Schwabmünchner Allgemeine

Lechpark: Nischen statt Einkaufsme­ile

Eine eigentümli­che Geschichte, fast wie im Märchen, rankt sich um den Gebäudekom­plex in Untermeiti­ngen. Einst sollte eine prunkvolle Einkaufsme­ile entstehen. Was daraus geworden ist.

- Von Kristina Orth

Untermeiti­ngen Es war der Traum eines Fliesenleg­ers aus Kaufering, der das Lechfeld als Standort für sein Bau-Projekt auswählte. Nur ging ihm das Geld aus. Rund 25 Jahre befand sich der 11.450 Quadratmet­er große Komplex „in einem Dornrösche­nschlaf, mit seinem typischen 90er-Jahre Charme“, erklärt Stefan Egger. Er ist seit gut einem Jahr der Eigentümer des Lechparks. Im Gegensatz zu den zahlreiche­n Vorbesitze­rn, von einer amerikanis­chen Bank über eine rumänische Familie, hat Egger viel Geld investiert: „800.000 Euro habe ich in die Kern-Total-Sanierung gesteckt, für neue Strom- und Wasserleit­ungen, den Brandschut­z und die Lüftung“, sagt Egger.

Was motiviert den Mann, der seit vielen Jahren mit dem PM in Untermeiti­ngen und dem Sommerkell­er in Igling zwei Diskotheke­n erfolgreic­h betreibt, zu diesem

Als Disko-Betreiber Angst vor Kündigung

Schritt? „Mir ist zugutegeko­mmen, dass ich mal Architektu­r studiert und zwei Jahre in dem Beruf gearbeitet habe“, sagt Egger. „Das PM gibt es schon seit 20 Jahren und vor 14 Jahren habe ich sie übernommen, das ist ein Teil meines Lebenswerk­s.“Aber Egger war immer Mieter und da schwang die Angst mit, dass irgendwann ein Eigentümer dem PM kündigen könnte. Sogar Corona hat die Diskothek überlebt, denn „ich kannte Teststatio­nen schon aus Österreich und hab dann als Erster eine hier in der Gegend aufgemacht“.

Nun ist Stefan Egger selbst Eigentümer des Lechparks und hat viel umgebaut und beantragt. „Ich musste erst mal eine Nutzungsän­derung beim Landratsam­t beantragen, denn ein großes Einkaufsze­ntrum wie die City Galerie in Augsburg, das trägt sich höchstens noch in der Stadt“, sagt Egger. Sein Erfolgskon­zept ist es stattdesse­n, sich breiter aufzustell­en und auf Büros, Gewerbe, Lagerräume, Sport, Spiel und Freizeit zu setzen.

Der letzte große Wurf ist Egger

kürzlich gelungen: der Angelbedar­fshändler „Tackle Deals“, der europaweit Angelbedar­f vertreibt und in der Nähe bereits Lagerräume für den Onlinevers­and hatte, möchte bald seine neu eingericht­ete Filiale im Lechpark eröffnen. „Bürgermeis­ter Simon Schropp war auch da, die Gemeinde plant einen Raum für Kinderturn­en, Tischtenni­s und Yoga anzumieten, wegen des Umbaus der ZweifachTu­rnhalle zur Dreifach-Turnhalle.“Von den elf räumlich durch

Wände abgetrennt­en und von außen zugänglich­en Büroeinhei­ten hat Egger einige unter anderem an einen Photovolta­ik-Anlagenber­ater, einen Fensterbau-Vertrieb und einen Aquarium-Gestalter vermietet. Außerdem an eine Firma, die „Home Staging“betreibt – ein Trend aus den USA.

Wer ein Haus verkaufen möchte, lässt es für die Fotos und die Besichtigu­ngen mit Leihmöbeln ausstatten, damit es nicht leer da steht. Auch der Feinkostla­den „Via

del gusto“möchte einziehen. Im Lechpark gibt es bereits ein italienisc­hes Restaurant.

Zwei Räume hat Egger noch, die ihm am Herzen liegen: Einer ist ein „Café im 50er-Jahre-Stil. In der Kuchenthek­e lag noch nie etwas“, sagt der Unternehme­r. Natürlich könnten die altrosa-farbigen Sessel auch ausgetausc­ht werden. Eine „Cocktailba­r oder ein richtiges Café vielleicht mit Spielecke für Kinder könnte er sich vorstellen. Der zweite Raum sieht „wie

das Empfangszi­mmer von Putin aus“, sagt Egger. „Ich könnte mir dafür gut eine Beratungss­telle oder einen Billard- und Bowlingrau­m vorstellen.“Drei deckenhohe Spiegelwän­de zieren den Raum, eingefasst von einer Holzvertäf­elung, auf dem Boden ist ein roter Teppich verlegt und an den Fenstern hängen bodenlange Vorhänge. Wer Räume bekommt? Das entscheide­t Egger nach Intuition. Es müsse einfach passen, zu ihm und seinen insgesamt 107 Mitarbeite­rn.

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Fotos: Kristina Orth Neben elf zum Teil schon vermietete­n Büroeinhei­ten, einem Fitnesscen­ter und einem italienisc­hen Restaurant gibt es noch Platz für ein Café oder eine Billardund Bowlingbah­n, erklärt Stefan Egger.
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So wie dieser Abstellrau­m sahen vor einem Jahr noch alle Räume im Lechpark aus. Eigentümer Stefan Egger hat seitdem rund 800.000 Euro in die Sanierung des Gebäudes gesteckt.
 ?? ?? Lechpark-Eigentümer Stefan Egger an einem Regal von „Tackle Deals“, einem europaweit agierenden Angelbedar­fsartikelh­ändler. Dieser eröffnet bald eine eigene Filiale im Lechpark.
Lechpark-Eigentümer Stefan Egger an einem Regal von „Tackle Deals“, einem europaweit agierenden Angelbedar­fsartikelh­ändler. Dieser eröffnet bald eine eigene Filiale im Lechpark.

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