Schäden in mindestens achtstelliger Höhe
Folgen des Hagelunwetters im vergangenen Sommer sind im Landkreis Augsburg noch zu sehen. Eine Schadensbilanz lässt sich nur annäherungsweise ziehen.
Noch heute sind in Königsbrunn ramponierte Fassaden und durchlöcherte Rollläden zu sehen. Die Schäden waren enorm, die das Hagelunwetter im August letzten Jahres verursachte. Eine genaue Schadenssumme lässt sich kaum festmachen. Zu vielseitig sind die Schäden. Besonders schwer getroffen hat es Betriebe in den Gewerbegebieten von Königsbrunn und Bobingen. Allein beim Autohändler Bayerncar, der Luxusfahrzeuge verkauft, wurden 105 Fahrzeuge beschädigt.
Bei 30 waren die Heckscheiben zertrümmert. Schadenssumme an den Autos: zwei Millionen Euro. Dazu kamen noch rund 80.000 Euro Gebäudeschaden. Sogar ein Ferrari, der im Ausstellungsraum gestanden hatte, wurde beschädigt. Dazu sei ein mehrwöchiger Betriebsausfall gekommen, sagt Geschäftsführer Manfred Melcher. „Insgesamt haben wir im Geschäftsjahr 2023 rund 100 Fahrzeuge weniger verkauft, als im Vorjahr.“
Sechsstellige Schadenssummen kamen beim Dönerproduzenten Tekin und dem Hersteller von Fleischersatzprodukten, Vemiwa, zusammen. Auch die Schäden an privaten Gebäuden, Fahrzeugen und Gärten waren immens. Tage nach dem Unwetter türmten sich die Gartenabfälle an den Grüngutannahmestellen in Königsbrunn und Bobingen. Die Begutachtung der Fahrzeugschäden dauerte Wochen. Dazu hatten die KFZ-Versicherer in einer großen Halle an der Königsbrunner Germanenstraße eine Sammelannahme eingerichtet. Beim Gesamtverband der Versicherer ging man in einer Pressemitteilung von bis zu 500 Millionen Euro KFZ-Schäden in Bayern aus, die durch das Augustunwetter verursacht worden waren.
Die Stadt Königsbrunn teilte auf Anfrage mit, dass an kommunalen Gebäuden ein Schaden von über zwei Millionen Euro entstanden sei. Der größte Einzelschaden war dabei an der Grundschule Süd zu verzeichnen: rund 580.000 Euro.
Die Beseitigung der Gebäudeschäden
dauert an. Eduard Tokosch, vom Rollladenbauer Zwick sagt: „Wir sind immer noch dabei, die Schadensfälle abzuarbeiten. Termine sind aber mittlerweile innerhalb von zwei bis drei Wochen zu bekommen.“Auch Zimmerer, Dachdecker und Fensterbauer waren über Monate ausgelastet. „Handwerker werden teilweise von Kunden regelrecht verfolgt, teilweise sogar am Wochenende“, sagt Sascha Schneider, Pressesprecher der Handwerkskammer Schwaben. Die Handwerksbetriebe im Landkreis seien schon vor dem Unwetter gut ausgelastet gewesen. Der viel zitierte Fachkräftemangel mache den Betrieben zu schaffen. Käme dann noch ein unerwartetes Ereignis wie das Augustunwetter dazu, werde die Lage schwierig. Die unterbesetzten Betriebe müssten dann Prioritäten setzen und die
Aufträge nach und nach abarbeiten.
Es habe Beschwerden von Kundinnen und Kunden gegeben, die über zu teure Handwerkerrechnungen klagten. Hierzu sagte
Schneider: „Die allgemeine Lage macht auch vor den Handwerksbetrieben nicht halt. Auch sie kämpfen mit Inflation, steigenden Energiepreisen, Preissteigerungen bei den Ersatzteilen und gestiegenen Lohnkosten“. Das mache sich bei den Rechnungen bemerkbar.
Indirekt wurden auch Menschen vom Unwetter getroffen, die keine Schäden zu verzeichnen hatten.
In den letzten Tagen dürften vielen Kundinnen und Kunden im Landkreis die Jahresrechnungen der Kfz-Versicherungen und der Gebäudeversicherungen ins Haus geflattert sein. Zum Teil mit spürbaren Preisanstiegen. Auch das dürfte, wenigstens teilweise, eine Auswirkung der steigenden Unwetterschäden sein.
Die bayerische Versicherungskammer teilte in einer Presseerklärung mit, dass das damalige Unwetter „Denis“eines der teuersten in Bayern je verzeichneten gewesen sei. Allein der Versicherung R+V in Königsbrunn und Bobingen 1.300 Schäden zu dem Hagelereignis Ende August gemeldet, wie Pressesprecher Joscha Denzer mitteilt.
Davon seien etwa die Hälfte Sachschäden, vor allem an Gebäuden, und die andere Hälfte KFZSchäden.
„Eine kleine Anzahl an Schäden betrifft auch die technische Versicherung, zum Beispiel aufgrund von beschädigten Solaranlagen. Unser gesamter Schadenaufwand beläuft sich aktuell auf knapp 16 Millionen Euro.“Auch der Versicherer sehe die Tendenz, dass es zunehmend problematischer für seine Kunden werde, Handwerker zur Beseitigung der Schäden zu bekommen.
Geschädigte aus dem Landkreis Augsburg können beim Finanzamt einen Antrag stellen zur begründeten Gewährung steuerlicher Erleichterungen. Der werde schnell und unbürokratisch geprüft, teilt eine Sprecherin des Landratsamtes mit. Fälle, die die Kriterien einer Notstandsbeihilfe erfüllen, also existenzbedrohende Schäden und das Fehlen einer Versicherung, gebe es im Landkreis bislang nicht.
Versicherungen werden teilweise deutlich teurer.