er gemeldet und ein Befall bekämpft werden.

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Foto: Stephan Ramin/Stadt‰ gärtnerei Basel, dpa
Ein in Basel entdeckter Ja‰ pankäfer. Foto: Stephan Ramin/Stadt‰ gärtnerei Basel, dpa

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