„Amtsmüde bin ich noch lange nicht“
Halbzeit im Rathaus: Bobingens Bürgermeister Klaus Förster spricht von positiven Erinnerungen und Zielen – er verrät auch, worauf er in dieser Zeit gerne verzichtet hätte.
Wenn Sie an die vergangenen drei Jahre im Rathaus zurückdenken, was außer Corona fällt Ihnen noch ein?
Klaus Förster: Corona hat fast zeitgleich mit meiner Amtszeit begonnen. Es waren schwere Zeiten, die natürlich auch jetzt an erster Stelle der Gedanken stehen. Aber es gab auch viel Positives in diesen drei Jahren. Zum Beispiel die wunderbare Erfahrung, dass man trotz der Distanz näher zusammengerückt ist. Alle im Ehrenamt haben versucht, die Vereine und die Organisationen zusammenzuhalten. Wir haben so viel Gutes in dieser Zeit erschaffen. Unglaublich war der Start nach den Einschränkungen und die Dankbarkeit und Freude, die man den Menschen dann von den Augen ablesen konnte. Der Zusammenhalt in unserer Stadt war in den letzten drei Jahren großartig.
Im Rückblick auf die jüngsten drei Jahre: Was ist Ihre positivste Erinnerung?
Förster: Es gibt viele positive Erinnerungen. Ich bin für das gute Miteinander hier in Bobingen sehr dankbar und unendlich stolz, dass ich in unserer Stadt Bürgermeister sein darf. In besonderer Erinnerung ist mir jede einzelne Trauung, die ich in unserer Stadt begleiten durfte. Es sind für mich wundervolle Momente, die ich nicht missen möchten. Viele positive Erinnerungen habe ich an die Besuche der Senioren in den Pflegeheimen oder den Kindern in den Schulen und Kindertagesstätten. Diese Generationen hatten es in Pandemiezeiten besonders schwer. Diese Begegnungen der Dankbarkeit und Freude werden mir unvergessen bleiben.
Und auf welche Erfahrung hätten Sie verzichten können?
Förster: Natürlich auf Corona und deren Maßnahmen. Auch auf diese schweren Krisenzeiten mit Krieg, der noch nie so hoch gewesenen Inflationsrate oder den derzeitigen Fachkräftemangel hätte ich gerne verzichtet. Das wird wahrscheinlich jeder auf diese Frage antworten. Aber mein Amt ist kein Wunschkonzert, und so habe ich mich allem gestellt, und das werde ich auch weiterhin tun.
Welches Projekt, das bislang liegen geblieben ist, wollen Sie in den nächsten drei Jahren noch anpacken?
Förster: Es sind viele meiner persönlichen Vorhaben, Wahlversprechen und einige tolle Projekte liegengeblieben, die ich aufgrund der Pandemie, deren Folgen und der derzeitigen Wirtschaftskrise auch weiterhin nicht umsetzen kann. Das ist im Moment aus den genannten Gründen einfach nicht
drin. Priorität hat auf jeden Fall ein Hallenbad, ein zukunftsfähiges Krankenhaus und auch eine vorübergehende Lösung für eine Geburtenstation. Im Moment sind Projekte leider keine Frage der Wünsche und Träume, sondern ein bedachtes und vorausschauendes Handeln der Notwendigkeit, der Priorität und der finanziellen Grenzen.
Im Heimatcheck unserer Zeitung hat Bobingen sehr gute Noten bekommen. Einzig zum Verkehr kamen sehr viele Klagen. Was können Sie als Kommunalpolitiker tun, um die Verkehrssituation zu verbessern?
Förster: Wir arbeiten intensiv an der weiteren Ausarbeitung des Mobilitäts- und Nahverkehrskonzepts. Dabei legen wir viel Wert auf die Beteiligung unserer Bürgerinnen und Bürger, die sich in Bürgerworkshops einbringen und damit direkten Einfluss auf die politischen Entscheidungen nehmen können.
Ich denke, da sind wir auf einem guten gemeinsamen Weg.
Werden Sie in drei Jahren wieder fürs Bürgermeisteramt kandidieren
oder sind Sie schon amtsmüde?
Förster: Ich gehe jeden Tag voller Freude und Begeisterung und nach wie vor mit großer Dankbarkeit für das geschenkte Vertrauen der Bobingerinnen und Bobinger an meine Arbeit. Amtsmüde bin ich noch lange nicht. Ich setze mich jeden Tag mit all meinen Möglichkeiten und mit ganzem Herzen für das Wohl unserer Menschen und für die Weiterentwicklung unserer Stadt ein. Die Frage, ob ich erneut kandidiere, ist für mich derzeit kein Thema. Es sind schwere Zeiten, die da auf uns zukommen und denen muss jeder erst einmal gewachsen sein. Mit Demut und Respekt stelle ich mich diesen Herausforderungen. Ob ich allen Anforderungen gerecht werde, werden wir sehen, und erst dann ist Zeit zu fragen, ob ich der richtige Bürgermeister in Bobingen für weitere sechs Jahre bin. Hier geht es nicht um mich, sondern um das Wohl der Stadt und ihrer Menschen.