Bobinger Kirchen und Moschee im Miniaturformat
Mit detailreichen Modellbauten will Islamlehrer Ahmet Tutam Brücken schlagen und Kinder zum Basteln animieren. Drei seiner Modelle stehen nun in der Grundschule und in der Mittelschule in Bobingen. Was ihn daran so begeistert
Bobingen Mit Modellbauten Brücken schlagen – das will Islamlehrer Ahmet Tutam an der Bobinger Laurentiusgrundschule und der Dr.Jaufmann-Mittelschule bewirken. Der Modellbauer hat beiden Schulen detailgetreue und lebensechte Nachbauten im Miniaturformat geschenkt. In der Dr.-Jaufmann-Mittelschule steht die Bosporusbrücke, die Orient und Okzident verbindet. „Wir sind zwar alle unterschiedlich, haben aber trotzdem Gemeinsamkeiten, die uns verbinden“, sagt Ahmet Tutam.
Dieses Denken sollen auch seine Modelle in der Laurentiusgrundschule widerspiegeln: die katholische Pfarrkirche St. Felizitas, die evangelische Dreifaltigkeitskirche und die Bilal Habesi Moschee. „In meinem Islamunterricht geht es auch um den Ablauf in den anderen Gotteshäusern“, erklärt der gläubige Muslim. Er stehe für Inklusion und das gemeinsame Miteinander. Das wolle er den Schülern vermitteln: „Wir müssen uns respektieren und kennenlernen, dann können wir uns mit allen Unterschieden mögen.“
Seine Modelle sollen die Schüler dazu anregen, sich über die anderen Kulturen und Religionen Gedanken zu machen. Dabei nimmt es Tutam sehr genau: Alle Gebäude sind im Maßstab 1:100 entstanden und detailgetreu nachgearbeitet. Schon in die Vorbereitung seiner Projekte investiert der Bastler viel Zeit. Von allen Seiten fotografiert er die Gebäude, überfliegt sie im Vorfeld sogar mit einer Drohne, um Aufnahmen von oben machen zu können. „Sonst sieht man die Dächer nicht richtig“, erklärt er. Nichts darf fehlen, sogar der Gullideckel auf der Straße vor der evangelischen Kirche bekommt im Modell seinen Platz.
Um alles originalgetreu nachbauen zu können, lässt sich Tutam viel einfallen. So sorgt beim Dach der Friedenskapelle schwarzer Pfeffer für Struktur. Die Straßen dagegen sind aus bemaltem Schleifpapier, die Dachziegel auf der Pfarrkirche aus einem Fliegennetz, vermischt mit Holzleim und vermahlenen Mienen von roten Holzstiften.
Gerne verwendet der Islamlehrer auch vermeintliche Abfälle für seine Modellbauten. „Aus dem Gehäuse kaputter Drucker lassen sich wunderbar Fensterrahmen herstellen“, sagt er. „Das Material lässt sich gut schneiden und splittert nicht.“Fast alles stellt Tutam für seine Modelle selbst her, einzig Autos, Fahrräder und Menschenfiguren kauft er im Rund zwei Monate braucht Tutam für die Bastelarbeit. „Ich mache das gern, es ist wie eine Sucht“, erklärt er. „Manchmal gehe ich am Wochenende zum Basteln in den Keller und arbeite die ganze Nacht.“
Müde werde er nicht, denn es macht ihm einfach Spaß. Diese Begeisterung möchte Tutam an seine Schüler weitergeben. „Viele kommen in die Schule und können nicht mal richtig mit einer Schere schneiden“, sagt er. Die Motorik gehe mit den digitalen Spielmöglichkeiten verloren.
Bestaunen die Schüler die Modelle, so animiert der Lehrer sie, es selbst zu versuchen oder mit Legosteinen kreativ zu werden. „Ich möchte ihnen vermitteln, dass man mit Geduld, einem Plan und genauGeschäft. em Arbeiten alles schaffen kann“, sagt Tutam. Immerhin liegen seine Anfänge ebenfalls beim Spiel mit Bausteinen in der Kindheit. Schon damals interessierte er sich für Architektur und baute nach, was er auf der Straße sah. Noch heute freut er sich, wenn ihm ein Modell möglichst naturgetreu gelingt. Dafür nimmt er auch einiges an Geld in die Hand. Trotzdem hat Tutam seine Modelle den Schulen geschenkt. Denn die Schüler sollen sich davon inspirieren lassen.
Er selbst plant schon das nächste Projekt: „Ich möchte gerne das Bobinger Rathaus bauen, dafür brauche ich aber erst Pläne und eine Flugerlaubnis für meine Drohne“, sagt er. Eines ist aber jetzt schon sicher: Das Ergebnis kann sich sicherlich sehen lassen.