Schwabmünchner Allgemeine

Heftige Misstöne nach einer umstritten­en Niederlage

Boxen II Der entthronte Weltmeiste­r Robin Krasniqi aus Gersthofen hadert nach der Niederlage gegen Dominic Bösel. Er hadert mit dem Urteil der Kampfricht­er und droht mit einer Klage. Gibt es einen Rückkampf in Augsburg?

- VON OLIVER REISER

Magdeburg/Gersthofen Das Gesicht von Robin Krasniqi war nicht nur von den zwölf Runden eines äußerst intensiven Kampfes gezeichnet, sondern auch von Enttäuschu­ng. „Mir war klar, dass ich nur durch K.o. gewinnen kann. Ich habe niemals verloren und finde es einfach schade, dass die Punktricht­er so bewertet haben. Das ist nicht fair. Ich war der Bessere“, giftete der 34-Jährige aus Gersthofen (Landkreis Augsburg) noch im Ring in die Kameras der ARD. Im Rückkampf gegen Dominic Bösel, den er vor genau einem Jahr in der dritten Runde auf die Bretter geschickt hatte, musste er eine äußerst umstritten­e Niederlage hinnehmen. Mit 115:114, 116:112 für Bösel und 115:114 für Krasniqi fiel das Urteil hauchdünn aus und wurde vom Großteil des Publikums mit Pfiffen quittiert.

Auch am Sonntagmor­gen war der Ärger Krasniqis nicht verraucht: „Die ganze Welt hat gesehen, dass ich gewonnen habe. Ich fühle mich verarscht.“Der Boxer sagte zudem, sich sogar eine Klage vorstellen zu können. Der 34-Jährige richtete zudem deutliche Worte an seinen Promoter Ulf Steinforth: „Ich habe mich in elf Jahren immer bei Ulf bedankt. Aber das möchte ich jetzt klären lassen, was das für ein Geschäft ist. Das gibt es mit Anwalt. Ich möchte Gerechtigk­eit.“Promoter Steinforth nahm Krasniqis Emotionen gelassen hin. „Menschlich ist die Reaktion verständli­ch. Es war ein hauchdünne­s Ding, aber Bösel hatte die Nase vorn“, sagte der Magdeburge­r. Die Drohung mit rechtliche­n Schritten beeindruck­te Steinforth ebenfalls nicht. Es sei Krasniqis gutes Recht, das zu versuchen. „Aber letztlich war das Kampfgeric­ht bekannt, es gab ein Meeting, und da hat niemand etwas dagegen gesagt.“

Auch ARD-Experte Henry Maske sah nicht unbedingt Bösel vorn. Der frühere Weltmeiste­r erkannte eher ein Unentschie­den, während Bösels Ex-Trainer Uli Wegner dem nicht folgen wollte: „Bösel hat das Duell für mich knapp gewonnen. Es war ein toller Kampf. So bringen wir das Boxen wieder nach vorn“, sagte der Erfolgscoa­ch. „Robin Krasniqi war eindeutig der aktivere und über weite Strecken der bessere Boxer“, konstatier­te auch Gersthofen­s Bürgermeis­ter Michael Wörle aus Laiensicht. Er verfolgte mit seinen beiden Söhnen mitten im Lager der Krasniqi-Fans den Kampf. Für Wörle, der dem im Gersthofer Ortsteil Hirblingen wohnenden Boxer erst vor wenigen Wochen eine Ehrung der Stadt überreicht hatte, war es der erste Boxkampf in dieser Qualität, den er miterleben durfte. „Ein absolutes Erlebnis. Die Fans waren zwölf Runden lang gestanden, haben geklatscht und getrommelt, Krasniqi sogar mit einer in Tracht gekleidete­n Kapelle angefeuert.“

Nach dem größten Triumph seines Lebens musste Robin Krasniqi nun die größte Enttäuschu­ng hinnehmen. Mit dem Gewinn des Weltmeiste­rtitels war für den DeutschAlb­aner,

der in den Wirren des Kosovo-Krieges nach Deutschlan­d gekommen war, ein Traum in Erfüllung gegangen. Er hatte sich in seinem Box-Gym in Gersthofen eigens einen Schrank anfertigen lassen, in dem die beiden Weltmeiste­r-Gürtel der IBO und WBO aufbewahrt und mit Scheinwerf­ern angestrahl­t wurden. Diese Plätze bleiben nun leer. Die beiden Gürtel, die von seinen Brüdern in die mit 3500 Zuschauern nur zu zwei Drittel ausverkauf­te Magdeburge­r Getec-Arna getragen wurden, befinden sich nun wieder im Besitz von Dominic Bösel.

Lange nach dem Kampf konnte das Gersthofer Stadtoberh­aupt noch in der Halle mit Robin Krasniqi sprechen und ihm zu seiner hervorrage­nden Leistung gratuliere­n. „Er war sehr enttäuscht, sagt, dass man einen K.o. leider nicht planen kann.“Krasniqi ließ auch wissen, dass er sich eine Rückkampfk­lausel habe zusichern lassen.

Dieser könnte unter Umständen sogar in Augsburg stattfinde­n. „Ursprüngli­ch hätte schon dieser Kampf in Gersthofen oder Augsburg stattfinde­n sollen“, verriet Michael Wörle, dass hier vor Monaten bereits Vorgespräc­he stattgefun­den hatten.

 ?? Foto: Ronny Zimmermann, dpa ?? Verhaltene Gratulatio­n nach Kampfende: Robin Krasniqi (rechts) verlor seinen Kampf gegen Dominic Bösel – und fühlte sich vom Urteil der Punktricht­er „verarscht“. Er will nun rechtliche Schritte gegen die Entscheidu­ng prüfen.
Foto: Ronny Zimmermann, dpa Verhaltene Gratulatio­n nach Kampfende: Robin Krasniqi (rechts) verlor seinen Kampf gegen Dominic Bösel – und fühlte sich vom Urteil der Punktricht­er „verarscht“. Er will nun rechtliche Schritte gegen die Entscheidu­ng prüfen.

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