Was der FCA ändern möchte, wenn der Ball ruht
Standardsituationen sind ein entscheidender Faktor, um Spiele zu entscheiden. Mit Lars Knudsen hat der FC Augsburg jüngst einen Experten verpflichtet. Dass Nachholbedarf besteht, zeigt die Partie gegen Bayern München.
Sechs Minuten waren zwischen dem FC Augsburg und dem FC Bayern München gespielt, als sich Ruben Vargas den Ball zurechtlegte. Zentrale Position, 17 Meter vor dem Tor von Nationaltorhüter Manuel Neuer. Folglich eine ziemlich aussichtsreiche Situation, um ein Tor zu erzielen. Letztlich endete der Versuch kläglich, Vargas traf Mitspieler Felix Uduokhai, der unfreiwillig den Ball blockte. Einmal mehr hatte der FCA belegt, wie wenig Torgefahr in dieser Bundesligasaison aus eigenen Freistößen entspringt.
Im Match Fact „Standard-Gefahr“vergleicht ein Dienstleister der Deutschen Fußball-Liga (DFL) die Torgefahr, die von einem Team durch Freistöße beziehungsweise
Ecken ausgeht, mit den Werten der anderen Klubs der Liga. Hierbei werden nicht nur die nach Standards erzielten Tore erfasst, sondern auch die Qualität der Torchancen infolge von Standardsituationen. Bei Freistößen ist lediglich der statistische Wert des VfL Bochum (minus 52 Prozent) schlechter als der des FCA (minus 37). Wenn Augsburg im nächsten Spiel in Bochum antritt (Samstag, 15.30 Uhr/Sky), sind Tref- fer nach Freistößen wohl eher unwahrscheinlich.
Die sportliche Leitung des FCA hat erkannt, dass in den Ausführungen Verbesserungspotenzial besteht. Bei seinen bisherigen Stationen hat Trainer Jess Thorup wiederholt mit Spezialisten zusammengearbeitet. „Standards waren und sind für mich sehr wichtig. Etwa ein Drittel der Tore entsteht nach Standards.“Entsprechend zufrieden zeigt er sich damit, dass er nun mit Lars Knudsen zusammenarbeiten kann. Vor dem Spiel in Mönchengladbach machte der FCA die Verpflichtung des 46-jährigen Dänen publik. Knudsen ist ein Vertrauter vergangener Tage von Thorup. Der Vertrag mit Knudsen endet im Sommer. Wie es danach weitergeht, ob Knudsen bleibt oder wieder geht, ist bislang offen.
Knudsen arbeitete zuletzt beim englischen Premier-League-Club Leicester City und war zwischen Juli 2022 und März 2023 für die US-amerikanische Nationalmannschaft als Standardtrainer tätig.
Mit Thorup verbindet den UefaPro-Lizenz-Inhaber und ehemaligen Jugendnationaltrainer Dänemarks eine gemeinsame Zeit beim FC Midtjylland. Dort war Knudsen rund zweieinhalb Jahre lang Thorups Co-Trainer. Knudsens Aufgaben bestehen darin, sowohl das Defensiv- als auch das Offensivverhalten der Spieler zu verbessern. In die Kategorie „Standards“fallen auch Strafstöße. Vier von sechs Elfmetern haben die Augsburger in dieser Saison getroffen, gegen München vergab erst Sven Michel, Minuten später traf Ermedin Demirovic. Einem Eckstoß war das 0:1 vorausgegangen, das Aleksandar Pavlovic für die Münchner erzielte. Szenen, die die Bedeutung ruhender Bälle unterstreichen.
Besser als nach Freistößen sieht die Offensiv-Bilanz der Augsburger
nach Eckbällen aus. Vornehmlich Fredrik Jensen, Arne Engels und Ruben Vargas treten die Bälle in den Strafraum. In diesem Ranking liegt der FCA auf dem fünften Platz. Gegenüber dem Durchschnitt der Liga verbucht er ein leichtes Plus (11 Prozent). Dass der 1. FC Heidenheim (plus 76 Prozent) nach Eckbällen ungemein gefährlich ist, dürfte teils an Vorlagengeber Jan-Niklas Beste liegen. Schlenzt der Linksfuß Bälle in den Strafraum, herrscht erhöhte Alarmbereitschaft.
Die Augsburger haben keinen Beste, dafür aber einen ausgewiesenen Einwurf-Experten. Wenn Kevin Mbabu per Einwurf den Ball vors Tor schleudert, kommt das einer Flanke gleich. Womöglich auch ein Aspekt, dem sich Knudsen verstärkt widmen wird. (Foto: Klaus Rainer Krieger)