Der Biber treibt sein Unwesen im Afrawald
Das Tier macht große Probleme. Doch eine Lösung wird nicht einfach sein. Bei der Stadt Schwabmünchen wünscht man sich einen runden Tisch.
Schwabmünchen Bayerns ehemaliger Ministerpräsident Edmund Stoiber hatte seinerzeit den „Problembär Bruno“. Schwabmünchens Bürgermeister Lorenz Müller hat ein etwas kleineres „Problemtier“: den Biber. Der ist zwar noch namenlos, hat aber dafür vor allem deutlich bessere Chancen, nicht das traurige Ende von „Bruno“zu erfahren. Denn trotz allen Unmuts, den der kleine Nager verursacht, achtet Schwabmünchen dessen Schutzstatus.
Schon seit Langem sind die Biber im Afrawald, vornehmlich in dem Bereich zwischen der Afraquelle und der Schwabegger Straße, heimisch geworden. Doch in den vergangenen Monaten ist er dort zum Problem geworden. Zum einen hat er sehr aktiv eine nicht geringe Menge Bäume gefällt, zum anderen sorgt sein Damm dafür, dass der Bereich südlich der Schwabegger Straße einer kleinen Seenlandschaft gleicht. Zeitweise war gar der Weg durch den Afrawald – ein Teil des Schwabmünchner
Rundwanderweges – überflutet, ebenso die in Richtung Wertachsiedlung angrenzenden landwirtschaftlichen Flächen.
Für viele Bürger ist das aufgestaute Wasser und die dadurch absterbenden Bäume ein Problem. Doch Grünamtleiter Roland Schiller sieht das differenziert. „Jeder Wald verändert sich“, so der Experte. „Die abgestorbenen Bäume dienen als Habitat für Vögel und Insekten und können so sehr wichtig und nützlich sein. Auch durch die Versumpfung und das Schilf entsteht neuer und bedeutsamer Lebensraum“, sagt Schiller.
Klar ist ihm aber auch, dass die Wege im Afrawald weiter frei und sicher sein müssen. Auch dabei ist die Stadt in der Pflicht, denn der Afrawald gilt rechtlich als „Erholungswald“und somit liegt die Verkehrssicherungspflicht in Schwabmünchner Verantwortung.
Der auch schon in den sozialen Medien eingebrachten Idee einer Umsiedlung des Bibers erteilt Experte Schiller eine klare Absage. Diese müsse genehmigt werden. „Außerdem ist das keine Garantie, dass sich dann sehr bald ein anderer Biber dort niederlässt“, so Schiller. Und das bringt dann auch noch das Problem mit sich, dass „man sich nicht kennt“wie Schiller es umschreibt. Beim jetzigen Bewohner des Afrawaldes sind die Verhaltensmuster bekannt.
Um mit dem Nager im Einklang zu leben, sind auch schon die ersten Maßnahmen ergriffen worden. Nördlich der Schwabegger Straße wurde der Stadt eine Drainage genehmigt. Die soll den Wasserstand regeln und die Überflutung eindämmen. Derzeit ist diese aber selbst überschwemmt, da die Kombination aus hohem Grundwasserstand und viel Regen für eine außergewöhnlich hohe Wassermenge sorgt. „Wichtig ist, dass wir die Wege wasserfrei halten können“, so Schiller.
Zudem sollen Bäume mit Gittern vor den scharfen Zähnen des Bibers geschützt werden. Weitere Maßnahmen will die Stadt mit der Naturschutzbehörde und auch dem Straßenbau des Landkreises abstimmen, denn die Schwabegger Straße ist eine Kreisstraße und somit auch von der Überflutung betroffen. Ein mit den Verantwortlichen der Kreisverwaltung angeregter runder Tisch kam jedoch aufgrund des mangelndem Interesse seitens des Landkreises bislang nicht zustande. Bislang ist die Leitung unter Straße auch frei. „Der Biber ist nicht dumm, er nutzt diese als Verbindung und kann so die Straße meiden“, weiß Roland Schiller. Doch der runde Tisch mit dem Landkreis ist noch nicht abgeschrieben. „Der ist dringend notwendig“, so Bürgermeister Lorenz Müller.
In der Zwischenzeit verfolgt Roland Schiller einen weiteren Plan. Er will Teile der betroffenen Flächen im Vertragsnaturschutzprogramm des Freistaats unterbringen. Damit ließen sich weitere Flächen schützen und die betroffenen Landwirte bekämen dafür eine Unterstützung aus dem Umweltministerium.
Um weitere Schritte in Sachen Biber, nicht nur im Afrawald, planen zu können, sollen sich betroffene Bürger bei Roland Schiller telefonisch oder per E-Mail melden. Auch ein informeller Ortstermin im Afrawald ist angedacht.