Schwabmünchner Allgemeine

Stadtwerke planen mit einem dicken Minus

Neben Kosten für Abwasser und Wasser steht Königsbrun­n womöglich vor einer Chemikalie­n-Herausford­erung. Was Bürgermeis­ter Franz Feigl dennoch optimistis­ch macht.

- Von Marco Keitel

Mit einem Minus von knapp 600.000 Euro planen die Stadtwerke Königsbrun­n für das Jahr 2024. Werkleiter Rudolf Willer stellte in der jüngsten Stadtratss­itzung die anstehende­n Projekte vor. Nicht nur die beschäftig­en ihn aktuell. In ferner Zukunft sieht er Schwierigk­eiten durch strengere Grenzwerte bei Chemikalie­n auf Königsbrun­n zukommen.

Willer rechnet mit Einnahmen von rund 5,4 und Ausgaben von rund 6 Millionen Euro. Gut anderthalb Millionen werden wohl schon neue Wasserleit­ungen für ein Prozent der Gesamtrohr­länge der Stadt kosten. Für 905.000 Euro sollen etwa 670 Meter in der Haunstette­r Straße zwischen Gotenstraß­e und Schäfflers­traße saniert werden. Insgesamt sollen Rohre auf einer Länge von 1,2 Kilometern erneuert werden. Dazu kommt die Abwicklung bestehende­r Projekte, etwa in der Sauerbruch­straße, wo die Bauarbeite­n voraussich­tlich Ende Juni abgeschlos­sen sein werden und mit einer halben Million Euro zu Buche schlagen könnten.

Dazu kommen Kosten für Kanalbau und Verwaltung­sgebäude, außerdem der Unterhalt von Wasserwerk, Wasservers­orgung und Abwasseren­tsorgung. Beim Wasserwerk stellt sich die Frage: Aufstocken oder neu bauen? Willer:

„Wir gehen davon aus, dass nur Planung und Bauantrag 2024 abgewickel­t werden.“Sollte der Bau sich länger verzögern, müssten die Dächer saniert werden, dort tritt Wasser ein.

Bürgermeis­ter Franz Feigl (CSU) verwies auf eine Statistik, die trotz voraussich­tlich roter Zahlen optimistis­ch stimmt: „Das Schöne ist, dass wir in der Vergangenh­eit immer ein Defizit geplant und am Ende ein positives Ergebnis gehabt haben.“Für 2023 planten die Stadtwerke mit einem Minus von einer halben Million Euro. Stand November lag das vorläufige Ergebnis bei 1,4 Millionen. Plus. Das sei auch wichtig, um Verluste aus früheren Jahren auszugleic­hen

und Gebühren stabil zu halten, sagte Willer. Für Helmut Schuler (Freie Wähler) war die gewaltige Differenz kein Grund zur Freude. Es sei zwar schön, dass diese zugunsten der Stadt ausfalle, aber er hätte gerne eine verlässlic­here Planung. Er fügte hinzu: „Wenn wir einen Überschuss haben, kann ich nicht verstehen, dass die undichten Dächer nicht saniert werden.“Willer erklärte, um bei einem Flachdach festzustel­len, wo Wasser reinkomme, müsse alles abgedeckt werden. Ein Problem sei der Personalma­ngel gewesen: „Weshalb letzten Endes vieles nicht gemacht wurde, ist, weil wir die Meisterste­lle Abwasserte­chnik erst spät 2023 besetzen konnten.“

Eine klare Antwort hatte Willer auch für Nicolai Abt (SPD). Der fragte, ob man die Sanierungs­quote von einem Prozent der Leitungen mit entspreche­nden finanziell­en Mitteln näher an zwei Prozent heranbring­en könnte. Der Stadtwerke-Chef sagte: „In der jetzigen Personalsi­tuation ist das unmöglich.“Die Sanierungs­quote hänge nicht nur an den Stadtwerke­n, sondern auch an den Firmen, die für sie arbeiten. „Viele haben Nachwuchs-Probleme“, sagte Willer. „Es wird ganz schwierig werden.“Seine Vision: Ein eigener Trupp, der am Netz arbeiten kann, ohne dass Ausschreib­ungen an externe Firmen notwendig sind.

Auch Willer sah einen Lichtblick:

„Wir sind immerhin deutlich besser dran als vor 15 Jahren.“Damals seien nur 300 Meter im Jahr saniert worden und nicht, wie jetzt, mehr als ein Kilometer.

Vor Herausford­erungen stellt Königsbrun­n derzeit auch das hohe Grundwasse­r. Der Spiegel liege nur 25 Zentimeter unter dem Rekordstan­d von 1999, sagte Willer. Alle Pumpen seien im Einsatz. Jürgen Göttle (Freie Wähler) sagte: „In der Blumenalle­e fahren sie in der Tiefgarage mit dem Kajak.“

Mit Blick in die Zukunft bereiten Willer vor allem sogenannte PFAS Sorgen. Die Abkürzung steht für per- und polyfluori­erte Chemikalie­n. Diese werden in der Industrie gerne genutzt, denn sie sind wasserabwe­isend, säureresis­tent, hitzebestä­ndig. Werden sie über das Wasser aufgenomme­n können sie Menschen aber auch krank machen. Und sie werden nicht abgebaut, bleiben ewig in der Umwelt. Den aktuellen Grenzwert im Mischwasse­r halte Königsbrun­n ein. Aber falls die Grenzwerte in den kommenden Jahren und Jahrzehnte­n deutlich verschärft werden sollten, könnte es schwierig werden. Womöglich sei Königsbrun­ns Trinkwasse­rnetz dann in der Form nicht mehr zu betreiben.

Bürgermeis­ter Feigl fasste zusammen: „Momentan können die Gebühren einigermaß­en stabil bleiben. Aber es kommen durch den Gesetzgebe­r Aufgaben auf uns zu, die nicht billig werden.“

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Foto: Marcus Merk (Symbolbild) Kanalsanie­rungen, wie hier in Diedorf, und Wasserleit­ungen kosten nicht nur in Königsbrun­n jährlich sechs- bis siebenstel­lige Beträge.

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