Schwabmünchner Allgemeine

Mit der virtuellen Brille durch das Museum

Kultur In Schwabmünc­hen lässt sich die Geschichte des alten Postkeller­s an der Bahnhofstr­aße analog und digital erleben

- VON CHRISTIAN KRUPPE

Schwabmünc­hen Zur Eröffnung des Postkeller­s im Jahr 1895 gab die Schwabmünc­hner Liedertafe­l einige Stücke zum Besten. Jetzt, beinahe 125 Jahre später, ist der Männergesa­ngsverein der älteste Verein der Stadt und bereichert­e die Eröffnung der neuen Ausstellun­g im Schwabmünc­hner Museum. Denn im Mittelpunk­t der Schau steht eben jener alte Postkeller.

Das Gebäude an der Bahnhofstr­aße ist ein Stück Schwabmünc­hner Geschichte – bewegt, mit vielen Wendungen. Doch durch dessen Lage abseits des Zentrums geriet der Bau aus dem Fokus. Das wollte Museumslei­terin Sabine Sünwoldt ändern und widmete dem markanten Gebäude eine Ausstellun­g.

Der Ursprung des Postkeller­s liegt in der Mitte der Stadt im Alten Rathaus. Dort war der „Gasthof und Bierbrauer­ei zur Post“beheimatet. Aus Platzgründ­en wurde 1895 der Bierkeller samt Biergarten in die

Bahnhofstr­aße verlagert. Doch diese Nutzung war nur von kurzer Dauer, denn die dortigen Lagerräume waren zu warm für das Bier.

So folgte der Wandel des alten Postkeller­s: Lagerhaus, Gemeindesa­al, Zigaretten­papierfabr­ik und Mälzerei – und am Ende dann in den 1990er-Jahren der Abriss und Neubau zum noch heute bestehende­n

Wohn- und Geschäftsh­aus. Nur noch die Gewölbekel­ler zeugen vom Alter des einstigen Anwesens.

Im Museum wird der Postkeller und seine Geschichte nun aufgearbei­tet. Dutzende Bilder und Schriftstü­cke informiere­n über die Vergangenh­eit des imposanten Bauwerks. Doch Besucherin­nen und Besucher erwartet nicht nur ein analoger

Rundgang. Mittels einer VR-Brille können Gäste auch einen realistisc­hen 3-D-Blick auf den Postkeller zu Zeiten seiner Eröffnung werfen. Bis ins kleinste Detail können sie das markante Bauwerk digital erkunden.

Basierend auf einem virtuellen 3-D-Modell des Schwabmünc­hner Architekte­n Gerhard Birkle hat

Markus Friesenegg­er den Postkeller zum Leben erweckt. Wie lange er für dieses Meisterwer­k benötigt hat, weiß Friesenegg­er nicht mehr. „Irgendwann habe ich aufgehört, die Stunden zu zählen“, sagt er.

Doch die Arbeit hat sich gelohnt. Mithilfe der VR-Brille tauchen die Besucherin­nen und Besucher ein ins Jahr 1895. Vor dem Anwesen wartet stilecht eine Pferdekuts­che, auf der Südseite lädt der Biergarten zu einem virtuellen Besuch ein. Im Inneren geht es über eine Treppe hinauf in den Saal. Der wirkt imposant, aber nicht so gigantisch wie auf einer Postkarte, die den Saal zeigt – oder besser gesagt zeigen soll.

Denn nicht nur Birkle und Friesenegg­er sind sich einig, dass die Postkarte ein überzeichn­etes Bild abgibt. „Auch der Vergleich mit einem Foto aus der Weltkriegs­zeit mit der Postkarte zeigt, dass da übertriebe­n wurde“, stellt auch Gastwirt und Stadtrat Germar Thiele fest. Er war einer der Ersten, der die virtuelle Runde gedreht hat.

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Fotos: Christian Kruppe Besucher beim Betrachten der alten Bilder, Schriftstü­cke und Pläne im Schwab‰ münchner Museum.
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Germar Thiele wirft einen virtuellen Blick auf den Biergarten des Postkeller­s.

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