So soll die Straßenbahn leiser werden
Königsbrunn nimmt Geld in die Hand, um die Tramschienen zu schmieren und zu dämpfen. Anwohner freuen sich darüber – sehen aber noch ein wenig Luft nach oben.
Seit es in Königsbrunn die Straßenbahnlinie 3 gibt, gibt es die Diskussionen um die Lautstärke – bald könnten sie vorbei sein. Denn der Stadtrat hat entschieden, in Schienenstegdämpfer und Schmieranlagen zu investieren. Von „abartigem Quietschen“und Erschütterungen berichteten Anwohner der Redaktion in der Vergangenheit. Und davon, dass sie sich von den Stadtwerken Augsburg (SWA) im Stich gelassen fühlen. Dabei betonten sie stets, dass sie im Grunde nichts gegen die Straßenbahn hätten, sich aber von Erschütterungen und Geräuschen in ihrer Lebensqualität eingeschränkt sehen. Nun sind sie erleichtert. Anwohner Torsten Seiler teilt auf Nachfrage unserer Redaktion mit: „Die Beschlüsse durch den Stadtrat sind für uns außerordentlich erfreulich.“
Königsbrunns Bürgermeister Franz Feigl (CSU) ging in der jüngsten Stadtratssitzung kurz auf einen kleinen Teil der langen Vorgeschichte ein: „Wir haben hier mehrere Gespräche geführt.“Stadträte hätten Anwohnerinnen und Anwohner besucht. Es habe eine 24-Stunden-Messung gegeben. Und er habe festgestellt: Nicht nur die Lautstärke, auch die Frequenz spielt bei der Belästigung durch die Tramgeräusche eine entscheidende Rolle. Bei einer Informationsveranstaltung im Oktober war von „Schienensingen“und „Kurvenquietschen“die Rede. Damals wurde eruiert, wie stark die Lärmbelästigung ist und was die Situation an der Straßenbahnlinie 3 verbessern kann.
Für die Lösung mit Schienenstegdämpfer und Schmieranlagen in den Kurven muss die Stadt wohl nur einen Teil der Kosten tragen. 75 Prozent seien förderfähig, erklärte der Bürgermeister in der jüngsten Stadtratssitzung. Die SWA übernehmen laut Feigl Einbau und Wartung. „Das haben wir uns auch schriftlich geben lassen.“Der
Stadtrat entschied sich einstimmig für die teuerste und umfänglichste von fünf Varianten, die die Verwaltung vorgeschlagen hatte. Das bedeutet: Der knappe Kilometer zwischen der Haltestelle Augsburger Straße und der St.-UlrichStraße wird komplett mit sogenannten Schienenstegdämpfern ausgestattet. Dazu kommen vier
Schmieranlagen verteilt auf die Kurven Ammerseebogen und Mindelheimerbogen, also jeweils etwa auf Höhe der Grundschule West und des AWO-Seniorenheims.
Solche Schienenschmieranlagen können die Reibung zwischen Rad und Schiene verringern und damit den Lärmpegel reduzieren. Als Schmiermittel wird laut Angaben von Tiefbauamtsleiter Jörg Kratzer biologisch abbaubares Fett verwendet. Schienenstegdämpfer vermindern die Bewegungen und damit den abgestrahlten Schall, wenn eine Bahn die Schiene in Schwingung versetzt. Die Einbauten sollen den Schall um neun bis elf Dezibel dämpfen, im Bereich über zwei Kilohertz sogar um 15 bis 22,5.
Rund 800.000 Euro wird alles zusammen voraussichtlich kosten, bei voller Fördersumme muss die Stadt also rund 200.000 Euro zahlen. Das kann man als große Investition sehen – oder als Schnäppchen. Die Verwaltung hat ausgerechnet: 1,77 Millionen Euro hat die Stadt damals beim Bau gespart, weil die Entscheidung auf ein tiefstatt auf ein hoch liegendes Rasengleis gefallen ist.
Feigl merkte an: „Die Kosten und die Förderung liegen in zwei verschiedenen Haushaltsjahren.“Denn während Einbau und Bezahlung noch im Sommer 2024 erfolgen könnten, werde die Förderung wohl erst 2025 ankommen. Helmut Schuler (Freie Wähler) stimmte Dämpfern und Schmieranlagen zu, betonte aber, dass man mit einer Reduzierung der Geschwindigkeit der Bahnen an den sensiblen Stellen wohl das Ziel mit geringerem Aufwand erreicht hätte.
Das sieht ein Anwohner Torsten Seiler ähnlich. Er betont, dass er und andere Anlieger froh seien, „dass die Beschlüsse wie vorgeschlagen angenommen wurden“. Er freue sich auf baldige Umsetzung. „Wenn wir Glück haben, wirken sich diese Maßnahmen auch ein wenig auf die Erschütterungen und den übertragenen Körperschall in unseren Häusern aus.“Hier könne eine geringere Geschwindigkeit im dicht besiedelten Wohngebiet hilfreich sein. „Leider war und ist die SWA in dieser Hinsicht zu keinerlei Kompromiss bereit. Fahrzeuge müssen in diesem überwiegend als verkehrsberuhigten Bereich gekennzeichneten Wohnviertel mit vier bis sieben km/h fahren, die Straba leider nicht einmal annähernd, sondern mit 30 bis 40 km/h.“
Schienenstegdämpfer vermindern die Bewegungen.