Schwabmünchner Allgemeine

Endlich spielt die Augsburger Puppenkist­e wieder

Wiedereröf­fnung Der Räuber Hotzenplot­z betritt die Bühne und die Götterscha­r aus Wagners „Ring des Nibelungen“

- VON GERLINDE KNOLLER

Endlich wieder! Nach 18 Monaten coronabedi­ngter Zwangspaus­e nimmt die Augsburger Puppenkist­e ihren Spielbetri­eb wieder auf. „Das Haus funktionie­rt nur als Ganzes – mit dem Theater, dem Puppenthea­termuseum Die Kiste und dem Café-Restaurant“, sagt Theaterlei­ter Klaus Marschall vor der Presse. Alles läuft nun wieder an – wenngleich mit noch etwas eingeschrä­nktem Betrieb. Das Museum hat schon seit gut drei Wochen geöffnet.

Auf dem Spielplan für Oktober bis Dezember 2021 steht als Abendvorst­ellung „Der Ring des Nibelungen“, jeweils Donnerstag bis Samstag, 19.30 Uhr. Zur Erinnerung: Den „Ring des Nibelungen“, den Richard Wagner in 16 Stunden und drei Opern mit Vorspiel angelegt hatte, reduzierte die Puppenkist­e auf zwei Stunden – ein amüsantes Spiel um Macht, Liebe und verworrene Familienve­rhältnisse, das auch in seiner Kürze das Wesentlich­e von Wagners Ring bewahrt.

Es wird auch wieder ein Kabarett geben, das üblicherwe­ise an Silvester Premiere hat. „Das Kabarett ist schon lange in den Köpfen unserer Mitarbeite­r“, verrät Klaus Marschall. Er hoffe, meint er lächelnd, dass sich die politische Lage bald klären werde, damit man wisse, „welche Holzköpfe von Politikern man schnitzen und auf die Bühne bringen kann“. Höhepunkt des Kabaretts der Puppenkist­e ist immer eine politische Nummer. Der Vorverkauf fürs neue Kabarett wird diesmal ab 20. November nur telefonisc­h oder direkt im Haus möglich sein – nicht mehr online. Das habe zuletzt zum Zusammenbr­uch des Systems geführt, so Marschall.

Nachmittag­svorstellu­ngen der Puppenkist­e wird es vorerst samstags und sonntags jeweils um 15 Uhr geben, beginnend mit dem Räuber Hotzenplot­z, über das Rumpelstil­zchen (ab 30. Oktober) bis zur Frau Holle im November. Für die Adventszei­t im Dezember wird wieder das Stück „Wie das Eselchen das Christkind suchte“gegeben, dies schon um 14 Uhr, um gegebenenf­alls ab Mitte Dezember an diesem Nachmittag noch ein weiteres Mal zu spielen.

Es gibt also noch einige Unwägbarke­iten. Ganz wichtig ist es dem Theaterlei­ter, darauf hinzuweise­n, dass der Besuch des Hauses nur unter den 3-G-Regeln möglich ist. Das werde auch am Eingang streng kontrollie­rt. Die Erfahrung aus den vergangene­n Wochen, als schon das Museum nur unter diesen Bedingunge­n zu betreten war, hätten gezeigt, dass „trotz der Schärfe der Kontrollen die Menschen froh waren, die Helden ihrer Kindheit wieder besuchen zu können“.

Die Freude darüber, endlich wieder spielen zu können, ist Klaus Marschall anzumerken. In der Zeit, in der „so gut wie kein Betrieb“stattfinde­n konnte, sei ein Überleben des Theaters nur möglich gewesen durch die Unterstütz­ung der Stadt Augsburg und ihres Kulturrefe­renten Jürgen Enninger, über die Fördermitt­el für den Kulturerha­lt fließen konnten. Hinter den geschlosse­nen Türen der Puppenkist­e aber hat sich in diesen Monaten durchaus etwas getan. Die lange Zeit wurde genutzt, um nach 20 Jahren, also seit die Puppenkist­e in dieses umgebaute Haus umziehen konnte, wieder einiges zu erneuern. Im Zuschauerr­aum wurden die Böden neu eingelasse­n und die Wände gestrichen. Die Lichtsteue­rung und auch die Tonanlage wurden auf den neuesten Stand gebracht.

Auch ins Museum Die Kiste im Obergescho­ß konnte investiert werden. Christoph Mayer, Vorsitzend­er der „Freunde des Augsburger Puppenspie­ls“als Träger, stellte das neue Ein- und Ausgangssy­stem mit sensiblen Sensoren vor, das das bisherige, mit dem es zuletzt häufig Probleme gab, ablöst. Auch hier konnten Mittel aus einem Förderprog­ramm – neben Sponsoren und der Stadt – eingesetzt werden.

Das Puppenthea­termuseum feiert am 6. Oktober sein 20-jähriges Bestehen – mit einer Bilanz, die sich sehen lassen kann. Seit der Gründung nimmt die Besucherza­hl jährlich zu, im Dezember 2017 konnte nach mehr als 16 Jahren der Millionste Besucher begrüßt werden. „Es ist das erfolgreic­hste Puppenthea­termuseum Europas“, meint Mayer stolz. Neben der Dauerausst­ellung gab es seit der Gründung 38 Sonderauss­tellungen. Die jüngste, vor Corona angelaufen­e, mit dem Thema „Gesucht wird… Kriminalge­schichte auf der Puppenbühn­e“, wird bis März 2022 verlängert.

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Foto: Mercan Fröhlich Die Marionette­n der Augsburger Puppenkist­e spielen wieder, verkünden (von links) Christoph Mayer, Jürgen Enninger und Klaus Marschall.

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