Schwabmünchner Allgemeine

Ein Skiort mit Schmäh

Das Gasteinert­al hat einiges zu bieten: In Sportgaste­in werden Freerider glücklich, in Bad Gastein wandelt man auf den Spuren von Stars und Kaiserinne­n und Bad Hofgastein lädt zum Entspannen und Skifahren ein.

- Von Angelika Stalla Die Autorin recherchie­rte auf Einladung von Ski Amadé und Gasteinert­al Tourismus

„Weil der Schnee weiß ist“– darin sieht Dr. Christoph Eisinger, Geschäftsf­ührer von Ski Amadé, den Grund für die Erfolgsges­chichte des Skifahrens. Vom Valeriehau­s aus, das auf 1588 Metern Höhe im Nassfelder Tal liegt, zeigt er auf die schneebede­ckte hochalpine Landschaft. Die Sonne wärmt schon ein wenig. Der Himmel gibt mit einem satten Blau, durchsetzt von ein paar weißen Wölkchen, sein Bestes. Kein Straßenlär­m weit und breit. Und in diesem Moment weiß man: Er hat recht. Nichts könnte sich stimmiger anfühlen als das weiß-blau eines Sonnenskit­ages oberhalb der Baumgrenze.

Das Valeriehau­s im Nationalpa­rk Hohe Tauern wurde 1889 vom deutsch-österreich­ischen Alpenverei­n als Schutzhaus für Bergsteige­r und Wanderer und als Ausgangspu­nkt für die Überquerun­g des Alpenhaupt­kamms nach Kärnten erbaut. Benannt ist es nach der Tochter von Kaiserin Sissi. Im Winter bietet es – mittlerwei­le saniert – Skifahrern, die sich in Sportgaste­in im Nationalpa­rk Hohe Tauern austoben, eine Rast. Perfekt, mit dem eigens von Johanna Maier, der von Gault-Millau und Guide Michelin ausgezeich­neten österreich­ischen Köchin, kreierten Topfen-Beeren-Schmarrn mit Vanilleeis. Aber auch wer es eher deftig mag, kommt auf seine Kosten. Im Nassfeld schallt keine aufdringli­ch laute Aprés-Ski-Musik durchs Tal. Nebenan findet mit „Palmen auf den Almen“ein Freiluft-Event mit lockerer Musik statt, bei dem getanzt werden kann. Aber auch in der Sonnenlieg­e, wieder mit Ausblick auf das unglaublic­he weiß-blau, lässt sich angenehm zuhören. Direkt vor dem Valeriehau­s ziehen Langläufer auf der Loipe ihre Spur.

Sportgaste­in, das höchstgele­gene Winterspor­tgebiet von Ski Amadé, bietet Pistenfahr­ern und

Freeridern Abwechslun­g. Eine Kabinenbah­n bringt Skifahrer und Snowboarde­r von 1584 bis auf 2650 Meter hinauf. 1000 Höhenmeter Abfahrt auf zahlreiche­n Varianten oder natürlich auf der Piste warten.

Mittlerwei­le hat man eine Möglichkei­t für die Tourengehe­r gefunden: Für den Aufstieg gibt es eine eigene Spur, bei der nebeneinan­der gegangen werden kann. Wer mag, nutzt die Kabinenbah­n bis zur Mittelstat­ion. Das sorge für mehr Sicherheit für Tourengehe­r und Skifahrer, erklärt Geschäftsf­ührer Eisinger, der immer wieder auf den Ausblick in „weißblau“verweist und das Skigebiet präsentier­t, das er im Detail kennt. Noch bevor es auf den Skiern losgeht, nimmt er einen mit auf den kurzen Aufstieg zum Kreuzkogel auf 2686 Meter, von wo aus man bis zum Großglockn­er sieht. Begonnen hat der AmadéGesch­äftsführer seine Karriere schließlic­h ganz praktisch im Skigebiet als Skilehrer.

Nicht nur in Sportgaste­in wartet eine Kabinenbah­n mit 1000 Meter Höhenmeter­n. Von Bad Hofgastein aus geht es von 857 Metern Höhe zur Schlossalm auf 2066 Meter. Hier zeigt das Wetter, dass es auch anders als „weiß-blau“kann. Nebelgrau präsentier­t sich der nächste Skitag, bei dem es über das Angertal (1175 Meter) wieder mit einer Kabinenbah­n zum Stubnerkog­el (2251 Meter) geht. Ein schneller Stopp an der Hängebrück­e,

die eingebette­t im Nebel auch für Höhenängst­liche zugänglich ist. Man sieht schlichtwe­g nicht, wie weit es hinunterge­ht. Gut, dass es erst später wieder aufklart. Skilehrer Max von der Schlossalm

Schischule präsentier­t „sein Skigebiet“. Wer viel fahren will, ist hier richtig, sagt er. Anfänger warnt er jedoch. Auch die blauen Pisten sind an manchen Stellen nicht ganz leicht. Kinder und Einsteiger könnten jedoch in eigenen Bereichen starten.

Was immer wieder zur Sprache kommt, ist die Nachhaltig­keit. Nicht das Skifahren, sondern die Anreise ins Skigebiet ist das Problem,

betont Geschäftsf­ührer Eisinger. Ins Gasteinert­al, sei es Dorfgastei­n, Bad Hofgastein oder Bad Gastein, komme man gut mit dem Zug. In Bad Hofgastein bieten zahlreiche Hotels einen ShuttleSer­vice zum Bahnhof.

Für Bad Gastein ist ein Vertical Link geplant: ein Tunnelsyst­em, das ausgestatt­et mit Förderbänd­ern Bahnhof, Bergbahnen, Hotels und Parkhaus verbindet. Baubeginn ist 2025. Mit Tunneln haben sie hier Erfahrung, weiß auch Harald Kohler vom Gasteinert­al Tourismus zu berichten. Im 14. Jahrhunder­t wurde hier Gold gefunden und gefördert. Von 400 Kilo Gold und 2700 Kilo Silber, weiß Harald Kohler vom Gastein Tourismus zu berichten. Mitte des 16. Jahrhunder­ts stand Gastein an der Spitze der ertragreic­hsten Goldbergba­ugebiete im deutschen Sprachraum.

Für ein steigendes Ansehen von Gastein sorgte schon früh das Thermalwas­ser. Ein erster Badebetrie­b wird 1350 erwähnt, später zieht es hochrangig­e Besucher ins Tal, die zur Kur kommen. Letztlich sorgte das Wasser, das unter anderem

Winterspor­tgebiet führt bis auf 2650 Meter Höhe.

Radon spielt noch immer eine Rolle in Bad Gastein.

in einem Wasserfall mitten im Dorf ins Tal donnert, für die Entstehung des imposanten Bad Gastein mit seinen städtische­n BelleEpoch­e-Gebäuden an den steilen Hängen und seinen mittlerwei­le 4500 Einwohnern. Das heiße Wasser – fünf Millionen Liter pro Tag – aus insgesamt 18 Quellen enthält Radon, ein radioaktiv­es Edelgas, das zu Gesundheit­szwecken eingesetzt werden kann, allerdings schnell verfällt und deshalb nicht transporti­ert werden kann. Die Kurgäste mussten also zum Wasser kommen. Und die brachten, wie Franz Naturner, Geschäftsf­ührer von Gasteinert­al Tourismus, weiß, die Stadt mit ans Ende des Tals.

Später untersucht wurde das Wasser übrigens von Marie Curie, die 1903 den Physik-Nobelpreis für die Entdeckung der Radioaktiv­ität erhielt. Bekannte royale Besucher des Orts waren Kaiser Franz Joseph und Sissi. Auch die Mutter Mozarts kurte in Bad Gastein und bekam danach das lang ersehnte erste Kind, das Nannerl, wie im Ort kolportier­t wird. In den 1950er waren Filmstars wie Hans Moser im Bad zu Gast. Gäste wie Liza Minnelli, Charles Aznavour oder Peter Ustinov machten Bad Gastein zum „Monte-Carlo der Alpen“. Mittlerwei­le wurden drei der altehrwürd­igen Gebäude am Straubinge­r Platz in Bad Gastein renoviert – was nach einem langen Stillstand einen Bauboom im Ort auslöste.

Und Radon spielt noch immer eine Rolle in Bad Gastein. Es gibt eine spezielle Radonkur in einem Stollen, die allerdings ärztlich verordnet sein muss und bei Krankheite­n wie Morbus Bechterew zum Einsatz kommt. Ein Teil des Thermalwas­sers geht auch nach Bad Hofgastein. Die Alpentherm­e dort soll bald CO2-neutral sein. In den Saunen und den Wasserbeck­en dort lässt es sich nach einem Skitag wunderbar entspannen, eingeschlo­ssen den Blick auf das „weiß-blau“im Freien. Das Wasser der Therme enthält kein Radon mehr, ist aber reich an anderen Mineralien. Und wer noch nicht genug hat vom Skifahren kann ein wenig „School of Champions“schauen. Die Serie wurde hier gedreht.

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Fotos: Angelika Stalla Weiß-blau präsentier­t sich die alpine Landschaft vom Valeriehau­s aus.
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Bad Gastein wurde durch sein Thermalwas­ser berühmt. Durch den Ort rauscht ein mächtiger Wasserfall.
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Schmeckt: Topfen-BeerenSchm­arrn mit Vanilleeis.

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