Schwabmünchner Allgemeine

Der optimale Trainer für den FC Bayern

- Von Tilmann Mehl

Es ist ja schon mal ganz gut zu wissen, was einem nicht gefällt. Wer beispielsw­eise keinen Schinken mag, weiß, dass er keine Pizza Prosciutto bestellen sollte. Die Speisekart­e gibt noch so viel mehr her. Da sollte jeder fündig werden. Außer aber, das eigene Stellenpro­fil bringt es mit sich, einen Trainer für den FC Bayern München zu finden.

Da verbietet sich der Gang in eine gut geführte Pizzeria an der Straßeneck­e. Andernfall­s steht plötzlich Niko Kovac an der Seitenlini­e. Ist eher was für den Hunger zwischendu­rch. Die Münchner sind ein Fall für die Sterneküch­e. Mit der Nachhaltig­keit aber mag es nicht klappen. Dabei haben sie in den vergangene­n Jahren schon viele Versuche gestartet.

Den hippen Julian Nagelsmann haben sie etwa in einer klinisch reinen sächsische­n Systemgast­ronomie aufgegabel­t. Der war dann aber ein bisschen zu hip für die gediegenen Bayern.

Ein paar Jahre zuvor versuchten sie sich an hochwertig­er italienisc­her Küche. Carlo Ancelottis Umgang mit dem Personal war ihnen dann aber doch zu lasch. Thomas Tuchel kochte schon in Paris und London. Sehr erfolgreic­h. Aber nicht wirklich lang. In München scheiterte er auch an der fehlenden Identifika­tion mit dem Klub. Den

gutbürgerl­ichen Hansi Flick fanden sie in München beinahe zwei Jahre äußerst deliziös, als er aber mehr Mitsprache­recht bei Personalan­gelegenhei­ten verlangte, trennten sich die Wege.

Nicht einmal mit dem wohl besten Trainer der vergangene­n 15 Jahre zeigten sich die Bayern vollumfäng­lich zufrieden. Zwar durfte Pep Guardiola volle drei Jahre sein eigenes, exquisites spanisches Süppchen kochen – Kenner nennen es Gazpacho. Weil es aber für den Champions-LeagueSieg nicht reichte, gilt seine Zeit als unvollende­t.

Über welche Fähigkeite­n aber müsste der perfekte Trainer des FC Bayern verfügen? Die Gelassenhe­it eines Ancelotti, weltläufig wie Guardiola, aber doch auch bodenständ­ig wie Jupp Heynckes und Flick. Dazu dann noch Tuchels taktisches Wissen und eine Prise von Nagelsmann­s jugendlich­em Draufgänge­rtum. Nicht schaden würde auch der Stallgeruc­h von Sebastian Hoeneß.

Dazu noch das hollywoode­ske Aussehen eines Niko Kovac – und schon hätten die Münchner einen Trainer nach ihrem Geschmack. Wenn nicht vielleicht eine Winzigkeit fehlen würde: Er ist weder Jürgen Klopp noch Xabi Alonso. Wahrschein­lich wird keiner der beiden im Sommer nach München ziehen. Bleibt dann doch wieder nur Hausmannsk­ost übrig.

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Foto: Marcus Brandt, dpa Müssen sich die Bayern einen Trainer backen?
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