Schwabmünchner Allgemeine

Warum Großaiting­en den Bürgerbus ausbremst

Warum sich der Gemeindera­t gegen die Fortsetzun­g des interkommu­nalen Mobilitäts­projekts GOKel entschiede­n hat.

- Von Hieronymus Schneider

Der Bürgerbus GOKel fährt seit März 2021 mehrmals täglich zwischen den drei Gemeinden Großaiting­en, Kleinaitin­gen und Oberottmar­shausen und bringt Fahrgäste zu den Einkaufsze­ntren, Ärzten oder auch zum Bahnhof Bobingen. Das Angebot ist für die Fahrgäste kostenlos und wird vorwiegend von älteren Menschen, aber auch von Schülern und Jugendlich­en zu abendliche­n Sportoder Musiktreff­en genutzt. Für besondere Feste wie die Gräbinger Wiesn oder den Pfingstmar­kt Klosterlec­hfeld wurden Sonderfahr­ten eingericht­et. Am Anfang des dreijährig­en Projekts stand eine Förderbewi­lligung des Landkreise­s in Höhe von 60 Prozent der Betriebsko­sten. Den Rest teilen sich die drei Gemeinden der Verwaltung­sgemeinsch­aft nach einer Zweckverei­nbarung. Weil diese und die Arbeitsver­träge mit den Fahrerinne­n und Fahrern nun zum 29. Februar 2024 ablaufen, müssen die Gemeinderä­te entscheide­n, ob das Projekt fortgesetz­t werden soll. Die Förderung des Landkreise­s für die vergangene­n drei Jahre wurde zwar noch nicht bezahlt, aber von Landrat Martin Sailer zugesagt. Die Auszahlung der zugesagten Fördersumm­e in Höhe von knapp 244.500 Euro wurde von der Verwaltung­sgemeinsch­aft (VG) Großaiting­en im November beantragt. Landrat Sailer stellte auch die Gewährung für weitere drei Jahre in Aussicht.

Dennoch fanden die Beschlussv­orschläge von Bürgermeis­ter Erwin Goßner zur Fortführun­g des Bürgerbuss­es keine Mehrheit im Gemeindera­t. Markus Riedelshei­mer (CSU) gab zu bedenken, dass die von der Chef-Fahrerin Martina Crostewitz erläuterte­n Zahlen von 10.000 Fahrgastbe­förderunge­n, davon etwa ein Drittel aus Großaiting­en, nur scheinbar nach einer guten Auslastung klingen. Auf den Zeitraum von drei Jahren seien das nur neun Fahrgäste pro Tag. Sein Fraktionsk­ollege, zweiter Bürgermeis­ter Klemens Hutter, verstärkte dieses Argument damit, dass im vergangene­n Dezember nur 5,7 Beförderun­gen pro Tag erreicht wurden. „Bei acht Hin- und Rückfahrte­n sind das etwa drei Leerfahrte­n“, sagte Hutter.

Auch Ratsmitgli­eder anderer Fraktionen vertraten den Standpunkt, dass sich die Kosten von rund 43.000 Euro jährlich für Großaiting­en nicht rechnen würden, zumal es auch einen Seniorenfa­hrdienst der Sozialstat­ion Schwabmünc­hen gebe. Zudem sollten die Kosten unter den drei

Gemeinden nach der tatsächlic­hen Nutzung aufgeteilt werden. Bürgermeis­ter Goßner hielt dem entgegen, dass die Drittelung auch hinsichtli­ch der Fahrgäste angemessen sei und es sich um ein Dienstleis­tungsangeb­ot handle, das wie auch der öffentlich­e Nahverkehr von der Gemeinde bezuschuss­t werde. Beim ersten Beschlussv­orschlag zur Fortführun­g unter dem Vorbehalt der weiteren Förderung durch den Landkreis bei bisheriger Kostenauft­eilung gab es überhaupt keine Zustimmung. Beim modifizier­ten zweiten Vorschlag mit anteiliger Kostenbela­stung gab es fünf Ja- und elf Neinstimme­n und der dritte Vorschlag zur Fortführun­g auch ohne Förderung fand nur eine Ja-Stimme. Damit wurde der Fortbestan­d des Bürgerbuss­es abgelehnt.

Beim vorhabenbe­zogenen

Bei 5,7 Beförderun­gen pro Tag rechnen sich die Kosten nicht.

• Bebauungsp­lan „Altengerec­htes Wohnen am Wiesherrgo­ttle“

erläuterte der Generalunt­ernehmer Herbert Lutzenberg­er (Helu-Bau) die Pläne für ein dreistöcki­ges Gebäude mit 17 Wohnungen zwischen 45 und 100 Quadratmet­ern und einer Begegnungs­stätte für Bewohner. Das Dachgescho­ss werde kein Vollgescho­ss und pro Wohnung sind zwei Stellplätz­e und die erforderli­chen Besucherpl­ätze nach der Stellplatz­ordnung der Gemeinde vorgesehen. Der Gemeindera­t billigte die vorgestell­te Gebäudekub­atur und Dachform und bestätigte den Aufstellun­gsbeschlus­s des

Bau- und Umweltauss­chusses. Die Verwaltung und das Büro Opla werden mit dem Entwurf eines Bebauungsp­lans beauftragt.

• Für die Sanierung des Rathauses mit vorübergeh­ender Auslagerun­g der Verwaltung in das angemietet­e Raiffeisen­gebäude beschloss der Gemeindera­t, unverzügli­ch eine Gesamtplan­ung mit verbindlic­hem Zeitplan in enger Abstimmung mit dem Bau- und Umweltauss­chuss bis Ende Februar zu erstellen.

• Der Sportverei­n FSV Großaiting­en stellte einen Zuschussan­trag zur Anschaffun­g einer neuen Küche im Sportheim. Es liegt ein Angebot über 12.200 Euro vor. Die bisherige Küche ist 40 Jahre alt und das Sportheim wird vermehrt auch von anderen Ortsverein­en genutzt. Der Gemeindera­t bewilligte einen Zuschuss in Höhe von 35 Prozent der Anschaffun­gskosten, maximal 4.270 Euro. Der Betrag wird noch in den Haushalt 2024 eingestell­t.

• Die Wasserabga­besatzung wurde nach dem Muster des Bayerische­n Gemeindeta­gs neu gefasst. Es ergeben sich dadurch keine wesentlich­en Änderungen.

• Die örtliche Prüfung der Jahresrech­nung für 2022 wurde mit der Haushaltss­umme von rund 16,6 Millionen Euro festgestel­lt. Knapp 1,8 Millionen wurden dem Vermögensh­aushalt zugeführt. Die Gemeinde ist nach dem Bericht des Rechnungsp­rüfungsaus­schusses schuldenfr­ei und hat rund drei Millionen Euro an Rücklagen. Der Ausschussv­orsitzende Klemens Hutter stellte das Fehlen der Landkreisz­uschüsse für den Bürgerbus fest. Auf seinen Antrag wurde dem Bürgermeis­ter und der Verwaltung bei drei Gegenstimm­en die Entlastung erteilt. Bürgermeis­ter Goßner gab bekannt, dass die Teiländeru­ng des Flächennut­zungsplans zur Ausweisung von Gebieten für Windkraft mit der Veröffentl­ichung rechtskräf­tig wurde.

Am Dienstag, 23. Januar um 19.30 Uhr, findet die Bürgervers­ammlung in der Mehrzweckh­alle der Grundschul­e am Schächerwe­g statt.

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Foto: Hieronymus Schneider Der Gemeindera­t Großaiting­en hat sich gegen die Fortsetzun­g des interkommu­nalen Bürgerbuss­es GOKel ausgesproc­hen.

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