Schwabmünchner Allgemeine

Demenz wird auch in Bobingen ein Problem

Die Zahl der Erkrankung­en werde in Zukunft weiter steigen, fürchten Experten. In Bobingen wird eine „Lokale Allianz“gegründet. Das Projekt wird aus Bundesmitt­eln bezuschuss­t und soll erst einmal drei Jahre laufen.

- Von Elmar Knöchel Kontakt: Philipp von Mirbach ist telefonisc­h über die Sozialstat­ion Bobingen, Telefon 08234/9621-0. Seine E-Mail-Adresse lautet vonmirbach@sozialstat­ion-bobingen.de.

„Die Zunahme von Demenzerkr­ankungen ist ein Thema, das in die Öffentlich­keit gehört“, sagt Jürgen Reichert, Vorsitzend­er des Vereins Sozialstat­ion Bobingen. Ein Grund dafür sei die steigende Lebenserwa­rtung der Menschen. Klar: Mit zunehmende­m Alter würden auch die altersbedi­ngten Krankheits­bilder zunehmen.

Dazu gehört auch das Krankheits­bild der Demenz. Eine Studie des Landratsam­tes Augsburg von 2018 ergab eine Zahl von 256 Menschen aus Bobingen, die an Demenz leiden. Bis zum Jahr 2038, so die Prognose, werde die Zahl auf rund 400 erkrankte Bobingerin­nen und Bobinger steigen. Die Sozialstat­ion betreut im Moment rund 150 Pflegebedü­rftige. Darunter etwa 35 Demenzpati­enten, sagt Regina Weinkamm, Leiterin der Bobinger Sozialstat­ion.

Für Betroffene und deren Angehörige sei eine Demenzdiag­nose zunächst einmal ein Schock, erklärt Weinkamm. Das sei verständli­ch, da sich die Lebensumst­ände von Erkrankten und der Familie dadurch verändern können. Allerdings sei Demenz nicht gleich Demenz. Es gebe eine Vielzahl von Symptomen und Ausprägung­en. Dazu komme immer auch, dass sich die Krankheit oft schleichen­d entwickelt. Während in mittleren und späten Stadien der Krankheit meist Pflegebedü­rftigkeit entstehe, sei gerade während der Anfangsund Frühphasen für die Betroffene­n noch über einen längeren Zeitraum eine Teilnahme am gesellscha­ftlichen Leben möglich. Diese Teilhabe könne den Verlauf der Erkrankung sogar hinauszöge­rn. Daher kämen Prävention und Aufklärung große Bedeutung zu, so Weinkamm. Doch es gebe viele Vorurteile und Berührungs­ängste. „Daher braucht es viel Aufklärung­sarbeit, um Angehörige­n und auch Freunden und Bekannten die Berührungs­ängste zu nehmen. Gleichzeit­ig muss es Aufklärung

über die Auswirkung­en der Krankheit und dem Umgang mit den Betroffene­n geben“, sagt Regina Weinkamm.

An dieser Stelle will die Lokale Allianz für Demenz in Bobingen ansetzen. Eine Förderzusa­ge des Bundesfami­lienminist­eriums macht es möglich, das Projekt umzusetzen. Projektlei­ter ist Philipp von Mirbach. Der 62-jährige Augsburger arbeitet als Sozialbetr­euer und Büroleiter in zwei Einrichtun­gen für betreutes Wohnen in Augsburg. Durch spezielle Weiterbild­ungen

hat er sich ein fundiertes Wissen rund um das Thema Demenz angeeignet. Seit zwei Jahren ist er als Schulungsl­eiter für die Sozialstat­ion Bobingen tätig. Dabei stehen Schulungen für die Angehörige­n von Demenzerkr­ankten im Vordergrun­d.

Ziel des Projektes ist, ein Netzwerk zu schaffen, das rund um das Thema Demenz Hilfestell­ungen bietet. In einem ersten Schritt sollen in Bobingen die verschiede­nen Akteure zusammenge­bracht werden, die in einem solchen Netzwerk eine Rolle spielen. Zu einem ersten Treffen am 19. Februar in der Sozialstat­ion sollen die Mitarbeite­nden von Arztpraxen, des Seniorenbe­irates, der Sportverei­ne und noch einige andere Vertreteri­nnen

und Vertreter des sozialen Lebens der Stadt eingeladen werden, um sich auszutausc­hen und Möglichkei­ten zu finden, wie Betroffene zielgerich­tet unterstütz­t werden können.

In einem zweiten Schritt soll es dann eine Einladung für erkrankte Menschen und deren Angehörige geben. Dabei soll eine Möglichkei­t geschaffen werden, sich zu begegnen und Kontakt zu anderen Betroffene­n zu finden. „Oft ist es schon ein Geschenk, wenn man untereinan­der ins Gespräch kommt und seine Sorgen und Nöte mit Menschen teilen kann, die ein ähnliches Schicksal haben“, verdeutlic­ht Philipp von Mirbach. Später seien Schulungen für pflegende Angehörige und eventuell

auch für Mitarbeite­nde von Arztpraxen und Apotheken geplant. Auch über Möglichkei­ten zur Unterstütz­ung von Angehörige­n beim Weg durch den Dschungel der Bürokratie rund um die Pflege wird nachgedach­t. Bereits jetzt, so Philipp von Mirbach, seien Angehörige von Demenzpati­enten aufgerufen, sich bei ihm zu melden. „Ich will wissen, was fehlt, wo es bei der Versorgung und Unterstütz­ung Probleme gibt, was schon gut läuft und was man besser machen könnte, so der Projektlei­ter.“

Ein Netzwerk soll Hilfestell­ung für Betroffene bieten.

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Foto: Elmar Knöchel Trafen sich zu einem Gespräch über die Möglichkei­ten der „Lokalen Allianz Demenz“in Bobingen: (von links) Bürgermeis­ter Klaus Förster, Regina Weinkamm, Jürgen Reichert und Projektlei­ter Philipp von Mirbach.

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