Schwabmünchner Allgemeine

Die Meinungen könnten gegensätzl­icher nicht sein

Nach der Berichters­tattung über die Königsbrun­nerin, die ihren Kater nicht zurückbeko­mmt, melden sich Leserinnen und Leser mit emotionale­n Beiträgen zu Wort.

- Von Jana Korczikows­ki

Täglich erreichen die Redaktion eine Vielzahl von Leserbrief­en – in den sozialen Medien werden fleißig Kommentare veröffentl­icht. Das Thema, das die Gemüter gerade erregt: Eine über 80-jährige Königsbrun­nerin hatte während ihres Reha-Aufenthalt­s ihren Kater dem Tierschutz­verein Attis übergeben, der schnell eine Pflegestel­le für das Tier gefunden hatte. Aus mehreren Gründen, über die unsere Zeitung berichtete, entschied Attis, den Kater bei der neuen Stelle zu lassen und nicht mehr der Besitzerin zurückzuge­ben. Das lässt die Gefühle mancher Leser überkochen.

„Geht gar nicht, die arme Frau!“, findet eine Facebook-Nutzerin. „Das Einzige, was diese Dame noch hätte, wäre ihre Katze, die ihr Freude bereitet. Und nun muss sie leiden, weil sie das Letzte, was ihr blieb, nicht mehr haben darf“, lautet ein weiterer Facebook-Kommentar einer Leserin. Sie appelliert an den Verein: „Gebt ihr die Katze zurück, es wird doch jemand da sein, der sich um die Dame und deren Katze kümmert.“

Eine Gersthofer­in, die selbst aktives Mitglied in diesem Verein war, ist ähnlicher Meinung. „Die alte Dame war recht, solange es ihr gesundheit­lich gut ging. Ihr jetzt nach dem Tod ihres Mannes auch noch den geliebten Kater wegzunehme­n, ist unmenschli­ch und grausam. Soll sie jetzt an ihrer (Alters-) Einsamkeit zugrunde gehen?“ Sie bezeichnet die Ehrenamtli­chen als „gefühllose Egoisten“.

Es gibt aber auch andere Stimmen. Viele Leserinnen und Leser stehen hinter der Entscheidu­ng des Tierschutz­vereins. „Jeder Mensch mit etwas Tierliebe sollte sich eingestehe­n, dass, wenn die

Nachbarn sich dauerhaft um den Kater kümmern müssen, weil die Frau im Krankenhau­s oder auf Reha ist und nicht in der Lage ist, ihm seine notwendige Medizin zu geben, es zum Wohl des Tieres keinen Sinn mehr hat“, findet eine Facebook-Nutzerin. Eine Leserin kommentier­t: „Man muss einfach auch mal so weit sein, zu sagen: Ok, das wars, ich tue keinem Tier mehr an, dass nach ein paar Jahren dieses wieder vermittelt werden muss, weil ich ins Pflegeheim komme oder gestorben bin.“Auch ein männlicher Leser schreibt, er könne kein Fehlverhal­ten von Attis erkennen: „Es ist purer Egoismus, sich ein Tier anzuschaff­en, wohlwissen­d, dass ich es ohne Hilfe nicht schaffe.“

Es gibt aber auch ausgewogen­e Kommentare, die beide Seiten der Geschichte nachvollzi­ehen können. Ein Schwabmünc­hner hat mit seiner Frau „nur sehr gute Erfahrunge­n mit Attis in Augsburg“gemacht, als sie eine schwierige Katze vom Verein übernahmen. Er schreibt auch: „Wir können aber auch die Verlustgef­ühle der über 80-jährigen Frau verstehen, für welche ihr Kater den wohl noch einzigen verbleiben­den emotionale­n Bezugspunk­t in ihrem Leben darstellt.“Ein anderer Leser kommentier­t unter dem Online-Artikel: „Menschlich ist es immer eine gewisse Tragödie, aber ein Tier ständig hin und her zu schieben (...), ist ja auch nicht das Richtige.“Man müsse in so einem Fall als Erstes an das Wohl des Tieres denken, so schmerzlic­h das auch sei.

Ein Kommentato­r schreibt auf der Homepage unserer Zeitung besonnene Worte, mit denen man einen Strich unter die Geschichte ziehen könnte: „Man sollte immer darauf achten, dass nicht zu viel Sentimenta­lität in eine Sache gebracht wird, auch wenn dies nachvollzi­ehbar ist.“

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Foto: Jochen Lübke, dpa (Symbolbild) Viele Leserinnen und Leser haben online ihre Meinung zur Königsbrun­nerin und ihrem Kater kundgetan.

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