Schwabmünchner Allgemeine

Die Probleme der regionalen Erzeuger

Fachleute informiere­n auf dem Pfänder-Hof über die Hemmnisse in der Branche. Wie regionale Produkte besser auf dem Markt platziert werden können.

- Von Hieronymus Schneider

Regional erzeugte Lebensmitt­el sind bei Verbrauche­rn sehr beliebt und trotzdem haben die Bauern erhebliche Probleme, ihre Waren zu einem fairen Preis auf den Markt zu bringen. Um den Hemmnissen auf den Grund zu gehen, trafen sich die SPD-Landtagsab­geordnete Anna Rasehorn und die Augsburger SPD-Stadträtin Sieglinde Wisniewski mit Vertretern der Solidargem­einschaft „Unser Land“auf dem Pfänder-Hof in Schwabmünc­hen nahe der Wertach.

Seniorchef Hans Pfänder erklärte die Geschichte des früheren Milchviehb­etriebs, mit dem er seit den 1960er-Jahren in die biologisch­e Landwirtsc­haft hineingewa­chsen ist. Aus ethischen Gründen habe er mit der Tierhaltun­g aufgehört und sich dem Gemüseanba­u verschrieb­en. Der seit 1986 als Bioland zertifizie­rte Betrieb wird heute im Familienve­rband von den Söhnen Johannes und Florian geleitet. Auf dem Hof gibt es auch eine Herberge für etwa acht rumänische Saisonarbe­iter. Die Erzeugniss­e werden im eigenen Hofladen verkauft, aber es braucht darüber hinaus auch eine Vermarktun­g im Netzwerk „Unser Land“.

Von dessen Dachverein war die Vorsitzend­e Adriane Schua und von der „Solidargem­einschaft Augsburg und Aichach-Friedberge­r Land“Michael Leuckel und

Margret Weishaupt vor Ort dabei. „Viele Landwirte stehen mit dem Rücken zur Wand“, sagte Adriane Schua und zählte zu den aktuellen Hemmnissen die Zurücknahm­e von wichtigen Erleichter­ungen wie die Agrar-Diesel-Steuerrück­erstattung oder die Erhöhung der LKW-Maut auf. „Das belastet auch die biologisch­e Landwirtsc­haft. Zusammen mit dem Wegfall anderer Förderunge­n oder Verpflicht­ung zu Brachfläch­en müssen wir mit Einnahmemi­nderungen bis zu 10.000 Euro im Jahr rechnen“, ergänzte Florian Pfänder. Das größte Dilemma bestehe für ihn aber in der Schere zwischen den steigenden Produktion­s- und Lohnkosten und den vom Handel und den Verbrauche­rn verlangten Dumpingpre­isen.

Michael Leuckel stellte die Frage: „Wie soll es denn für die regionalen Kreisläufe und den Umweltschu­tz weiter gehen, wenn nicht jetzt der Kurs geändert wird?“Dazu gehöre auch der Abbau von Bürokratis­mus, denn die zunehmende­n Zertifizie­rungsaufla­gen seitens des Lebensmitt­eleinzelha­ndels und die staatliche­n Vorschrift­en seien mit hohen Kosten und enormem zeitlichen Aufwand verbunden.

Aufgrund der aktuellen Inflation greifen Verbrauche­rinnen und Verbrauche­r vermehrt zu Billigprod­ukten in Supermärkt­en und Discounter­n statt zu höherpreis­igen Markenarti­keln. „Wir fordern ein Um- und Weiterdenk­en und ein Miteinande­r“, darüber waren sich

alle einig. Deshalb sollen regionale Kreisläufe wieder gestärkt und bei Standards das Machbare und Sinnvolle auch für kleinere Betriebe im Auge behalten werden. Für die Verbesseru­ng des Dialogs zwischen Erzeugern, Regionalex­perten, Handel und Politik wolle sich Anna Rasehorn im Landtag einsetzen und die EU-Parlamenta­rier sensibilis­ieren. Allerdings habe die Politik auf faire Preise für Erzeuger und Verbrauche­r nur wenig Einfluss. „Die Wertschätz­ung für regionale Produkte, nachhaltig­es Umweltbewu­sstsein und der Generation­engedanke zur Erhaltung der ländlichen Bauernhöfe müssen in die Gesellscha­ft getragen werden“, sagte Adriane Schua. Sie würde sich darüber freuen, wenn

in den Kantinen des Bayerische­n Landtags und anderen Parlamente­n und Behörden, sowie in Kindergärt­en und Schulen regionale Produkte eingekauft würden. Sie bedauerte, dass die Werbung für regionale Erzeuger durch die europäisch­e Verordnung für die Stärkung des Binnenmark­ts behindert werde. Der Dachverein „Unser Land“sei immer für fördernde und ehrenamtli­che Mitarbeite­r dankbar. Florian Pfänder ist froh, dass er mit der Solidargem­einschaft „Unser Land“eine starke Vertretung bei der Vermarktun­g hat und sich auf den Anbau von Gemüse ohne chemisch-synthetisc­he Pflanzensc­hutzmittel und die Kompostier­ung mit eigenen Pflanzenab­fällen konzentrie­ren kann.

 ?? Foto: Hieronymus Schneider ?? Sie sprachen beim Pfänder-Hof über die Probleme der regionalen Erzeuger: (von links) Margret Weishaupt, Hans Pfänder, Adriane Schua, Anna Rasehorn, Sieglinde Wisniewski, Florian Pfänder, Michael Leuckel, Bernd Wisniewski und Sven Maschke.
Foto: Hieronymus Schneider Sie sprachen beim Pfänder-Hof über die Probleme der regionalen Erzeuger: (von links) Margret Weishaupt, Hans Pfänder, Adriane Schua, Anna Rasehorn, Sieglinde Wisniewski, Florian Pfänder, Michael Leuckel, Bernd Wisniewski und Sven Maschke.

Newspapers in German

Newspapers from Germany