Augsburger SPD will übers Wahlergebnis sprechen
In Teilen des Vorstands scheint man sich die Frage zu stellen, ob Ulrike Bahr weiter die Partei führen sollte. Eine Neuwahl steht ohnehin bald ins Haus
Der Vorstand der Augsburger SPD will am Montag in interner Runde über das Augsburger Ergebnis bei der Bundestagswahl und die Aufstellung in der Zukunft sprechen. Dabei könnte es auch um die Rolle von Parteivorsitzender und Direktkandidatin Ulrike Bahr gehen. Zwar hatte die SPD mit 19,2 Prozent der Zweitstimmen ein respektables Ergebnis erzielt und sich gegenüber 2017 um mehr als drei Prozentpunkte gesteigert, allerdings hätte sich mancher wohl mehr erhofft. Mit ihrem Erststimmenergebnis von 18,2 Prozent blieb Bahr, obwohl sie bereits seit acht Jahren im Bundestag sitzt und somit eine gewisse Bekanntheit hat, unter dem Zweitstimmenergebnis der Partei und schnitt damit – trotz Zugewinns der SPD – minimal schlechter ab als vor vier Jahren.
Die Treffen zur Aufarbeitung des Wahlkampfs und der Manöverkritik sowie zur Aufstellung für die Zukunft gibt es momentan in allen Parteien. Bahr erklärte bereits am Wahlabend, dass man bei der Interpretation des Augsburger Ergebnisses das Abschneiden der SPD in Bayern insgesamt im Hinterkopf haben müsse. Mit 18 Prozent liegt es in der Tat deutlich unter dem Bundesschnitt, gleichzeitig ist das Augsburger Ergebnis für eine Großstadt, in der sich viele soziale Fragen stellen, nicht berauschend. Bahr war geschwächt in den Wahlkampf gegangen, nachdem sie bei der Aufstellung der Landesliste entgegen vorheriger Absprache auf einen wenig
aussichtsreichen Platz gesetzt worden war. Angesichts der Zugewinne der SPD im Wahlkampf reichte der Listenplatz aber doch für einen Einzug in den Bundestag.
Dass es am Montag eine offene Rücktrittsforderung an Bahr, die seit 2010 Parteichefin ist, geben wird, ist eher unwahrscheinlich, auch wenn Teile des Vorstands wohl eine Erneuerung begrüßen würden. In der Augsburger SPD steht demnächst aber ohnehin eine Neuwahl des Vorstands an. Die aktuelle Vorstandsriege ist seit April 2018 im Amt, die turnusgemäße Neuwahl im vergangenen Jahr fiel coronabedingt flach. Womöglich im November soll neu gewählt werden. Insofern dürfte das Treffen am Montag vor allem ein Stück weit als Stimmungstest zu verstehen sein. Bahr selbst wollte sich im Vorfeld der Sitzung nicht äußern.