Mit Konditorei-Kontrasten zum Erfolg
Leyla-Maria Michel überzeugt nach der Ausbildung im Café Müller in Königsbrunn bei der Gesellenprüfung zur Konditoreifachverkäuferin – und ist Bayerns Beste.
Um das Stichwort „Kontraste“in einer Schaufensterdekoration umzusetzen, dafür fände selbst ein Laie in einer Konditorei einiges: weiße und dunkle Schokolade, Pralinen in allen Farben, zudem Obstkuchen, Sachertorte und Frankfurter Kranz. Oder auch mürben Blätterteig und sahnige Bienenstiche, um nur die ganz offensichtlichen zu nennen. LeylaMaria Michel wählte für den praktischen Teil ihrer Gesellenprüfung zur Konditoreifachverkäuferin eine besondere Kombination.
Sie entschied sich für die Geschmacksnoten Salz und Karamell.
Diesen Beruf hatte sie zuerst gar nicht im Blick.
Für die Präsentation musste sie nicht nur Produkte auswählen und verpacken, sondern auch den Hintergrund gestalten, Tücher bügeln, Deko arrangieren sowie ein dazugehöriges Plakat beschriften. Weiterer Teil der Prüfung war, ein Frühstück zuzubereiten, inklusive perfekt gedecktem Tisch mit Deko. Sie gestaltete es herzhaft und süß, mit pochiertem Ei, Blattspinat und Cherry-Tomaten aus der Pfanne und einem Brioche-Toast.
Damit – plus tags darauf mit einer erfolgreichen schriftlichen Prüfung zu Fachfragen, Wirtschaftsund Sozialkunde sowie Mathematik – wurde sie im Juli letzten Jahres die Beste ihres Berufszweigs in der Innung. Einige Monate später konnte sich die 19-jährige Königsbrunnerin, die ihre Ausbildung in der dortigen Chocolaterie Café Müller absolviert hat, auch im bayernweiten Entscheid ihrer Sparte durchsetzen. „Leyla-Maria hat sich sehr reingehängt, um ihre Ausbildung so erfolgreich abzuschließen“, lobt Chefin Tanja Müller. „Wir sind sehr stolz, so eine motivierte junge Mitarbeiterin
in unserem Team zu haben.“Bei der Berufswahl hatte Leyla-Maria Michel, die an der Mittelschule Königsbrunn den M-Zug absolvierte und 2020 mit der Mittleren Reife abschloss, eine Konditorei gar nicht auf dem Radar. Doch nachdem Lehrstellen-Scout Helmut Pfannerstill ihr ein Praktikum im Café Müller vermittelt hatte, fand sie Gefallen daran. Das Metier komme ihrer künstlerischen Ader entgegen, sagt sie. „Wenn Produkte so schön aussehen, dann macht es mir Spaß, damit zu arbeiten.“Und weil sie wusste, dass Kommunikation ihre Stärke ist und weniger das Handwerk, wählte sie den Weg zur Fachverkäuferin.
Drei Jahre dauerte die Ausbildung, die sie einmal pro Woche in die Berufsschule führte. Mit jedem Jahr lernte sie dort mehr über Details ihrer Branche, spürte aber auch die Krise dieses Handwerkszweigs. „Die Klassen wurden immer kleiner“, berichtet sie. Zuletzt waren es dort nur noch zwei Fachverkäuferinnen, „auch weil es immer weniger Konditoren gibt“. Diese Entwicklung ist ihrem Chef Peter Müller, der sich auch in einem Zusammenschluss gehobener Cafés und Konditoreien engagiert, nur allzu bewusst. Nach seiner Einschätzung wird im Verband
nicht genug getan, um dieses Handwerk attraktiv darzustellen. „Dabei haben wir einen total schönen Beruf – wir erzählen von Glück, von Freude, auch von Nachhaltigkeit“, sagt er. „Wenn ich da mitmachen darf, das ist doch ein toller Beruf!“
Doch weil das wenige junge Leute so sehen, wurde Leyla-Maria Michels Gesellenprüfung von der Handwerkskammer München ausgerichtet. Sie musste mehrere Wochen auf das Ergebnis warten. „Vor meiner Note habe ich schon die Nachricht erhalten, dass ich die Kammer-Beste in meiner Ausbildung bin“, erzählt sie. Deshalb durfte sie einige Monate später zum bayernweiten Wettbewerb
ihrer Branche ins unterfränkische Kitzingen. Mit ihrem Erfolg dort hätte sie auch beim deutschlandweiten Wettbewerb antreten können. Doch der wurde abgesagt, weil es nicht genug Teilnehmer gab.
Als Preis für ihren Erfolg in Kitzingen erhielt Leyla-Maria Michel ein Stipendien-Budget, das sie für Fortbildungen einsetzen kann. Sie will es für pädagogische Kurse nutzen, denn sie würde später gerne auch als Ausbilderin in ihrem Berufszweig arbeiten. Dass ihr das liegt, spürt sie, wenn sie neuen Kolleginnen in der Chocolaterie die Arbeit zeigt. Ob im Team oder an Kunden, Leyla-Maria Michel findet es einfach „unheimlich schön, den Leuten Informationen aus meinem Beruf weiterzugeben.“