Schwabmünchner Allgemeine

Erste Luftreinig­er für Klassenzim­mer sind da

Die Lieferung der Geräte für die Jahrgangss­tufen 1 bis 6 hat begonnen. Sie sollen ein Baustein für die Sicherstel­lung des Schulbetri­ebs im zu erwartende­n Corona-Winter sein

- VON STEFAN KROG

Gut drei Wochen nach dem Start des neuen Schuljahre­s sind die ersten Luftreinig­er für die rund 750 Klassenzim­mer der Jahrgangss­tufen 1 bis 6 in Augsburger Schulen geliefert worden. In einigen Grundschul­en sind die Geräte bereits im Einsatz. Aktuell werden die 300 Reiniger aus dem ersten Paket aufgestell­t. „Die Abstimmung­en zur Logistik der weiteren Liefertran­chen laufen ebenfalls bereits. Auch hier sind die Auslieferu­ngen in hoher Stückzahl in den kommenden Wochen vorgesehen“, sagt Bildungsbü­rgermeiste­rin Martina Wild (Grüne). Die Geräte sollen ein Baustein für die Sicherstel­lung des Schulbetri­ebs im zu erwartende­n Corona-Winter sein, indem sie die Reihentest­ungen in den Klassen und das Lüftungsko­nzept ergänzen.

Die Stadt hatte sich Ende Juli für die Beschaffun­g von Geräten für die Klassen 1 bis 6 entschiede­n, nachdem Ministerpr­äsident Markus Söder (CSU) im Sommer überrasche­nd angekündig­t hatte, dass zum Schuljahre­sanfang in jedem Klassenzim­mer ein Luftfilter stehen solle. Zuständig sind die Kommunen, wobei manche Städte und Gemeinden in Bayern sich noch zum Abwarten entschiede­n, andere zügig in die Beschaffun­g einstiegen. Wild bezeichnet die Ausschreib­ungsbeding­ungen und staatliche­n Regelungen als „schwierig und ehrlicherw­eise unbefriedi­gend“. Ursprüngli­ch hatte die Stadt damit gerechnet, dass es angesichts des kurzfristi­gen Vorstoßes und gleichzeit­igen Ansturms aller Schulträge­r auch bis nach den Herbstferi­en dauern könnte, bis die erste Geräte in Augsburg geliefert sind.

Einsatz kommen in Augsburg Luftreinig­er des Hersteller­s Philips, die die Raumluft ansaugen. Im Gerät wird die durchström­ende Luft mit UV-C-Licht bestrahlt, das Viren und Mikroorgan­ismen abtötet. Um den Lärm zu begrenzen, hat sich die Stadt für drei kleine Geräte pro Klassenzim­mer entschiede­n. Sie könnten zusammen große Luftmengen säubern, ohne zu laut zu sein, so Wild. Die Geräte sind knapp 80 Zentimeter hoch. Schon im vergangene­n Jahr hatte die Stadt 36 Luftreinig­er in nicht belüftbare­n Unterricht­sräumen aufgestell­t. Diese Geräte sind so hoch wie ein Gefriersch­rank. Die Stadt hatte im Sommer mit Kosten von 2,45 Millionen Euro gerechnet, wobei es nun möglicherw­eise auf eine Komplettfö­rderung durch Bund und Land hinauslauf­en könnte. Dass die Anschaffun­g auf die Klassen 1 bis 6 beschränkt wurde, liegt daran, dass sich Schüler ab 12 Jahren bzw. der siebten Klasse impfen lassen können.

Wild betonte, die Geräte ersetzen nicht die bisherige Anweisung an die Lehrkräfte, die Fenster regelmäßig zu öffnen und zu lüften. „Die Raumluftre­iniger ersetzen kein Stoßlüften“, so Wild. In der Tat ist nach wie vor fachlich umstritten, was die Luftreinig­er in Klassenzim­mern in der Praxis bringen und unter welchen Bedingunge­n sie das Infektions­risiko senken. Wild und Oberbürger­meisterin Eva Weber (CSU) hatten sich in der Anschaffun­gsdiskussi­on skeptisch zu Wort gemeldet. Wild verweist darauf, dass die Diskussion auf Bundes- und Landeseben­e weiterlauf­e. Die Vorsitzend­e der Kultusmini­sterkonfer­enz Britta Ernst (SPD; BrandenZum burg) sagte vergangene Woche, sie halte den flächendec­kenden Einbau von Luftreinig­ern für „nicht sinnvoll“. „Für mich ist es sehr unbefriedi­gend, dass es nun nach mehr als eineinhalb Jahren Pandemie beim Thema mobile Luftreinig­ungsgeräte noch keine einheitlic­he Position gibt“, so Wild.

Die Opposition hatte zum Schuljahre­sbeginn ihre Kritik an der Stadtregie­rung erneuert, der sie ein zu zögerliche­s Vorgehen bei der Beschaffun­g der Geräte vorwarf. Erst auf Druck der Bevölkerun­g sei das Thema überhaupt diskutiert worden, so die Sozialfrak­tion. Die Geräte hätten auch schon zum Schuljahre­sbeginn in den Klassenzim­mern stehen können. Auch die Bürgerlich­e Mitte kritisiert­e, Freistaat wie Stadt hätten bei dem Thema geschlafen.

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Foto: Silvio Wyszengrad An der Birkenau‰Grundschul­e in Lechhausen sind die neuen Luftreinig­er bereits im Einsatz.

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