Von einem, der fliegt und fliegt und fliegt
In Japan tat sich an diesem Wochenende Wundersames. Über ein Phänomen namens Kasai.
Angesichts dieses Ereignisses, um das es an dieser Stelle gehen soll, ist es zwingend geboten, ins Jahr 1988 zurückzuschauen. Es ist das Jahr, in dem Katarina Witt als „Carmen“Eiskunstlauf-Olympiasiegerin wird. Steffi Graf gewinnt den Golden Slam, also alle vier Tennis-Grand-Slam-Turniere und Olympia-Gold in einem Jahr. Alf taucht im deutschen Fernsehen auf und Kohl bastelt mit Gorbatschow an der Wiedervereinigung.
Wenn Ihnen, werte Leser, das wie Geschichten aus längst vergangenen Tagen vorkommt, dann ist das beabsichtigt. Dieser Kniff wird angewandt, um auf ein Thema hinzuführen, das einen langen Zeitraum überspannt. So auch diese Geschichte, die von Noriaki Kasai handelt. Der ist Skispringer und gab am 17. Dezember 1988 sein Debüt im Weltcup. 16 Jahre war der Japaner damals alt. Ein schmächtiger, fast schon hagerer Kerl, der lieber schwieg als redete.
Letztgenannte Eigenschaft hat er sich bis heute bewahrt. Weswegen es für Außenstehende schwer zu beurteilen ist, ob und wie sehr er sich darüber freute, am vergangenen Wochenende seinen 570.
Einsatz im Weltcup absolviert zu haben. Im reifen Sportleralter von 51 Jahren hatte er sich beim HeimWeltcup in Sapporo noch einmal für das japanische Team qualifiziert. Nie gab es einen älteren Weltcup-Springer. Und als 30. holte er tatsächlich noch einen Punkt.
Ein Phänomen. 17 Weltcupsiege hat er in all den Jahren gesammelt, dazu Olympia- und WM-Medaillen. Viel Fisch und Gemüse, Gymnastik und ein günstiger Körperbau seien die Geheimnisse des ewigen Kasai, sagt sein Trainer. Und fügte an: „Er hat sein letztes Wort noch nicht gesprochen.“In diesem Sinne: Ziiiiiiiieeeeeeeeeh.