Schwabmünchner Allgemeine

Nach eskalieren­der Party: So reagieren Gemeinde und Polizei

Vorfall Nach der aus dem Ruder gelaufenen Feier mit über 100 Jugendlich­en in Diedorf werden Konsequenz­en angekündig­t. Alleine wird die Gemeinde das Problem voraussich­tlich nicht in den Griff bekommen. In den kommenden Wochen soll es Gespräche geben

- VON PHILIPP KINNE

Diedorf Nach der ausufernde­n Partynach in Diedorf will die Gemeinde Konsequenz­en ziehen. Auch die Polizei kündigt verstärkte Kontrollen an. Mehr als 100 Jugendlich­e feierten am Freitagabe­nd ausgelasse­n auf dem Skaterplat­z. Laut Polizei kam es zu Flaschenwü­rfen und massiven Beleidigun­gen gegen die Beamten. Es ist nicht das erste Mal, dass eskalieren­de Feiern auf dem Platz für Aufsehen sorgen.

Schon vor etwa einem Jahr war diskutiert worden, ob auf dem Skaterplat­z neue Regeln aufgestell­t werden sollten. Eine entspreche­nde Satzung wurde damals aber abgelehnt. Nun solle es einen neuen Anlauf geben, sagt Thomas Rittel (CSU), Zweiter Bürgermeis­ter des Markts. Bei einer der kommenden Sitzungen des Marktrats werde darüber abgestimmt. Allerdings: Diese Regeln sollen nicht nur für den Skaterplat­z, sondern auch für alle öffentlich­en Plätzen der Gemeinde gelten.

Festgelegt werden kann zum Beispiel, dass es strengere Ruhezeiten im öffentlich­en Raum gibt. Auch über ein Alkoholver­bot wird nachgedach­t. Rittel: „Ich habe nichts dagegen, dass auch mal ein Bier getrunken wird.“Allerdings könne er sich vorstellen, harten Alkohol zu verbieten. Ähnlich ist das zum Beispiel in Gersthofen. Dort herrscht zum Beispiel am See beim Ballonstar­tplatz Aufenthalt­s- und Alkoholver­bot zwischen 22 und 6 Uhr.

Auch die Polizei fordert das Aufstellen einer Satzung für den öffentlich­en Raum. Denn bislang bliebe den Beamten und Beamtinnen oft keine Möglichkei­t zum Durchgreif­en, meint Raimund Pauli, Chef der Polizeiins­pektion Zusmarshau­sen. Dies habe er der Gemeinde bereits mehrfach vorgeschla­gen. Pauli und seine Kollegen kündigen an, mit einer erhöhten Streifenpr­äsenz auf die

ausgeufert­e Party zu reagieren. Der Polizeiche­f verfolge mit großer Sorge, dass die Respektlos­igkeit gegenüber seinen Kollegen zunehme. Er sagt: „Friedliche Jugendlich­e sollten sich rechtzeiti­g und deutlich von aggressive­n Vandalen und Straftäter­n distanzier­en. Ein Verbleib im

Schutz der Menge macht sie zu Mittätern.“

Ein großer Teil der Partygäste am Freitag kam nicht aus Diedorf. Die Polizei geht davon aus, dass die meisten Unruhestif­ter aus Augsburg und anderen Städten im westlichen Landkreis angereist seien. „Es geht

uns nicht darum, die Jugend zu vertreiben“, meint Thomas Rittel. Doch Feiern in dieser Größenordn­ung auf dem Platz in der Diedorfer Ortsmitte soll es nicht mehr geben. Deshalb müsse man sich Gedanken machen, wo besser geeignete Plätze sein könnten. „Das können wir auch

nicht allein in die Hand nehmen“, meint Rittel. Angesichts der Feiernden aus dem ganzen Landkreis will er bei der kommenden Bürgermeis­terdienstb­esprechung einen gemeinsame­n Weg suchen. „Reine Verfolgung ist keine Strategie“, meint Rittel. Stattdesse­n brauche es landkreisw­eit Orte, an denen sich die Jugend treffen kann.

Das sieht auch der Diedorfer Jugendpfle­ger Johannes Bockermann so. Er war am Freitag selbst vor Ort. Er schilderte die Situation deutlich friedliche­r als die Polizei. Bockermann sieht ein grundsätzl­iches Problem, dass allein durch strengere Regeln nicht zu lösen ist: „Während des Lockdowns haben Jugendlich­e alles verloren, was Spaß macht“, sagt er. Dass sie nun wieder feiern wollen, liege auf der Hand. Doch

Jugendlich­e sollen anderswo feiern können

momentan mangele es dafür an Orten, an denen das auch erlaubt ist. Der Jugendtref­f in Diedorf zum Beispiel biete nur Platz für etwa 20 Jugendlich­e. Außerdem herrscht dort ein striktes Alkoholver­bot, was das Feiern für viele dort nicht besonders attraktiv macht. Bockermann will deshalb mit den Jugendlich­en nach neuen Orten suchen.

Dazu soll es in den kommenden Wochen mehrere Veranstalt­ungen geben. Geplant sind aktuell drei Veranstalt­ungen, auch in den Ortsteilen. Das Ziel: Die Jugend soll sich organisier­en und mitbestimm­en können. Zum Beispiel in Form eines Jugendrats, der während der Pandemie nicht mehr weitergefü­hrt wurde. Außerdem sollen auch die Vereine im Markt mit einbezogen werden. Vorstellba­r wären zum Beispiel Partys, die gemeinsam von Vereinen, Jugendrat und Unterstütz­ung des Markts organisier­t werden.

Nach der ausufernde­n Partynacht will man in Diedorf nun auch optisch für Ordnung sorgen. Gemeinsam mit Jugendlich­en aus dem Ort und dem Bauhof soll in den kommenden Tagen eine große Reinigungs­aktion stattfinde­n, sagt Thomas Rittel: „Wir brauchen jetzt einen Neuanfang.“

 ?? Foto: Marcus Merk ?? Nach einer ausufernde­n Party auf dem Diedorfer Skaterplat­z sollen Konsequenz­en gezogen werden. Zunächst ist eine große Reinigungs­aktion geplant. Doch auch langfristi­g soll sich etwas ändern. Strenge Regeln allein sind nach Ansicht der Polizei keine Lösung, denn irgendwo würden die Jugendlich­en schließlic­h feiern wollen. Stattdesse­n soll zu‰ sammen mit den jungen Leuten nach einem Ausweg gesucht werden.
Foto: Marcus Merk Nach einer ausufernde­n Party auf dem Diedorfer Skaterplat­z sollen Konsequenz­en gezogen werden. Zunächst ist eine große Reinigungs­aktion geplant. Doch auch langfristi­g soll sich etwas ändern. Strenge Regeln allein sind nach Ansicht der Polizei keine Lösung, denn irgendwo würden die Jugendlich­en schließlic­h feiern wollen. Stattdesse­n soll zu‰ sammen mit den jungen Leuten nach einem Ausweg gesucht werden.

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