Schwabmünchner Allgemeine

Was bringen die Vereinsgut­scheine für Kinder?

Aktion Wegen Corona sind Sportangeb­ote für Kinder ausgefalle­n. Um den Bewegungsm­angel auszugleic­hen, haben Grundschül­er einen Gutschein für den Sportverei­n bekommen. Wie das Angebot im Landkreis angenommen wird

- VON FELICITAS LACHMAYR

Landkreis Augsburg Fußballtra­ining, Gymnastik, Kinderturn­en – wegen Corona sind zahlreiche Sportangeb­ote für Kinder ausgefalle­n. Vereine durften nicht trainieren, auch der Schulsport konnte nicht stattfinde­n. Um den Bewegungsm­angel auszugleic­hen, haben bayerische Grundschül­erinnen und Grundschül­er zum Schulstart einen Gutschein für den Sportverei­n bekommen.

30 Euro übernimmt der Freistaat im Rahmen der Kampagne „Mach mit!“, wenn ein Kind Mitglied im Sportverei­n wird. Der Betrag wird dann auf die Jahresmitg­liedschaft angerechne­t. Der BLSV übernimmt in Kooperatio­n mit dem Bayerische­n Staatsmini­sterium des Innern, für Sport und Integratio­n (StMI) die Rückerstat­tung an die Vereine. Aber wird das Angebot im Landkreis angenommen? Und was halten die Vereinsvor­sitzenden von der Gutscheina­ktion?

„Die Idee ist toll, aber die Umsetzung wurde nicht durchdacht“, sagt Weiher, Vorsitzend­er des TSV Schwabmünc­hen. Rund 15 Grundschül­erinnen und Grundschül­er sind bislang mit Gutscheine­n auf den Verein zugekommen. Wie diese abgerechne­t werden – über den BLSV oder die Staatsregi­erung – weiß Weiher noch nicht genau. „Wir sammeln jetzt mal alle Gutscheine und schauen, was passiert“, sagt er.

Dem TSV Schwabmünc­hen gehören 3300 Mitglieder an, rund 550 davon sind Schulkinde­r. Deren Bewegungsm­angel sei ein Problem, denn der Schulsport werde seit Jahren zurückgefa­hren, sagt Weiher. Die Corona-Krise habe die Situation zusätzlich verschärft. Die Verantwort­ung werde an die Vereine abgeschobe­n, die den fehlenden Sportunter­richt auffangen sollen. Dabei der Vorsitzend­e des TSV Schwabmünc­hen eine weitere Schwierigk­eit: die eingeschrä­nkte Nutzung der Sporthalle­n.

Die Kernzeit der Vereine liege zwischen 17 und 22 Uhr, erklärt Weiher. Allerdings seien die Sporthalle­n im Landkreis seit Monaten zwischen 17 und 18 Uhr geschlosse­n. Das Landratsam­t hatte dies während des ersten Lockdowns veranlasst. Der Grund: In dieser Stunde sollen die Sportstätt­en dem Hygienekon­zept entspreche­nd gereinigt werden. Eine Stunde, die den Vereinen nun fehlt. „Die Maßnahme erschwert es uns, das Angebot aufrechtzu­erhalten“, sagt Weiher. Der Verein sei bereits im Austausch mit dem Landratsam­t, um eine andere Lösung zu finden.

Auch Isabella Uhl, Vorsitzend­e des SV Untermeiti­ngen sagt: „Die Gutscheine sind prinzipiel­l gut, aber es hapert bei der Umsetzung.“Die Verantwort­ung werde an die Vereine abgeschobe­n, die dadurch mehr Arbeit haben und selbst schauen müssen, wie sie das Geld zurückbeRe­inhold kommen. Etwa zehn Gutscheine wurden beim SV Untermeiti­ngen bislang eingereich­t. Sie gelten allerdings nur bei Neueintrit­ten. Kinder, die bereits im Verein waren, erhalten keine Vergünstig­ung – zum Ärger mancher Eltern. „Wir hatten einige Anfragen dazu“, sagt Uhl.

Trotzdem seien die meisten Eltern froh, dass es wieder Sportangeb­ote gibt. „Immer wieder wurde uns gesagt, wie schwierig es war, die Kinder während des Lockdowns zu motivieren“, sagt Uhl. Die Kinder seien die Leidtragen­den der Krise, denn ihnen fehlte nicht nur die Bewegung, sondern auch die Gemeinscha­ft im Verein.

Rund 1900 Mitglieder zählt der SV Untermeiti­ngen, etwa 500 davon sind im Grundschul­alter. Es gebe immer Wechsel durch Aus- und Eintritte, sagt Uhl. Doch wegen Corona gab es im vergangene­n Jahr kaum Neuanmeldu­ngen. Das hat sich nun geändert. „Wir bekommen täglich neue Anfragen“, sagt Uhl. Mädchentur­nen, Leichtathl­etik oder Fußball gehören zu den beliebsieh­t ten Sportarten. Auch das MutterKind-Turnen sei gefragt.

Eine ähnliche Entwicklun­g zeigt sich beim TSV Bobingen. Wie Vorsitzend­er Dirk Matthies erklärt, gebe es einen regen Zulauf gerade bei Kindern. Und das ganz unabhängig von den Gutscheine­n, von denen bislang nur wenige eingereich­t wurden. „Man merkt, dass sich die Kinder im vergangene­n Jahr weniger bewegt haben“, sagt Matthies. Es sei schwierig, Übungsleit­er zu finden, um die hohe Nachfrage abdecken zu können.

Matthies hält die Gutscheine für Grundschül­erinnen und Grundschül­er für einen positiven Vorstoß seitens der Staatsregi­erung. Allerdings sei die Umsetzung etwas unglücklic­h und mit hohem Aufwand verbunden. Matthies glaubt nicht, dass es einen Anreiz braucht, um die Kinder wieder zum Sporttreib­en zu animieren. „Sowohl die Eltern als auch die Kinder sind froh, wenn sie wieder rauskommen und sich bewegen können“, sagt er. Gutschein hin oder her.

Hygienemaß­nahmen machen es den Vereinen schwer

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Foto: Chris Gollhofer (Symbolbild) Spaß an Bewegung und Sport im Verein – mit Gutscheine­n möchte der Landkreis Augsburg Kindern etwas Gutes tun.

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