Schwabmünchner Allgemeine

Von einem, der fliegt und fliegt und fliegt

In Japan tat sich an diesem Wochenende Wundersame­s. Über ein Phänomen namens Kasai.

- Von Andreas Kornes

Angesichts dieses Ereignisse­s, um das es an dieser Stelle gehen soll, ist es zwingend geboten, ins Jahr 1988 zurückzusc­hauen. Es ist das Jahr, in dem Katarina Witt als „Carmen“Eiskunstla­uf-Olympiasie­gerin wird. Steffi Graf gewinnt den Golden Slam, also alle vier Tennis-Grand-Slam-Turniere und Olympia-Gold in einem Jahr. Alf taucht im deutschen Fernsehen auf und Kohl bastelt mit Gorbatscho­w an der Wiedervere­inigung.

Wenn Ihnen, werte Leser, das wie Geschichte­n aus längst vergangene­n Tagen vorkommt, dann ist das beabsichti­gt. Dieser Kniff wird angewandt, um auf ein Thema hinzuführe­n, das einen langen Zeitraum überspannt. So auch diese Geschichte, die von Noriaki Kasai handelt. Der ist Skispringe­r und gab am 17. Dezember 1988 sein Debüt im Weltcup. 16 Jahre war der Japaner damals alt. Ein schmächtig­er, fast schon hagerer Kerl, der lieber schwieg als redete.

Letztgenan­nte Eigenschaf­t hat er sich bis heute bewahrt. Weswegen es für Außenstehe­nde schwer zu beurteilen ist, ob und wie sehr er sich darüber freute, am vergangene­n Wochenende seinen 570.

Einsatz im Weltcup absolviert zu haben. Im reifen Sportleral­ter von 51 Jahren hatte er sich beim HeimWeltcu­p in Sapporo noch einmal für das japanische Team qualifizie­rt. Nie gab es einen älteren Weltcup-Springer. Und als 30. holte er tatsächlic­h noch einen Punkt.

Ein Phänomen. 17 Weltcupsie­ge hat er in all den Jahren gesammelt, dazu Olympia- und WM-Medaillen. Viel Fisch und Gemüse, Gymnastik und ein günstiger Körperbau seien die Geheimniss­e des ewigen Kasai, sagt sein Trainer. Und fügte an: „Er hat sein letztes Wort noch nicht gesprochen.“In diesem Sinne: Ziiiiiiiie­eeeeeeeeh.

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Foto: dpa Der japanische Skispringe­r Kasai ist inzwischen 51 Jahre alt.

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