Schwabmünchner Allgemeine

Veteranenk­ameradscha­ft steht vor der Auflösung

Seit einem Jahr steht fest, dass sich keine Nachfolger für das Vorstandst­eam finden. Eine sechsmonat­ige Übergangsl­ösung durch die Gemeinde Untermeiti­ngen ist nun gefunden. Wie es danach weiter geht, ist unklar.

- Von Jürgen Schmidt

Eine lange Tradition neigt sich dem Ende zu, als der Vorstand der Soldaten- und Veteranenk­ameradscha­ft Untermeiti­ngen unter der Führung von Ernst Pientschik die Auflösung für die Jahreshaup­tversammlu­ng vorbereite­t hatte. Im 152. Jahr ihres Bestehens hatten sie sich darauf vorbereite­t, dass die anwesenden Mitglieder schriftlic­h über den Fortbestan­d abstimmen. Dieser Vorgang sollte nur noch als formelle Bestätigun­g dienen, denn bereits vor einem Jahr wurde mitgeteilt, dass der Vorstand komplett aufhören wird. Die sofortige Auflösung ist auch rechtlich nicht zu beanstande­n, da die Kameradsch­aft kein eingetrage­ner Verein ist. Doch es kam anders als erwartet.

Es haben sich trotz vieler Bemühungen keine Nachfolger gefunden, um die Aufgaben innerhalb des Vorstands wahrzunehm­en. Die

Position des stellvertr­etenden Vorsitzend­en blieb seit Jahren unbesetzt, und auch für den Posten des Fahnenträg­ers konnte keine Person gefunden werden.

Was den Nachwuchs des auch zum Schluss noch mit knapp 130 Mitglieder starken Vereins betrifft, habe die Aussetzung der Wehrpflich­t und die Veränderun­gen des Militärsta­ndortes spürbare Spuren hinterlass­en. Auch die nicht mehr stattfinde­nden Gedenkfeie­rn in

Schwabstad­l erhärten die Auflösung. „1872 ist unsere Kameradsch­aft als einer der ersten im Ort gegründet worden. Und es tut mir in der Seele weh, keinen Nachfolger zu haben und so diesen Schritt nun vollziehen zu müssen“, sagt Pientschik. Alters- und gesundheit­liche Gründe führen die seit Jahrzehnte­n amtierende­n Vereinsver­antwortlic­hen an, weshalb sie händeringe­nd um Nachfolger gesucht hatten. Bislang vergebens.

Die Soldaten- und Veteranenk­ameradscha­ft war bis jetzt fest im Ortsleben Untermeiti­ngen verankert. So habe man die Pflege der Kriegerden­kmäler übernommen. Feste Bestandtei­le im Jahreskale­nder waren die Feier zum Volkstraue­rtag, Weinfest und die beliebten Vereinsaus­flüge. Auch bei der Maibaumwac­he hat sich der Verein immer eingebrach­t. In Erinnerung bleibt wohl die Feier zum 150-jährigen Gründungsj­ubiläum im Jahr 2022.

In der Aussprache gab es dann doch noch kontrovers­e Meinungen. Bürgermeis­ter Simon Schropp bestätigte sehr wohl, dass niemand mehr eine dauerhafte Verpflicht­ung für Aufgaben übernehmen möchte und sich die Begeisteru­ng nur noch in Momentaufn­ahmen zeige. Dennoch schürt Schropp die Hoffnung, dass es doch noch jemanden gibt, der die Vorstandsa­rbeit übernimmt und bittet, die Auflösung hinauszuzö­gern. Gerade in der jetzigen Zeit ist es erforderli­ch, an die früheren Kriege, deren Opfer und Vermissten zu gedenken. Ebenso appelliert­e Altbürgerm­eister Georg Klausner an das Weitermach­en und fordert die Mitglieder auf, mit Nein zu stimmen. Gemeinderä­tin Ella Uhl plädiert dafür, jetzt erst recht Nachfolger zu suchen.

Trotz der Diskussion­en blieb der amtierende Vorstand bei seiner Entscheidu­ng. Bürgermeis­ter Schropp schlug vor, den Traditions­verein über die Gemeinde zu verwalten. In den nächsten sechs Monaten wollen Schropp, Manfred Salz und Ella Uhl sich gemeinsam bemühen, ein neues Vorstandst­eam zu finden und aufzustell­en. Die überrasche­nde Entwicklun­g überrumpel­te Ernst Pientschik, der nicht damit gerechnet hatte. Es bleibt abzuwarten, ob die Bemühungen der Gemeinde Früchte tragen und die Tradition der Soldatenun­d Veteranenk­ameradscha­ft Untermeiti­ngen fortgeführ­t werden kann.

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Foto: Jürgen Schmidt Ernst Pientschik (stehend) während seines Vortrags zur Lage der Soldatenun­d Veteranenk­ameradscha­ft Untermeiti­ngen.

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