Schwabmünchner Allgemeine

Breitbanda­usbau: Bleibt in Pfersee eine Lücke?

Infrastruk­tur Der Stadtteil wird derzeit von der Telekom mit Glasfaser versorgt. Ganz Pfersee? Nein: In einem Gebiet rechnet sich der Ausbau offenbar nicht. Die Anwohner sind sauer. Was die Stadt dazu sagt

- VON FRIDTJOF ATTERDAL

In Pfersee kann man in den kleineren Wohnstraße­n gerade jede Menge Straßenbau­aktivität erleben. Die Telekom verlegt dort Glasfaserl­eitungen und macht den Stadtteil damit fit fürs Digitalzei­talter. Allerdings profitiert nicht ganz Pfersee von den Arbeiten. Der Bereich zwischen Fröbelstra­ße, Bürgermeis­ter-Bohl- und Leitershof­er Straße kommt nicht in den Genuss des schnellen Internets. Dort bleibt erst mal alles beim Alten – offenbar aus wirtschaft­lichen Gründen.

Bis Ende 2021 baut die Telekom Glasfaser-Anschlüsse für rund 10.200 Haushalte im Stadtteil Pfersee, heißt es in einer Pressemitt­eilung des Unternehme­ns zu Jahresbegi­nn. Die Stadt Augsburg und die Deutsche Telekom hätten entspreche­nde Absichtser­klärungen unterschri­eben. Die Kosten des Ausbaus trägt die Telekom. Auch Oberbürger­meisterin Eva Weber wird in der Mitteilung zitiert: „Corona zeigt, wie wichtig schnelles Internet ist. Eltern und Kinder gleichzeit­ig in virtuellen Terminen, da braucht es eine stabile und leistungsf­ähige Internetve­rbindung. Ich begrüße es daher sehr, dass Glasfasera­nschlüsse in Pfersee entstehen“, so die Oberbürger­meisterin in der Mitteilung.

Man habe sich enorm gefreut, als es hieß, Pfersee werde mit Glasfaser ausgestatt­et, sagt Anwohner Johann Staudinger. „Unser Internet ist so schlecht, dass Filme aus der Mediathek regelmäßig stehen bleiben“, berichtet er. Doch dann sickerte durch, dass seine wie auch die benachbart­en Straßen wohl von der Telekom nicht bedacht werden. „Ich kann nicht verstehen, warum hier reine Schreibtis­chentschei­dungen gefällt werden, ohne dass die Menschen vor Ort gefragt werden“, ärgert sich Staudinger.

Sein Nachbar Andreas Hartmann hat bei der Telekom nachgefrag­t und die Antwort bekommen, der Bereich sei durch den Mitbewerbe­r Kabel Deutschlan­d sehr gut versorgt. Dagegen sei vonseiten der Telekom dort kaum Infrastruk­tur vorhanden, weshalb das Unternehme­n aus wirtschaft­lichen Gründen von einem

Ausbau absehe. „Dieser Verweis auf Kabelansch­lüsse ist natürlich schon deshalb problemati­sch, weil diese nur eine recht geringe Upload-Bandbreite bieten und mithin für die Nutzung im Homeoffice nicht sonderlich geeignet sind“, sagt er. Dass ein Ausbau nur bei einer gewissen Teilnehmer­quote lohnt, sei nachvollzi­ehbar. Es sei jedoch für die Anwohner unverständ­lich, dass im Bereich zwischen Fröbelstra­ße, Bgm.-BohlStraße und Leitershof­er Straße bei den Anwohnern nicht zumindest abgefragt wurde.

Von der Deutsche Telekom AG heißt es auf Anfrage, man lege das Ausbaugebi­et selbststän­dig fest. Dabei sei eine Reihe von Faktoren für die Entscheidu­ng wichtig. So werde beachtet, welche Versorgung in diesem Gebiet bereits durch die Telekom gewährleis­tet werde, welche Leerrohrka­pazitäten vorhanden und wie viele Kunden mit dem Ausbau zu erreichen seien. Der Ausbau des Gebietes sei jedenfalls noch nicht abgeschlos­sen. Wer nicht warten möchte, könne sich von der Telekom auch einen Glasfasera­nschluss bauen lassen.

Diesen Hinweis finden die Bewohner der ausbaufrei­en „Insel“im Stadtteil „deplatzier­t“. „Das läuft ja auf die Aufforderu­ng hinaus, der Telekom quasi privat die Erschließu­ng des Viertels zu finanziere­n“, wundert sich Hartmann. „Der Erstauftra­ggeber trägt die vollen Kosten, die Telekom kann dann im Umfeld die weiteren Anschlüsse billig vermarkten“, vermutet der Anwohner.

Der Stadt sind die Wünsche aus Pfersee bekannt, sie könne allerdings nur bedingt etwas tun, heißt es aus dem Wirtschaft­sreferat. „Die Stadt hat hier lediglich die Rolle der Genehmigun­gsbehörde gemäß dem Telekommun­ikationsge­setz für die Nutzung des öffentlich­en Straßenrau­ms“, so das Referat. Unter Federführu­ng des Wirtschaft­sreferates wurden Verwaltung­sverfahren derart digital gestaltet, dass die Entscheidu­ngszeiten erheblich reduziert werden konnten. „Damit konnten Telekommun­ikationsun­ternehmen bewegt werden, überhaupt erst in Augsburg auszubauen.“

„Die an uns herangetra­genen Wünsche und Bürgeranli­egen wurden wunschgemä­ß zeitnah an unsere Ansprechpa­rtner der jeweiligen Telekommun­ikationsun­ternehmen mit eigener Infrastruk­tur zur eigenständ­igen Prüfung weitergele­itet“, heißt es aus dem Wirtschaft­sreferat. Im Hinblick auf das genannte Gebiet habe die Telekom signalisie­rt, dieses nochmals hinsichtli­ch eines weiteren Glasfasera­usbaus zu prüfen.

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Foto: Sina Schuldt, dpa (Symbolbild) In Pfersee werden gerade mehr als 10.000 Haushalte mit Glasfaser ver‰ sorgt.

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