Krise zum dümmsten Zeitpunkt
Im Saison-Endspurt legt der AEV eine Niederlagen-Serie mit vier Pleiten hin. AEV-Fans geben alle Tickets für das Saisonfinale in München zurück und organisieren Public Viewing.
Ausgerechnet in der alles entscheidenden Phase leisten sich die Panther einen Durchhänger. Das 1:3 am Sonntag gegen Wolfsburg war bereits die vierte Pleite in Folge. Eine solche Negativ-Serie legte die Mannschaft von Trainer Christoph Kreutzer ansonsten nur einmal zu Oktober-Beginn hin. Wolfsburg trat im Stil einer Spitzenmannschaft auf – taktisch geordnet, körperlich robust und mit einem überragenden Torwart als Rückhalt.
Auch im dritten Spiel innerhalb von fünf Tagen leistete sich die Mannschaft von Ex-AEV-Trainer Mike Stewart kaum Schnitzer. Ganz anders die Panther. Nach dem 0:1 in der 14. Minute durch Peter Mueller machten die Augsburger zu schnell auf. Nach eigenen Angriffen ging die defensive Ordnung komplett verloren. Und im Gegensatz zu den Gastgebern verwandelten die Grizzlys ihre Möglichkeiten durch Laurin Braun (18.) und Andy Miele (20.) zum 3:0. Die Partie war frühzeitig entschieden.
Kreutzer haderte mit der taktischen Disziplin seines Teams. Nach dem 0:1 in Unterzahl habe seine Mannschaft noch fast 50 Minuten Zeit gehabt, den Rückstand aufzuholen. „Die zwei Konter-Tore dürfen nicht passieren. Das ist zu einfach. Es ist schwierig, das Spiel zu gewinnen, wenn du 0:3 zurückliegst. Wir haben zwei Fehler gemacht, die bitter bestraft wurden“, sagte der AEV-Coach nach dem Match im erneut ausverkauften Curt-Frenzel-Stadion. Matt Puempel verkürzte mit seinem zwölften Saisontor auf 1:3 in der 45. Minute. Mehr gelang nicht. Wenn die AEVAngreifer mal durchkamen, war Nationaltorhüter Dustin Strahlmeier Endstation.
In der jüngsten Niederlagen-Serie noch schmerzhafter waren die Pleiten gegen Iserlohn (1:2 nach Verlängerung) und in Frankfurt (3:4 nach Penaltyschießen). Bei vier noch ausstehenden Spieltagen haben die Panther den Klassenerhalt nicht mehr in eigener Hand. Der Rückstand als TabellenSchlusslicht (50 Punkte) beträgt auf Iserlohn (Platz 13 mit einem Spiel mehr/54) vier Punkte. Der Tabellen-Zwölfte Frankfurt hat 55 Zähler auf dem Konto. „Wir haben immer noch Möglichkeiten und sind abhängig von anderen Ergebnissen. Aber wir müssen unsere Spiele gewinnen. Das ist die erste Voraussetzung“, sagte Kreutzer. Am Montag gab der Trainer seinem Personal frei, um neue Kräfte zu sammeln für das Heimspiel am Mittwoch im Curt-Frenzel-Stadion gegen Mannheim.
Die Adler kommen auch nach dem Trainerwechsel zu Dallas Eakin nicht richtig in Fahrt. Am Sonntag verlor der nächste AEVGegner sein Heimspiel gegen Ingolstadt
mit 1:3. In der Tabelle sind sie als Achter (73 Punkte) im Augenblick nicht sicher für das Viertelfinale qualifiziert, was üblicherweise das Minimalziel des Spitzenklubs ist. Die Meisterschaft peilt Mannheim sowieso in jedem Jahr an.
Gegen Wolfsburg gab es vereinzelt Pfiffe gegen die eigene Mannschaft, teilweise war es erstaunlich ruhig. „Ich kann die Fans verstehen, dass sie ein Stück weit frustriert sind. Helfen tut uns das nicht. Wir müssen uns selbst herauskämpfen“, sagte Kreutzer. Das Publikum steht noch hinter der Mannschaft.
Die Atmosphäre ist deutlich besser als vor einem Jahr, als ein Teil der Fans mit einem Stimmungs-Boykott auf die blutleeren Auftritte der Panther reagierte. In der „Hölle des Südens“, wie das Curt-Frenzel-Stadion in erfolgreichen Zeiten gerne genannt wird, brannte nicht einmal ein Lagerfeuer mehr. Allerdings betrug der Rückstand auf den rettenden 13. Platz vor einem Jahr zwölf Punkte. Aktuell können die Panther und ihre Fans noch auf den Klassenerhalt hoffen.
Zum letzten Punktspiel am 8. März in München werden die AEVAnhänger ihre Mannschaft nicht begleiten. Der EHC Red Bull München hatte nach einigem Hin und Her den Augsburger Fan-Klubs 287 Tickets zur Verfügung gestellt (wir berichteten). Das Kontingent war deutlich geringer als in der Vergangenheit. Als Grund gab der EHC Red Bull an, dass die Nachfrage für das Abschiedsspiel in der Olympia-Eishalle unter den eigenen Anhängern zu groß sei. In einem Schreiben, das von acht FanVereinigungen unterzeichnet ist, äußern sich nun die AEV-Anhänger: „Es ist beachtlich, zu welchen fragwürdigen Mitteln die Dosen greifen, um die voraussichtliche Stimmungshoheit des rot-weißgrünen Anhangs beim letzten Hauptrunden-Spiel im Olympiastadion vor dem Umzug in den neuen SAP Garden zu verhindern.“Eine faire Ticketverteilung sei unter diesen Umständen nicht möglich.
Deshalb geben die AEV-Fans in Abstimmung mit der Mannschaft und dem Klub die 287 Karten komplett zurück. Stattdessen wird für das letzte Punktspiel ein kostenloses Public Viewing im Curt-Frenzel-Stadion organisiert. „Auch wenn der Glaube schon fast verloren scheint, können wir in diesem Spiel aber immer noch die Klasse halten!“, heißt es weiter in dem Schreiben. Die Anhänger stehen fest zu den Panthern: „Unabhängig davon ist der AEV mehr als nur ein Verein. Deshalb kehren wir ihm auch im Fall des Abstiegs nicht den Rücken zu, sondern gehen den Weg – egal in welche Richtung – gemeinsam.“