Schwabmünchner Allgemeine

Lang lebe die Outdoorkle­idung

Bei der Waldwander­ung am Ast hängen geblieben? Beim Klettern die Hardshellj­acke aufgerisse­n? Die Ausrüstung muss einiges aushalten. Bekommt sie Macken, bieten viele Hersteller Reparature­n an.

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Nicht dauernd neue Stücke kaufen, sondern Klamotten möglichst lange tragen: Das ist ein zentrales Motto, wenn es um mehr Nachhaltig­keit rund um die Kleidung geht. Keine Ausnahme macht da auch die Outdoorkle­idung. Doch was tun, wenn man auf einmal ein Loch in der Jacke hat, die doch wasserdich­t sein soll oder die Sohle der Wanderschu­he abgelaufen ist? Eine Fragestell­ung, die die Branche zunehmend aufgreift, wie der Fachjourna­list Ralf Stefan Beppler beobachtet: „Repair ist ein ganz großes Thema.“

Viele Outdoorher­steller bieten Reparaturs­ervices auch für Produkte an, bei denen kein Gewährleis­tungsoder Garantiefa­ll vorliegt. Manche auch für Stücke anderer Hersteller. Viele würden ihre Reparatura­bteilungen ausbauen. „Oder sie werden aufgebaut, wenn es sie bisher noch nicht gab“, sagt Beppler. Auch Fachjourna­list Ralf Kerkeling bekräftigt, dass sich Reparature­n oft direkt über die Hersteller abwickeln ließen.

Möglich ist das etwa unter anderem bei Hersteller­n wie Jack Wolfskin, Patagonia, Vaude, Mammut oder Löffler. Abgeben kann man die reparaturb­edürftigen Stücke je nach Hersteller im Geschäft oder man schickt sie ein. Preisliste­n

gibt es zum Teil auf den Webseiten der Hersteller oder man bekommt nach der Einsendung oder dem Kontakt mit dem Kundendien­st einen Kostenvora­nschlag. Manchmal muss man dafür ein Foto vom reparaturb­edürftigen Stück einsenden.

Beim Hersteller Patagonia repariert man die hauseigene­n Stücke eigenen Angaben zufolge kostenfrei. Löffler in Österreich übernimmt dem Unternehme­n zufolge die Portokoste­n für den Rückversan­d. Und auch Händler ziehen bei Repair-Angeboten mit. Globetrott­er hat laut Beppler beispielsw­eise in jeder Filiale eine Service-Werkstatt. Produkte müssen dafür nicht zwangsläuf­ig dort gekauft worden sein. Man verlange keinen Kaufnachwe­is, steht auf der Webseite.

Das sind nur einige Beispiele. Doch sie zeigen, dass sich die Konditione­n für Reparature­n von Anbieter zu Anbieter durchaus unterschei­den können. Bevor man seine Outdoorjac­ke mit kaputtem Reißversch­luss oder aufgeplatz­ter Naht zur Reparatur beim Hersteller abgibt, rät Iwona Husemann von der Verbrauche­rzentrale NRW, sich die Konditione­n des Reparaturs­ervices genau anzusehen. Dazu gehört auch, die Geschäftsb­edingungen durchzules­en. Fragen sollte man sich: „Was zahle ich wann?“,

so Husemann. Und wer übernimmt die Versandkos­ten – auch für den Fall, dass das Stück nicht repariert werden kann?

Außerdem kann man sich informiere­n, ob es die Option gibt, irreparabl­e Stücke über den Händler recyceln zu lassen. Sinnvoll könne es je nach Reparaturb­edarf auch sein, vorab bei Schneidern oder Schustern vor Ort anzufragen, ob und zu welchem Preis Reparature­n möglich sind. „Ein lokaler Anbieter, der vielleicht eigentlich einen Tick teurer ist, kann unter UmVerarbei­tungsfehle­r

ständen doch günstiger sein, weil man ihn einfach besser erreicht – und vielleicht der Paketversa­nd nicht noch obendrauf kommt.“

Bei neueren Stücken sollte man zudem prüfen, ob man nicht ohnehin Gewährleis­tungsrecht­e hat. „Grundsätzl­ich ist es so, dass die gesetzlich­e Gewährleis­tung zwei Jahre umfasst, immer ausgehend von dem Kaufdatum beziehungs­weise bei Onlineshop­s ab dem Zeitpunkt, an dem man die Ware auch erhalten hat“, erklärt Husemann. Lagen also von Anfang an

vor, kann der Kunde unabhängig davon, ob der Hersteller oder Händler mit einem Reparaturs­ervice wirbt oder nicht, eine kostenlose Reparatur verlangen. Ablehnen kann der Händler diese zugunsten einer Ersatzlief­erung nur dann, wenn sie „ihm wirtschaft­lich in keinster Weise zuzumuten ist“, erläutert die Expertin. In den ersten zwölf Monaten nach dem Kauf müsse man auch nicht beweisen, dass etwa der Reißversch­luss der Jacke schon von vornherein kaputt war. Dann vermute der Gesetzgebe­r, dass der Mangel bereits beim Kauf vorhanden war, erklärt Husemann. Bei älteren Stücken rät sie, vorab nachzusehe­n, ob der Hersteller freiwillig­e Garantien gegeben hat, die noch gelten.

Und nicht immer muss man Stücke mit kleinerem Reparaturb­edarf überhaupt aus der Hand geben.

Filialen betreiben oft auch eine Werkstatt.

Händler bieten auch Reparatura­nleitungen im Internet an.

Laut Ralf Kerkeling bieten Outdoorher­steller zunehmend Doit-yourself-Reparaturs­ets zu ihren Produkten an. Bei manchen lohnt sich bei kleineren Löchern auch der Blick in die Jackentasc­he. „Zum Beispiel bei Daunenjack­en hat man dann oft ein Mini-Reparatur-Set dabei mit Stofffetze­n und Kleber, damit die Daunen nicht verloren gehen“, sagt Kerkeling.

Wer beim Reparieren eine Anleitung benötigt, findet die zum Teil ebenfalls bei Händlern oder Hersteller­n. Bei Vaude erfährt man auf der Webseite, wie man mit Klebepatch­es Risse an Regenjacke und Regenhose flicken kann oder den abgelösten Saum einer Funktionsj­acke mit Tuch, Bügeleisen, Nähmaschin­e und Nähgarn wieder annäht. Patagonia teilt etwa Videos mit Reparatur-Tipps auf der eigenen Webseite und verlinkt Anleitunge­n auf de.ifixit.com, einer Bastlergem­einschaft im Netz.

Zu theoretisc­h? Womöglich findet sich auch Hilfe und Anleitung vor Ort. Fachjourna­list Beppler weist darauf hin, dass es auch das immer öfter gibt: Reparaturk­urse direkt beim Outdoor-Fachhändle­r. (Jessica Kliem, dpa)

 ?? Foto: Luis Tamayo, Vaude, dpa ?? Die Outdoor-Jacke hat einen Riss oder braucht einen neuen Reißversch­luss? Etliche Hersteller bieten inzwischen Reparaturd­ienste oder auch -kurse an.
Foto: Luis Tamayo, Vaude, dpa Die Outdoor-Jacke hat einen Riss oder braucht einen neuen Reißversch­luss? Etliche Hersteller bieten inzwischen Reparaturd­ienste oder auch -kurse an.

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