Mindelburg so bedeutsam wie Neuschwanstein
Wahrzeichen Die Mindelburg ist nun ganz offiziell ein „national bedeutsames Denkmal“. Das ist nicht nur ein schöner Titel, sondern bringt der Stadt zudem entscheidende Vorteile
Mindelheim Die Mindelheimer haben es wahrscheinlich schon immer geahnt: Ihre Burg ist nicht nur für die Stadt bedeutsam, sondern weit darüber hinaus. Die offizielle Bestätigung dafür gab es aber – wie die Stadt jetzt öffentlich gemacht hat – erst vor wenigen Tagen: Laut dem Landesamt für Denkmalpflege handelt es sich bei der Mindelburg um ein „national bedeutsames Denkmal“. Sie steht damit beispielsweise in einer Reihe mit Schloss Neuschwanstein. „Das ist nicht nur ein schöner Titel, sondern hat auch entscheidende Vorteile“, sagt Bürgermeister Stephan Winter.
Denn der neue Titel ist mit weitreichenderen Fördermöglichkeiten verbunden, als dies bislang der Fall war. „Es ist nicht so, dass wir sonst gar nichts bekommen hätten“, sagte Winter. Aber, so Kulturamtsleiter Christian Schedler: „Es tut jeder Topf gut, der zusätzlich angezapft werden kann.“Wie viel Geld nötig sein wird, um die Burg zu sanieren und dort wie geplant ein Burg- und das Stadtmuseum einzurichten, ist aber noch völlig offen. Laut Markus Fischer, dem Leiter des Mindelheimer Heimatmuseums, läuft derzeit das Vorprojekt, in dem beispielsweise untersucht wird, wie es um die Statik und die Elektroinstallation bestellt ist. Mit den Ergebnissen und damit einer ersten ungefähren Bausumme rechnet die Stadt frühestens im ersten oder zweiten Quartal kommenden Jahres.
Schon vor der Erhebung zum national bedeutsamen Denkmal stand die Mindelburg auf der bayerischen Denkmalliste und außerdem unter dem Schutz der Haager Konvention: Im Falle eines Krieges dürfte die Burg demnach nicht angegriffen werden. Dass sie auch über Schwaben und Bayern hinaus bedeutsam sein könnte, lag für die interdisziplinäre Forschergruppe, die die Burg seit diesem Januar intensiv untersucht und der auch Christian Schedler angehört, nahe. Sie wollte sich nach Abschluss ihrer Arbeiten um den Titel bewerben. „Aber dann haben uns die Ereignisse etwas übererzählt Schedler. Im Sommer nämlich besuchte der CSU-Bundestagsabgeordnete Stephan Stracke die Burg, erfuhr von den Überlegungen der Forscher und nahm umgehend Kontakt mit dem Generalkonservator des Bayerischen Landesamts für Denkmalpflege auf. Und der kam in seinem Gutachten schon jetzt zu dem Ergebnis, dass die Forscher mit ihrer Vermutung richtig lagen: Die Mindelburg ist national bedeutsam.
Das liegt zum einen daran, dass sie – wie erst seit Kurzem bekannt ist – schon deutlich früher gebaut wurde als bisher angenommen: „Es gab schon eine Mindelburg vor 1125“, sagte Schedler. Bislang ging man davon aus, dass sie erst rund 35 Jahre später bezogen wurde. Außerdem stammen nicht nur die Grundmauern aus dem Hochmittelalter, sondern auch große Teile des Palas. Bei diesem handelt es sich um den frühesten monumentalen Profanbau dieser Größe in Ziegelbauweise nördlich der Alpen. „Das ist eine Inrollt“, kunabel der Baugeschichte seit der Romanik“, so Schedler. Auch dass die Burg immer Mittelpunkt der Herrschaft Mindelheim war, heute vergleichbar mit dem Fürstentum Liechtenstein, ist für ihren jetzigen Rang entscheidend. Ebenso wie ihre Bewohner im Übrigen: Die Herzöge von Teck, die ab 1360 auf der Burg lebten, rangierten gleich nach Kaisern und Königen. Später beehrte Kaiser Maximilian, ein Freund der Frundsbergs, die Stadt gleich 24 Mal mit seinem Besuch und regierte von hier aus. „Weil dort oben so wichtige Herren saßen und regiert haben, ist die Mindelburg so wichtig“, fasste Schedler zusammen. Paracelsus war hier und auch Johann Staupitz, der Seelenführer von Martin Luther. „Das war ein geistesgeschichtlicher Brennpunkt“, so Schedler, der – wie vermutlich auch viele Mindelheimer – gespannt ist, was die jetzigen Untersuchungen noch alles zutage bringen. „Die Geschichte der Burg wird ja jetzt erst richtig erforscht“, sagte Bürgermeister Winter. Zuvor war die Vorgehensweise eher eine romantisierende und die Geschichtsforschung längst nicht so weit wie heute. „Die Burg war halt immer unser schönes Wahrzeichen, aber man hat nie in die Tiefe geschaut“, so Winter. „So ein Bauwerk in einer kleinen Provinzstadt zu haben, das ist einfach schön.“
Die Burg ist allerdings nicht das einzige Denkmal mit nationalem Rang im Unterallgäu: Neben der Mindelburg dürfen sich auch die Benediktinerabtei Ottobeuren, das Vöhlinschlösschen in Frickenhausen und das Fuggerschloss in Babenhausen mit dem Titel schmücken, der nur eine Stufe unter dem UnescoWeltkulturerbe steht.
Bis die Sanierung der Mindelburg abgeschlossen ist, können noch einige Jahre ins Land gehen, schätzt Schedler. Wenn dann aber alles fertig ist, wird davon die ganze Stadt profitieren, ist Winter überzeugt. „Es muss ja nicht gleich wie in Neuschwanstein werden“, scherzte er. „Aber wir versuchen schon, die Burg für die Stadt nutzbar zu machen.“