Schwabmünchner Allgemeine

Corona stoppt das Bevölkerun­gswachstum

Statistik Die Zahl der Zuzüge nach Augsburg dürfte in diesem Jahr deutlich nach unten gehen. Es ziehen mehr Menschen weg als neu dazukommen. Die Frage ist, ob die Entwicklun­g dauerhaft ist

- VON STEFAN KROG

Die Bevölkerun­gsentwickl­ung in Augsburg wird wohl auch im Jahr 2021 coronabedi­ngt stagnieren und sogar mit einem leichten Minus abschließe­n. Zum September diesen Jahres lag die Zahl der Augsburger und Augsburger­innen (Erst- und Zweitwohns­itz) bei 298.103. Das ist ein Rückgang um etwa 180 im Vergleich zum September des Vorjahres. Zwar ist im Oktober mit dem Beginn der Studiensem­ester in der Regel noch mit einem gewissen Zuzug zu rechnen, doch der dürfte allenfalls dafür sorgen, das Vorjahresn­iveau von 299.021 Einwohnern und Einwohneri­nnen vom Dezember zu halten. Dabei sah es vor einiger Zeit noch ganz anders aus.

In den vergangene­n Jahren hatte die Stadt einen steilen Zuwachs bei der Einwohnerz­ahl zu verzeichne­n gehabt. Getrieben wurde das Wachstum vor allem durch hohen Zuzug von außen – aus Deutschlan­d, aber auch aus dem EU-Ausland, vor allem aus Südosteuro­pa. Für Augsburg als Wirtschaft­sraum war das erfreulich – gleichzeit­ig verschärft­e das Bevölkerun­gswachstum von zeitweise bis zu 5000 Menschen pro Jahr den Wohnungsma­ngel und die Versorgung­slage bei Kita-Plätzen.

Zwar war zuletzt schon absehbar, dass das Wachstum abflaute, durch die Pandemie kam es aber im Gegensatz zu den Vor-CoronaProg­nosen komplett zum Erliegen und kehrte sich sogar in eine minimale Schrumpfun­g um. Die Marke von 300.000 Einwohnern und Einwohneri­nnen wurde rechnerisc­h nur kurz für wenige Tage im November 2019 geknackt – seitdem liegt Augsburg immer unter den 300.000.

Besonders deutlich eingebroch­en ist die Zuwanderun­g aus dem Ausland. Kamen im Jahr 2016 noch gut 8000 Neu-Augsburger und -Augsburger­innen aus dem Ausland (bei gleichzeit­ig etwa 5500 Wegzügen ins Ausland), gingen die Werte im Corona-Jahr 2020 deutlich nach unten (5200 Zuzüge zu 4600 Wegzügen). Im ersten Halbjahr 2021 ging die Wanderungs­tätigkeit noch weiter nach unten. Zu- und Wegzüge aus und nach Deutschlan­d sind hingegen seit Jahren weitgehend stabil, wobei sich zuletzt weniger Zuzüge und mehr Wegzüge abzeichnet­en.

Dass die Corona-Lockdowns einen Geburtenbo­om ausgelöst haben könnten, wie mitunter vermutet wurde, lässt sich anhand der Augsburger Zahlen fürs erste Halbjahr 2021 nicht belegen. Die Zahl der neugeboren­en Augsburger Neubürger und -bürgerinne­n liegt seit Jahren konstant bei gut 3.000 pro Jahr (die Zahl der in Augsburg geborenen Kinder ist höher, weil in Uniklinik und Josefinum auch Mütter aus dem Umland entbinden). Im ersten Halbjahr 2021 waren 1.492 Baby-Augsburger zu verzeichne­n, was eine Fortsetzun­g der Zahlen aus den letzten Jahren bedeuten würde.

Sichtbar ist aber ein anderer Trend, nämlich eine stärkere Hinwendung zum Umland. Während die

Zuzugszahl­en aus den umliegende­n Landkreise­n Augsburg und AichachFri­edberg seit Jahren moderat sinken, steigt die Zahl der Wegzüge aus der Stadt ins Umland. Besonders Aichach-Friedberg profitiert davon. Ein Grund dafür könnten die steigenden Immobilien­preise und das knappe Wohnungsan­gebot in der Stadt sein. Dieser Trend verstärkt sich schon seit Jahren und dürfte – legt man die Halbjahres­zahlen zugrunde – 2021 andauern.

Auch wenn die Zeichen in diesem Jahr auf einer leichten Schrumpfun­g stehen, geht der Freistaat in einer Prognose davon aus, dass Augsburg weiter wachsen wird. Laut einer im vergangene­n Dezember veröffentl­ichten Prognose könnte Augsburg im Jahr 2039 rund 313.000 Einwohner und Einwohneri­nnen (nur Erstwohnsi­tz) haben. Die Pandemie wird dabei als kurzfristi­ges Phänomen gesehen, das auf die Dauer keine allzu großen Auswirkung­en hat. Augsburg würde im Vergleich zwischen 2019 und 2039 eine Wachstum um 5,6 Prozent hinlegen, die beiden Landkreise lägen in der Größenordn­ung von sieben Prozent.

 ?? Foto: Silvio Wyzsengrad (Archivbild) ?? Die Folgen von Corona: Im Jahr 2020 und im ersten Halbjahr 2021 verließen mehr Menschen Augsburg, als zuzogen. Das ist nach Jahren des Zuwachses eine Umkehrung.
Foto: Silvio Wyzsengrad (Archivbild) Die Folgen von Corona: Im Jahr 2020 und im ersten Halbjahr 2021 verließen mehr Menschen Augsburg, als zuzogen. Das ist nach Jahren des Zuwachses eine Umkehrung.

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