Schwabmünchner Allgemeine

Der Biber treibt sein Unwesen im Afrawald

Das Tier macht große Probleme. Doch eine Lösung wird nicht einfach sein. Bei der Stadt Schwabmünc­hen wünscht man sich einen runden Tisch.

- Von Christian Kruppe

Schwabmünc­hen Bayerns ehemaliger Ministerpr­äsident Edmund Stoiber hatte seinerzeit den „Problembär Bruno“. Schwabmünc­hens Bürgermeis­ter Lorenz Müller hat ein etwas kleineres „Problemtie­r“: den Biber. Der ist zwar noch namenlos, hat aber dafür vor allem deutlich bessere Chancen, nicht das traurige Ende von „Bruno“zu erfahren. Denn trotz allen Unmuts, den der kleine Nager verursacht, achtet Schwabmünc­hen dessen Schutzstat­us.

Schon seit Langem sind die Biber im Afrawald, vornehmlic­h in dem Bereich zwischen der Afraquelle und der Schwabegge­r Straße, heimisch geworden. Doch in den vergangene­n Monaten ist er dort zum Problem geworden. Zum einen hat er sehr aktiv eine nicht geringe Menge Bäume gefällt, zum anderen sorgt sein Damm dafür, dass der Bereich südlich der Schwabegge­r Straße einer kleinen Seenlandsc­haft gleicht. Zeitweise war gar der Weg durch den Afrawald – ein Teil des Schwabmünc­hner

Rundwander­weges – überflutet, ebenso die in Richtung Wertachsie­dlung angrenzend­en landwirtsc­haftlichen Flächen.

Für viele Bürger ist das aufgestaut­e Wasser und die dadurch absterbend­en Bäume ein Problem. Doch Grünamtlei­ter Roland Schiller sieht das differenzi­ert. „Jeder Wald verändert sich“, so der Experte. „Die abgestorbe­nen Bäume dienen als Habitat für Vögel und Insekten und können so sehr wichtig und nützlich sein. Auch durch die Versumpfun­g und das Schilf entsteht neuer und bedeutsame­r Lebensraum“, sagt Schiller.

Klar ist ihm aber auch, dass die Wege im Afrawald weiter frei und sicher sein müssen. Auch dabei ist die Stadt in der Pflicht, denn der Afrawald gilt rechtlich als „Erholungsw­ald“und somit liegt die Verkehrssi­cherungspf­licht in Schwabmünc­hner Verantwort­ung.

Der auch schon in den sozialen Medien eingebrach­ten Idee einer Umsiedlung des Bibers erteilt Experte Schiller eine klare Absage. Diese müsse genehmigt werden. „Außerdem ist das keine Garantie, dass sich dann sehr bald ein anderer Biber dort niederläss­t“, so Schiller. Und das bringt dann auch noch das Problem mit sich, dass „man sich nicht kennt“wie Schiller es umschreibt. Beim jetzigen Bewohner des Afrawaldes sind die Verhaltens­muster bekannt.

Um mit dem Nager im Einklang zu leben, sind auch schon die ersten Maßnahmen ergriffen worden. Nördlich der Schwabegge­r Straße wurde der Stadt eine Drainage genehmigt. Die soll den Wasserstan­d regeln und die Überflutun­g eindämmen. Derzeit ist diese aber selbst überschwem­mt, da die Kombinatio­n aus hohem Grundwasse­rstand und viel Regen für eine außergewöh­nlich hohe Wassermeng­e sorgt. „Wichtig ist, dass wir die Wege wasserfrei halten können“, so Schiller.

Zudem sollen Bäume mit Gittern vor den scharfen Zähnen des Bibers geschützt werden. Weitere Maßnahmen will die Stadt mit der Naturschut­zbehörde und auch dem Straßenbau des Landkreise­s abstimmen, denn die Schwabegge­r Straße ist eine Kreisstraß­e und somit auch von der Überflutun­g betroffen. Ein mit den Verantwort­lichen der Kreisverwa­ltung angeregter runder Tisch kam jedoch aufgrund des mangelndem Interesse seitens des Landkreise­s bislang nicht zustande. Bislang ist die Leitung unter Straße auch frei. „Der Biber ist nicht dumm, er nutzt diese als Verbindung und kann so die Straße meiden“, weiß Roland Schiller. Doch der runde Tisch mit dem Landkreis ist noch nicht abgeschrie­ben. „Der ist dringend notwendig“, so Bürgermeis­ter Lorenz Müller.

In der Zwischenze­it verfolgt Roland Schiller einen weiteren Plan. Er will Teile der betroffene­n Flächen im Vertragsna­turschutzp­rogramm des Freistaats unterbring­en. Damit ließen sich weitere Flächen schützen und die betroffene­n Landwirte bekämen dafür eine Unterstütz­ung aus dem Umweltmini­sterium.

Um weitere Schritte in Sachen Biber, nicht nur im Afrawald, planen zu können, sollen sich betroffene Bürger bei Roland Schiller telefonisc­h oder per E-Mail melden. Auch ein informelle­r Ortstermin im Afrawald ist angedacht.

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 ?? Foto: Christian Kruppe ?? Überall im Afrawald sind die Spuren des Nagers an den Bäumen zu sehen. Das linke Bild zeigt den Biberdamm.
Foto: Christian Kruppe Überall im Afrawald sind die Spuren des Nagers an den Bäumen zu sehen. Das linke Bild zeigt den Biberdamm.

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