Heute geht es darum, Tschechien die Hand zu reichen
Konflikte mit tschechoslowakischen Regierungen brachten Sudetendeutschen im vergangenen Jahrhundert viel Leid. Um ihre Geschichte geht es bei einer neuen Ausstellung in Königsbrunn.
Bei der Eröffnung der Ausstellung „Wir Sudetendeutschen“in Königsbrunn zog Bürgermeister Franz Feigl am Montag ein Schwert. Es ist die Nachbildung einer Waffe aus der Lechfeldschlacht im 10. Jahrhundert. Zu dieser Zeit, so Feigl, habe das Recht des Stärkeren gegolten. So sei es auch 1918 und 1919 gewesen – zwei Schicksalsjahre für Sudetendeutsche. „Das Interessante war, das zu dieser Zeit die tschechoslowakischen Truppen einfach einmarschiert sind.“In Böhmen, Mähren und Schlesien habe das Recht des Stärkeren gegolten. Um die Ungerechtigkeiten jener Zeit zu verdeutlichen, sei die Ausstellung wichtig, so Feigl. Zur Eröffnung kamen rund 40 Interessierte, die meisten Sudetendeutsche im Rentenalter, in das Bürgerservicezentrum.
In der Ausstellung geht es um
die sudetendeutsche Geschichte vom 12. Jahrhundert bis heute. Aufsteller erzählen von historisch wichtigen Ereignissen wie den Benesˇ-Dekreten und zeigen Bilder. Kurt Aue, Vorsitzender der Sudetendeutschen Landsmannschaft
im Kreis Augsburg, hatte bei Vorbereitung und Aufbau die Unterstützung des Königsbrunner Kulturbüros. „Das erlebt man nicht in jeder Stadt, dass die Sudetendeutsche Landsmannschaft so unterstützt wird“, sagte er.
Neben der Ausstellung ging es um das Gedenken eines tragischen Tages. Am 4. März 1919 war eine Demonstration der Sudetendeutschen von tschechoslowakischen Truppen blutig unterdrückt worden. Sudetendeutsche aus Böhmen,
Mähren und Schlesien hatten die Angliederung an Deutsch-Österreich gefordert, wollten kein Teil des tschechoslowakischen Staatsverbandes sein. 54 Sudetendeutsche kamen ums Leben, darunter Kinder. Die Konflikte hörten da nicht auf. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Millionen Sudetendeutsche vertrieben. Steffen Hörtler, Vorsitzender der Sudetendeutschen Landsmannschaft in Bayern, erzählte: Sein Vater sei als Kind in einen offenen Viehwaggon gesteckt worden. „Vorher hat man ihm noch die Holzeisenbahn weggenommen.“
Heute sei neben einer historisch korrekten Aufarbeitung vor allem wichtig, den Tschechen die Hand zu reichen. Ihn freue, dass sich heutzutage tschechische Jugendliche für die sudetendeutsche Geschichte interessieren. Und das sich tschechische Minister anschließen, wenn Sudetendeutsche jährlich auf der Strecke des Brünner Todesmarsches gehen, um an die kollektive Vertreibung 1945 zu erinnern.
Die Ausstellung in Königsbrunn ist zu den Öffnungszeiten des Bürgerservicezentrums, Marktstraße 3a, bis Freitag, 15. März, 11 Uhr, zu sehen.