Schwabmünchner Allgemeine

Die Panther sind kaum noch zu retten

Die Augsburger müssen selbst punkten und sind auf Ausrutsche­r der Konkurrenz angewiesen. Die Formkurve zeigt mit fünf Niederlage­n in Folge jedoch nach unten. Und am Freitag geht es zu einem Angstgegne­r in der DEL.

- Von Milan Sako

AEV-Fans verließen vorzeitig das Stadion, die Spieler wirkten ratlos, der Trainer gab Durchhalte­parolen aus: Im Abstiegska­mpf droht den Panthern die Puste auszugehen. Von Aufbruchst­immung ist in den letzten Punktspiel­en der Deutschen Eishockey Liga wenig zu spüren. Im Gegenteil: Nach dem 2:6 am Mittwochab­end gegen Mannheim macht sich Frust auf allen Seiten breit.

Erstmals in dieser Saison kassierten die Augsburger fünf Niederlage­n in Folge. Ausgerechn­et in der wichtigste­n Saisonphas­e zeigt die Formkurve nach unten. Die Abwehr leistet sich haarsträub­ende Fehler, das Überzahlsp­iel funktionie­rt eher schlecht als recht und gegen Mannheim zeigte selbst der ansonsten überzeugen­de Torwart Markus Keller Nerven. Die Niederlage­n folgen fast immer dem gleichen Muster. Die Mannschaft gerät in Rückstand, macht auf, um wieder heranzukom­men, und kassiert weitere Treffer. „Wir haben Gegentore bekommen, die zu einfach waren. Immer wenn wir das Gefühl hatten, wir schaffen das nächste Tor, haben wir die Antwort bekommen“, sagte Christof Kreutzer nach der 32. Saison-Niederlage.

Die Spieler wirkten ratlos. „Es ist aktuell schwierig, Hoffnung zu schöpfen. Es fühlt sich an wie im Hamsterrad. Wir rennen, aber das Ziel kommt nicht näher“, sagte der ehemalige Nationalve­rteidiger Simon Sezemsky bei MagentaSpo­rt. Nur zwei Tore zum zwischenze­itlichen 1:3 durch Niklas Andersen und zum 2:4 durch Otso Rantakari waren zu wenig, um gegen keineswegs überragend­e Mannheimer zu bestehen. Mit teils haarsträub­enden Fehlern in der Abwehr und verlorenen Zweikämpfe­n machten sich die Augsburger selbst das Leben schwer. „Es geht mit der Moral nach unten, wenn du einen Gegentreff­er kriegst in dem Moment, wenn du gerade den Anschlusst­reffer geschossen hast“, analysiert­e

Kreutzer. Das Team verschläft oft den Start. Bereits 20 Mal gerieten die Panther mindestens mit 0:2 in Rückstand. Erst danach beginnt die Aufholjagd, die selten von Erfolg gekrönt war. Anstatt den VierPunkte-Rückstand auf den Vorletzten Iserlohn zu verkürzen, macht das Team spielerisc­h eher Rückschrit­te.

Die Panther sind inzwischen auf die Resultate der Konkurrenz angewiesen. „Wir haben die Situation, dass wir es nicht selber in der Hand haben. Aber wir können in den letzten drei Spielen mit Glück das Ding noch drehen“, sagte

Kreutzer und fügte mit Blick auf die nächste Aufgabe an: „Wir dürfen nicht aufstecken. Es wird nicht einfach in Bremerhave­n. Es ist eine Topmannsch­aft. Aber solange wir eine Chance haben, werden wir alles geben.“

Dass es in Bremerhave­n „nicht einfach“wird, ist eine Untertreib­ung. Es wird verdammt schwer, gegen den Angstgegne­r zu punkten. Seit 2017 hat Augsburg in Bremerhave­n lediglich einen DreiPunkte-Erfolg eingefahre­n. Die Mannschaft von Trainer Thomas Popiesch liegt mit 99 Zählern gleichauf mit Spitzenrei­ter Eisbären

Berlin auf Rang zwei. Augsburg ist Letzter mit 50 Punkten.

In dieser Saison holte der AEV bei drei Niederlage­n noch keinen Punkt gegen die Norddeutsc­hen. Beide Heimspiele im Curt-FrenzelSta­dion (1:4 und 1:3) wie auch das erste Auswärtssp­iel (2:3) gegen die Pinguine gingen verloren. Zudem fehlte den Panthern zuletzt der erkrankte Finne Jere Karjalaine­n, mit zwölf Toren und 19 Vorlagen der viertbeste Scorer im Team. Nationalve­rteidiger Mick Köhler musste im Sturm aushelfen. Ob und wann Thomas J. Trevelyan nach seiner Beinverlet­zung aus dem Wolfsburg-Spiel

zurückkehr­t, ist offen. Auch Verteidige­r Mirko Sacher fehlte gegen Mannheim.

Wenn gegen Bremerhave­n nicht gepunktet wird, droht dem AEV frühzeitig der Verbleib auf dem Abstiegspl­atz 14. Wie vor einem Jahr müssten die Augsburger dann in den nächsten Wochen darauf hoffen, dass die Kassel Huskies, die als einer der wenigen Zweitligis­ten die DEL-Lizenz beantragt haben, nicht DEL2-Meister werden.

Die Nordhessen scheiterte­n in der vergangene­n Spielzeit in den Play-offs überrasche­nd an Bad Nauheim. Augsburg blieb nur deshalb der Gang in die Zweitklass­igkeit erspart. In dieser Saison drängt Kassel mit noch mehr Ehrgeiz nach oben. Anfang dieser Woche entließ der Zweitligis­t seinen Trainer Bu Subr. Zuvor hatte das Team vier der letzten sechs Spiele in der DEL2 verloren.

In der Tabelle stehen die Nordhessen noch immer auf Platz eins. Der einst deutliche Vorsprung ist allerdings geschmolze­n. Am Donnerstag gab Geschäftsf­ührer und Huskies-Eigentümer Joe Gibbs die Verpflicht­ung von Bill Stewart als neuen Coach bekannt. Der 66-jährige Kanadier arbeitete viele Jahre in der DEL (Krefeld, Hamburg, Köln, Straubing) und wollte nach seinem Abschied im vergangene­n Sommer von den Adlern Mannheim eigentlich seine Trainer-Karriere beenden. Nun kehrt Stewart für das Projekt DEL-Aufstieg der Kassel Huskies noch einmal an die Bande zurück.

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Foto: Siegfried Kerpf Verteidige­r Maximilian Renner und Torwart Markus Keller versuchen, hinten dichtzumac­hen. Es half nicht. Auch in dieser Szene aus dem 2:6 gegen Mannheim kassierten die Augsburger Panther ein Tor.

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