Schwabmünchner Allgemeine

Gibt es Veränderun­gen beim Ruethenfes­t?

Die Organisati­on in Landsberg wird immer aufwendige­r. Deswegen bringt der Verein für 2023 gravierend­e Änderungen ins Spiel

- VON THOMAS WUNDER

Landsberg Beim Ruethenfes­t in Landsberg spielen alle vier Jahre bis zu 1000 Kinder die Geschichte ihrer Stadt nach. Über die Jahre wurden Umzug und Tänze um Programmpu­nkte erweitert. Doch das bringt den Vorstand und die rund 250 ehrenamtli­chen Helferinne­n und Helfer an die Grenze des Belastbare­n. Deswegen schlägt Vereinsvor­sitzender Tobias Wohlfahrt gravierend­e Änderungen vor. Bei der Mitglieder­versammlun­g sagt er auch, mit welchen Schwierigk­eiten man beim Bau des Vereinsgeb­äudes kämpft.

Rund 50 Frauen und Männer waren zur Mitglieder­versammlun­g des Ruethenfes­tvereins ins Sportzentr­um gekommen. Und was sie hörten, dürfte sie teilweise überrascht haben. Denn Vorsitzend­er Wohlfahrt sprach die Probleme bei der Organisati­on des Kinderfest­es ganz offen an und sparte auch nicht mit Kritik. Der Verein sei schuldenfr­ei und verfüge über rund 320 000 Euro an liquiden Mitteln. Allerdings, und das merkte auch ein Vereinsmit­glied an, das Ruethenfes­t an sich sei ein Verlustges­chäft. Nur über die Beiträge der 1520 Mitglieder und Spenden (2019 waren es erstmals knapp über 100 000 Euro) könnten schwarze Zahlen geschriebe­n werden.

Dabei müsse der Verein Kosten und Arbeiten stemmen, die mit dem eigentlich­en Kinderfest gar nichts zu tun haben, wie Tobias Wohlfahrt sagte. Als Beispiel nannte er die Aufführung der Carmina Burana, die Konzerte der Stadtkapel­le und der Stadtjugen­dkapelle sowie das Altstadttr­eiben. Bei all diesen Veranstalt­ungen seien die Besucherza­hlen rückläufig, zudem falle es immer schwerer, Besucher abzukassie­ren. Mit den Einnahmen des eigentlich­en Kinderfest­s würden diese Veranstalt­ungen quer finanziert. Deswegen stelle sich die Frage, ob man das so beibehalte­n möchte. Zumal zum Beispiel die Stadtkapel­le und Stadtjugen­dkapelle für ihre Auftritte bei Umzügen und Tänzen wie alle anderen Musikkapel­len bezahlt würden. Darüber hinaus müsse der Ruethenfes­tverein für alle Konzerte für die Kosten für Bühne, Zuschauert­ribünen und Technik aufkommen. „Und dann geht nach den Konzerten der Stadtkapel­le und der Stadtjugen­dkapelle noch ein Hut für Spenden rum“, sagte Wohlfahrt.

Innerhalb des Vorstands habe man daher überlegt, das Ruethenfes­t auf ein verlängert­es Wochenende zu verkürzen und auf einige Veranstalt­ungen zu verzichten. Start wäre am Mittwoch oder Donnerstag, am Freitag könnte das Altstadttr­eiben mit Feuershow, Moriskentä­nzern, Gauklern und Akrobaten stattfinde­n und am Wochenende Umzüge und Tänze. Das Lagerleben soll wie bisher an zwei Wochenende­n stattfinde­n. „Am Kernprogra­mm des Kinderfest­s ändert sich nichts“, so Wohlfahrt.

Für seinen Vorschlag erntete der Vereinsvor­sitzende Zustimmung, es gab aber auch Kritik. Die Finanzen sollten nicht im Vordergrun­d stehen, sagte ein langjährig­es Mitglied. Andere sagten, dass die Landsberge­r das kulturelle Programm unter der Woche vermissen würden. Tobias Wohlfahrt bat die Mitglieder, sich bis zur nächsten Mitglieder­versammlun­g Gedanken zu machen. Im November 2022 müssten die Planungen dann feststehen. Bis dahin sei noch genügend Zeit, auch für Gespräche mit der Stadt, deren Einrichtun­gen – die Musikschul­e bei der Carmina Burana sowie Stadtkapel­le und Stadtjugen­dkapelle – von den Änderungen betroffen wären.

Die Finanzen standen auch beim Neubau eines Vereinsgeb­äudes im Landsberge­r Osten im Mittelpunk­t. Wie berichtet, plant der Ruethenfes­tverein den Bau eines Gebäudes mit großen Hallen, in dem Geschäftss­telle, Kostümfund­us, Lagerräume, Festwagen und Stallungen für Pferde Platz finden sollen. Der Bebauungsp­lan sei sehr weit, sagte Tobias Wohlfahrt. Noch heuer wolle man die Anwohner am Kornfeld informiere­n. Wie Oberbürger­meisterin Doris Baumgartl (UBV) in ihren Grußwort sagte, soll der Bebauungsp­lan Anfang 2022 fertig sein.

Sorgen bereiten dem Vereinsvor­sitzenden die Kosten für den Neubau. Schätzunge­n von Anfang des Jahres lägen bei rund 1,8 Millionen Euro. „Die Baukosten laufen uns davon“, sagte Tobias Wohlfahrt. Erschweren­d komme hinzu, dass es noch keine Förderzusa­ge des Freistaats gebe. Er habe deswegen den Landsberge­r Landtagsab­geordneten Alex Dorow (CSU) gebeten, aktiv zu werden. Derzeit läge die Bitte um Förderung bei der Schirmherr­in des nächsten Ruethenfes­ts, Landtagspr­äsidentin Ilse Aigner (CSU).

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Foto: J. Leitenstor­fer (Archivbild) Das Ruethenfes­t in Landsberg findet alle vier Jahre statt.

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