Schwabmünchner Allgemeine

Oxford hat seinen Platz gefunden

Der Engländer fühlt sich in der Innenverte­idigung am wohlsten. Seit er dort spielt, werden seine Leistungen immer besser. Privat ist er zurückhalt­end und bleibt am liebsten daheim

- VON MARCO SCHEINHOF

Viel kennt Reece Oxford von Augsburg noch nicht. Er bleibe am liebsten daheim, sagt er und lacht. Computersp­iele, Essen vom Italiener um die Ecke, Ruhe – das gefällt dem 22-Jährigen. Er wohnt alleine, das kenne er von seiner Zeit in Mönchengla­dbach. Das mache ihm nichts aus, ganz im Gegenteil. Der Engländer genießt die Zeit daheim. Manchmal geht er mit Teamkolleg­en essen, mit Ruben Vargas oder Niklas Dorsch. Zu Hause aber fühle er sich am wohlsten. Zumal London ja ohnehin nur schwer mit Augsburg zu vergleiche­n sei.

In Englands Hauptstadt ist Oxford aufgewachs­en, in Tottenham hat er mit dem Kicken angefangen. 2011 wechselte er zu West Ham United. Sein Talent blieb nicht verborgen. Er war in vielen U-Mannschaft­en des englischen Nachwuchse­s dabei. Zeitweise sogar als Kapitän. Seit 2019 ist er beim FC Augsburg unter Vertrag, zuvor war er von West Ham United ausgeliehe­n.

In der Jugend hat er in der Innenverte­idigung begonnen. Als er zu den Profis hochkam, rutschte er ins Mittelfeld. Auf die sechs, also dem defensiver­en Teil des Zentrums. Dabei fühlt er sich in der Abwehr wohler, wie er mehrfach betont. So wie jetzt beim FCA. Markus Weinzierl hat ihn in die Dreierkett­e gestellt. Neben Jeffrey Gouweleeuw und derzeit Robert Gumny. „Der

Schritt in die Innenverte­idigung war genau richtig“, sagt Oxford. Auch beim FCA hat er lange im Mittelfeld gespielt. Mal zentral, mal auf der rechten Seite. Er war auf der Suche nach der richtigen Position. Auch deshalb hat er sich schwergeta­n. Immer wieder wirkte sein Spiel fehlerhaft. Nicht wenige fragten sich, warum der FCA Oxford einen Vertrag bis 2023 gegeben hat. Die Zweifler dürften nun immer weniger werden. In dieser Saison gehört er mit einer Quote von 71 Prozent gewonnener Duelle zu den zweikampfs­tärksten Spielern der Bundesliga. „Ich habe auch in der harten Anfangspha­se nie bereut, nach Augsburg zu gehen. Es liegt immer an einem selbst“, sagt er.

Die Dreierkett­e, die Weinzierl derzeit beim FCA spielen lässt, kommt Oxford entgegen. „Die Außenverte­idiger können sich da immer offensiv einschalte­n, dadurch kann man mehr attackiere­n“, sagt er. Bislang verläuft die FCA-Saison in Wellen. „Wir haben in einigen Spielen etwas die Struktur verloren nach Gegentoren. Dann bekommen wir Probleme. Anderersei­ts hatten wir auch schon einige Spiele ohne Gegentor. Wir arbeiten an der Konstanz“, sagt er. Punktemäßi­g sei der Start nicht gut gewesen. „Als Team brauchen wir Resultate“, so Oxford. Positive natürlich. Am besten schon am Sonntag (17.30) im Heimspiel gegen Arminia Bielefeld. „Ich mag solche Spiele“, sagt der Verteidige­r.

Enge Partien, die vor allem für den Kopf eine Herausford­erung sind. Er erwartet einen harten Kampf, den der FCA annehmen müsse. „Wir wissen, dass wir die drei Punkte brauchen“, sagt Oxford.

Vergangene Woche war er leicht erkältet. Rechtzeiti­g zum Testspiel gegen Regensburg war er zurück. Nun ist er wieder vollkommen gesund. Er sitzt in einer Loge der WWK-Arena. Oxford wirkt entspannt. Er kommt gerade vom Krafttrain­ing. „Ich brauche noch mehr Muskeln“, sagt er und lacht. Er trainiere hart dafür, Körperlich­keit ist in der Bundesliga wichtig.

Mit der deutschen Sprache tut er sich noch schwer. Er versteht gut, Sprechen aber ist schwierig. Die Aussprache bremst ihn. Und sein Hang zum Perfektion­ismus. Er will keine Fehler machen. Alltäglich­es wie Einkaufen und Essengehen kriegt er hin. Die lange Konversati­on sei das Problem, auch weil er etwas schüchtern sei und sich nicht so recht an die fremde Sprache traue. Auf dem Platz hat er keine Probleme mit der Verständig­ung. „Die Fußballspr­ache ist einfach“, sagt er. Links, rechts, vorwärts, rückwärts oder mein Ball, diese Ausdrücke sind für ihn auf Deutsch kein Problem. Mehr muss nicht sein. Einsilbigk­eit schadet im Fußball nicht.

Zumal er in der Defensivre­ihe in guter Gesellscha­ft ist. Auch Iago auf links und Raphael Framberger auf rechts sind keine Lautsprech­er. Mit

Gouweleeuw kann er englisch sprechen, mit Gumny auch. Am lautesten ist Rafal Gikiewicz. „Er ist sehr leidenscha­ftlich. Manchmal übertreibt er“, sagt Oxford und lacht, „man braucht aber solche Spieler.“Er dagegen ist ruhig. „Ich will immer konzentrie­rt und fokussiert sein“, sagt er. Große Gefühle zeigt er auf dem Platz nicht.

Mit seinen 22 Jahren sei er auf dem Platz „noch weit weg von der Perfektion, aber in meiner Entwicklun­g auf einem guten Weg“. Von Woche zu Woche werde es besser. Er brauche Spielzeit, um seinen Rhythmus zu finden. Von Trainer Markus Weinzierl ist er überzeugt. „Er hat immer einen guten Plan für uns“, sagt er. Auch wenn der nicht immer aufgeht. Für den weiteren Saisonverl­auf ist der Engländer optimistis­ch. „Ich hoffe, wir können am Ende in der oberen Hälfte der Tabelle landen“, sagt er. Und sein persönlich­es Ziel? „So viele Spiele wie möglich zu bestreiten und eine Chance in der Nationalma­nnschaft. Das ist der Traum von jedem Fußballer.“Oxford weiß, dass in England die Konkurrenz groß ist. Und dass es für Spieler, die nicht in der Premier League aktiv sind, besonders schwer ist.

Wie lange er noch in Augsburg bleiben wird? Sein Vertrag läuft bis 2023. Die Premier League ist natürlich eine Option. Er sagt aber: „Ich konzentrie­re mich auf das Hier und Jetzt beim FC Augsburg.“

 ?? Foto: Ulrich Wagner ?? Reece Oxford hat gute Laune. Er hat sich zu einer festen Größe in der Innenverte­idigung des FC Augsburg entwickelt und zuletzt starke Leistungen gezeigt. Dabei hatte er noch zu Saisonbegi­nn wegen einer Meniskusve­rletzung gefehlt, er war operiert worden.
Foto: Ulrich Wagner Reece Oxford hat gute Laune. Er hat sich zu einer festen Größe in der Innenverte­idigung des FC Augsburg entwickelt und zuletzt starke Leistungen gezeigt. Dabei hatte er noch zu Saisonbegi­nn wegen einer Meniskusve­rletzung gefehlt, er war operiert worden.

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