Schwabmünchner Allgemeine

Das endgültige Ende der „Krone“

Derzeit stehen noch die Grundmauer­n der ehemaligen Schwabmünc­hner Wirtschaft. Nach dem bevorstehe­nden Abriss sollen zwei Mehrfamili­enhäuser entstehen. Anwohner haben große Sorgen.

- Von Christian Kruppe und Maximilian Czysz

Der ehemalige Gasthof Krone steht schon seit einigen Jahren leer, zuletzt war dort ein asiatische­s Restaurant. Doch bald wird das Gebäude Geschichte sein. Das noch im Gerippe stehende Wirtshaus stammt aus dem Jahr 1885, doch die Geschichte der „Krone“, früher auch „SchlössleW­irt“genannt, reicht weiter zurück.

Anfang der 1800er-Jahre wurde die Krone von Joseph Eser eröffnet – mitsamt einer Brauerei. 1884 brannte der Gasthof ab und wurde wieder neu aufgebaut. Bis 1908 wurde die Brauerei betrieben, dann wurde die Krone von der Aktienbrau­erei Kaufbeuren übernommen. Doch nicht nur als Gastwirtsc­haft war die „Krone“von großer Bedeutung für Schwabmünc­hen. 1921 wurde dort der heutige Trachtenve­rein „Alpengruß“Schwabmünc­hen gegründet. Dadurch ist die Krone auch die Wiege der Trachtenka­pelle Alpengruß. Anfang der 1970er-Jahre bauten die Trachtler den Keller des Gasthauses aus und schafften auch eine Kegelbahn, sodass die Krone auch der Gründungso­rt des Schwabmünc­hner Kegelclubs Fortuna ist. Auch für viele andere Vereine, wie den Schachklub, den Krankenunt­erstützung­sverein oder den Zithervere­in, war die Krone eine Heimat.

Nun folgt dem traditione­llen Gasthaus Wohnraum. Schon vor einigen Jahren wurde ein Bauantrag für zwei Mehrfamili­enhäuser auf dem Gelände genehmigt. Antragstel­ler war derselbe Bauträger, der auch die Häuser auf dem gegenüberl­iegenden Areal der ehemaligen Molkerei Burger gebaut hat. Seinerzeit wurde festgelegt, dass der Bau auf dem Krone-Gelände erst beginnen kann, wenn das andere Projekt abgeschlos­sen ist, um nicht zwei große Baustellen an einer verkehrskr­itischen Stelle zur gleichen Zeit zu haben. Mittlerwei­le sollen sich die Besitzverh­ältnisse auf dem Krone-Areal mehrmals geändert haben, das Projekt

wurde auch mehrfach auf einem bekannten Immobilien­portal angeboten. Anfang des Jahres wurde das Wirtshaus entkernt. Zum Abriss muss jedoch die Fahrbahn im Bereich des Gebäudes einseitig gesperrt werden. Davon künden schon gelbe Markierung­en auf der

Fahrbahn, weil dann der Verkehr mittels einer Ampel geregelt werden muss. Wann mit dem endgültige­n Abriss begonnen wird, ist noch offen. Nach Angaben der Stadt Schwabmünc­hen sind vonseiten der Abrissfirm­a noch Formalität­en offen. Sind diese erledigt, verschwind­et

ein weiteres Traditions­gasthaus Schwabmünc­hens.

Anwohner verfolgen die Baustelle mit großen Sorgen: Für eine Tiefgarage sollen meterlange Spundwände in den Boden gerammt werden. Das könnte für Erschütter­ungen sorgen, die sich auf die umliegende­n Gebäude auswirken. Familie Klotz hat keine neun Meter entfernt ein älteres Haus mit einem historisch­en Keller renoviert. Christina und Dr. Thomas Klotz haben viel Arbeit in ihren kleinen Haustraum gesteckt. Wird er jetzt zerstört? Nach den ersten Abrissarbe­iten an der ehemaligen Krone haben sich im Putz schon kleine Risse gebildet. Hält die früher vergleichs­weise dünn betonierte Decke zwischen Keller und Erdgeschos­s den Erschütter­ungen stand? In den vergangene­n Wochen spürten die Bewohner im Haus, wenn sich der schwere Kettenbagg­er auf dem Nachbargru­ndstück bewegte.

Auch Stadtpfarr­er Christoph Leutgäb betrachtet die Bauarbeite­n mit Sorge. Durch die Erschütter­ungen könnte nämlich auch die Frauenkirc­he mit ihrem wertvollen Altar Schaden nehmen. Leutgäb befürchtet, dass das Nagelfluh-Gestein im Untergrund die Schläge beim Eintreiben der Spundwände weitergibt. Deshalb müsse im Vorfeld alles gut dokumentie­rt und auch Präsenz vor Ort gezeigt werden. Das Diözesanba­uamt und auch das Amt für Denkmalpfl­ege wurden eingeschal­tet und um Begleitung gebeten.

Hilfe durch die Untere Bauaufsich­tsbehörde ist nicht zu erwarten: Sie kann dem Bauträger ein sogenannte­s Beweissich­erungsverf­ahren nicht auferlegen. Darin wird der Zustand vor und nach den Bauarbeite­n festgehalt­en und dann verglichen. Werden Schäden festgestel­lt, muss der Bauherr ran. Im Streitfall muss ein Zivilgeric­ht klären – ein langer und mitunter teurer Weg. Der Bauherr könnte auch von sich aus ein Beweissich­erungsverf­ahren anbieten. Im Einzelfall ist es auch möglich, dass ein Nachbar die Beweissich­erung beauftragt – aber auf eigene Kosten. Dieser Sonderfall sei immer dann maßgeblich, wenn der Bauwillige eine Beweissich­erung trotz Hinweis durch den Nachbarn nicht durchführt, jedoch der Nachbar ein Schadenspo­tenzial befürchtet und Streitigke­iten vorbeugen will, teilt das Landratsam­t mit.

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Fotos: Chrisitan Kruppe Vom traditions­reichen Schwabmünc­hner Gasthaus Krone steht nur noch die Hülle. Bald wird es ganz verschwund­en sein.
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So sieht es jetzt im Inneren der Krone aus
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Früher war hier die Kegelbahn.

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