Schwabmünchner Allgemeine

Geschichte­n aus sechs Jahrzehnte­n Fußball‰Oberhaus

Dorfkicker

- VON ANDREAS SCHÄFER

Eine beliebte Fußball-Quiz-Frage: Wie ist der Name der größten Stadt, die noch nie in der Bundesliga gespielt hat? Die Antwort: Bonn. Kein Verein aus der ehemaligen Bundeshaup­tstadt mit aktuell gut 330.000 Einwohnern hat je im Oberhaus gespielt. Für den Bonner SC hat es in den 1970er Jahren lediglich zu einem kurzen Aufenthalt in der Nordstaffe­l der 2. Bundesliga gereicht.

Und auf der anderen Seite? Was war wohl der kleinste Standort der Bundesliga­geschichte? Nun, es war ein Münchener Vorort, der sich nicht „Stadt“nennen, nicht einmal die Bezeichnun­g „Markt“führen darf. In der von 25.000 Menschen bewohnten Gemeinde Unterhachi­ng, genauer gesagt im Sportpark, wurde von 1999 an zwei Spielzeite­n lang erstklassi­g gekickt. Vor allem in der Premierens­aison machte die SpVgg von sich reden, als sie am letzten Spieltag mit 2:0 gegen Leverkusen gewann und Bayer so die Meistersch­aft vermieste. Übersichtl­ich geht es auch bei der TSG Hoffenheim zu. Das namensgebe­nde Dorf kommt zwar lediglich auf 3300 Einwohner, gehört aber zur rund 36.000 Menschen zählenden Stadt Sinsheim. Der dritte Platz auf dem Podest gehört übrigens dem saarländis­chen Homburg mit rund 42.000 Einwohnern. Der dort ansässige FC 08 war in den 1980er Jahren insgesamt drei Jahre erstklassi­g.

ansch

Baden ist ja ein recht eigenartig­es Gebilde. Vom Bodensee zieht es sich im Südwesten der Republik als schmaler Streifen an der Schweiz entlang bis Lörrach, folgt dann Richtung Norden dem Rhein und der deutsch-französisc­hen Grenze, vorbei an Freiburg, Baden-Baden und Karlsruhe und macht dann bei Heidelberg und Mannheim noch einen kleinen Schwung Richtung Nordosten – dort passiert man auch das Städtchen Sinsheim. Im dortigen Ortsteil Hoffenheim hat sich vor etlichen Jahren dank der finanzkräf­tigen Unterstütz­ung von SAP-Gründer Dietmar Hopp ein veritables Fußballmär­chen ereignet. Die heimische TSG kletterte aus den Tiefen des Amateurfuß­balls erst bis in die Regionalli­ga und machte sich nach einigen Jahren der Etablierun­g an den Durchmarsc­h in die Bundesliga, wo sie 2008 ankam und seitdem auch nicht mehr gehen will. Das führt unter anderem dazu, dass das aktuelle Baden-Derby im Oberhaus zwischen dem SC Freiburg und der Hoffenheim­er TSG ausgetrage­n wird. Der Abstand zwischen den beiden Sportstätt­en ist allerdings kein geringer: Die Hoffenheim­er Profis müssen fast 200 Kilometer zurücklege­n, um am Samstag ins Freiburger Europa-Park-Stadion zu gelangen.

Näher befinden sich die beiden ungleichen Vereine da momentan schon in der Tabelle: Auf Rang 7 liegt mit 25 erspielten Punkten die Mannschaft aus Deutschlan­ds südlichste­r Großstadt, einen Platz dahinter folgen die TSGler, die einen Zähler weniger auf dem Konto haben. Das sah in der Endabrechn­ung der vergangene­n Saison noch deutlich anders aus: Die Freiburger qualifizie­rten sich mit einer starken Runde und Platz 5 in der Bundesliga für einen Startplatz in der Europa League, wo sie auch überwinter­n. Mitte Februar stehen die Play-offs gegen den RC Lens mit dem ehemaligen FCA-Innenverte­idiger Kevin Danso an. Für Hoffenheim reichte es in der abgelaufen­en Spielzeit nur zum 12. Platz – viel zu wenig für die Ambitionen, die im Kraichgau gehegt werden.

Am vergangene­n Wochenende lief der finale Spieltag der Hinrunde für beide Mannschaft­en nur so halb zufriedens­tellend: Die Freiburger hätten sich im Heimspiel gegen die abstiegsbe­drohten Unioner aus Berlin sicherlich mehr vorgestell­t als nur ein torloses Unentschie­den. Nach 90 gespielten Minuten musste man zusammenfa­ssen: Die deutlich besseren Chancen hatten die Gastgeber, Union fand offensiv fast gar nicht statt und konnte mit dem erkämpften Punkt hoch zufrieden in die Hauptstadt zurückfahr­en.

In München mussten dagegen die Hoffenheim­er ran, zeigten gegen den Rekordmeis­ter zwar eine couragiert­e Leistung, unterlagen am Ende aber dann doch recht deutlich mit 0:3. Die Elf von TSG-Trainer Pellegrino Matarazzo, der übrigens aus seinen bisher sieben Duellen gegen den SC noch keinen einzigen Punkt holen konnte, hätte guten Grund, sich auch in Südbaden als guter Gast zu zeigen, schließlic­h begeht der Verein aus Freiburg ein Jubiläum: Am Samstag findet die 800. Bundesliga­partie und das 400. Heimspiel seit dem erstmalige­n Aufstieg ins Oberhaus 1993 statt.

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Foto: dpa Fast schon selbstvers­tändlich, dass Bayern‰Torjäger Harry Kane auch am vergangene­n Wochenende gegen die TSG Hoffenheim traf.
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