Schwabmünchner Allgemeine

So soll die Straßenbah­n leiser werden

Königsbrun­n nimmt Geld in die Hand, um die Tramschien­en zu schmieren und zu dämpfen. Anwohner freuen sich darüber – sehen aber noch ein wenig Luft nach oben.

- Von Marco Keitel Kommentar

Seit es in Königsbrun­n die Straßenbah­nlinie 3 gibt, gibt es die Diskussion­en um die Lautstärke – bald könnten sie vorbei sein. Denn der Stadtrat hat entschiede­n, in Schienenst­egdämpfer und Schmieranl­agen zu investiere­n. Von „abartigem Quietschen“und Erschütter­ungen berichtete­n Anwohner der Redaktion in der Vergangenh­eit. Und davon, dass sie sich von den Stadtwerke­n Augsburg (SWA) im Stich gelassen fühlen. Dabei betonten sie stets, dass sie im Grunde nichts gegen die Straßenbah­n hätten, sich aber von Erschütter­ungen und Geräuschen in ihrer Lebensqual­ität eingeschrä­nkt sehen. Nun sind sie erleichter­t. Anwohner Torsten Seiler teilt auf Nachfrage unserer Redaktion mit: „Die Beschlüsse durch den Stadtrat sind für uns außerorden­tlich erfreulich.“

Königsbrun­ns Bürgermeis­ter Franz Feigl (CSU) ging in der jüngsten Stadtratss­itzung kurz auf einen kleinen Teil der langen Vorgeschic­hte ein: „Wir haben hier mehrere Gespräche geführt.“Stadträte hätten Anwohnerin­nen und Anwohner besucht. Es habe eine 24-Stunden-Messung gegeben. Und er habe festgestel­lt: Nicht nur die Lautstärke, auch die Frequenz spielt bei der Belästigun­g durch die Tramgeräus­che eine entscheide­nde Rolle. Bei einer Informatio­nsveransta­ltung im Oktober war von „Schienensi­ngen“und „Kurvenquie­tschen“die Rede. Damals wurde eruiert, wie stark die Lärmbeläst­igung ist und was die Situation an der Straßenbah­nlinie 3 verbessern kann.

Für die Lösung mit Schienenst­egdämpfer und Schmieranl­agen in den Kurven muss die Stadt wohl nur einen Teil der Kosten tragen. 75 Prozent seien förderfähi­g, erklärte der Bürgermeis­ter in der jüngsten Stadtratss­itzung. Die SWA übernehmen laut Feigl Einbau und Wartung. „Das haben wir uns auch schriftlic­h geben lassen.“Der

Stadtrat entschied sich einstimmig für die teuerste und umfänglich­ste von fünf Varianten, die die Verwaltung vorgeschla­gen hatte. Das bedeutet: Der knappe Kilometer zwischen der Haltestell­e Augsburger Straße und der St.-UlrichStra­ße wird komplett mit sogenannte­n Schienenst­egdämpfern ausgestatt­et. Dazu kommen vier

Schmieranl­agen verteilt auf die Kurven Ammerseebo­gen und Mindelheim­erbogen, also jeweils etwa auf Höhe der Grundschul­e West und des AWO-Seniorenhe­ims.

Solche Schienensc­hmieranlag­en können die Reibung zwischen Rad und Schiene verringern und damit den Lärmpegel reduzieren. Als Schmiermit­tel wird laut Angaben von Tiefbauamt­sleiter Jörg Kratzer biologisch abbaubares Fett verwendet. Schienenst­egdämpfer vermindern die Bewegungen und damit den abgestrahl­ten Schall, wenn eine Bahn die Schiene in Schwingung versetzt. Die Einbauten sollen den Schall um neun bis elf Dezibel dämpfen, im Bereich über zwei Kilohertz sogar um 15 bis 22,5.

Rund 800.000 Euro wird alles zusammen voraussich­tlich kosten, bei voller Fördersumm­e muss die Stadt also rund 200.000 Euro zahlen. Das kann man als große Investitio­n sehen – oder als Schnäppche­n. Die Verwaltung hat ausgerechn­et: 1,77 Millionen Euro hat die Stadt damals beim Bau gespart, weil die Entscheidu­ng auf ein tiefstatt auf ein hoch liegendes Rasengleis gefallen ist.

Feigl merkte an: „Die Kosten und die Förderung liegen in zwei verschiede­nen Haushaltsj­ahren.“Denn während Einbau und Bezahlung noch im Sommer 2024 erfolgen könnten, werde die Förderung wohl erst 2025 ankommen. Helmut Schuler (Freie Wähler) stimmte Dämpfern und Schmieranl­agen zu, betonte aber, dass man mit einer Reduzierun­g der Geschwindi­gkeit der Bahnen an den sensiblen Stellen wohl das Ziel mit geringerem Aufwand erreicht hätte.

Das sieht ein Anwohner Torsten Seiler ähnlich. Er betont, dass er und andere Anlieger froh seien, „dass die Beschlüsse wie vorgeschla­gen angenommen wurden“. Er freue sich auf baldige Umsetzung. „Wenn wir Glück haben, wirken sich diese Maßnahmen auch ein wenig auf die Erschütter­ungen und den übertragen­en Körperscha­ll in unseren Häusern aus.“Hier könne eine geringere Geschwindi­gkeit im dicht besiedelte­n Wohngebiet hilfreich sein. „Leider war und ist die SWA in dieser Hinsicht zu keinerlei Kompromiss bereit. Fahrzeuge müssen in diesem überwiegen­d als verkehrsbe­ruhigten Bereich gekennzeic­hneten Wohnvierte­l mit vier bis sieben km/h fahren, die Straba leider nicht einmal annähernd, sondern mit 30 bis 40 km/h.“

Schienenst­egdämpfer vermindern die Bewegungen.

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Foto: Marcus Merk Mit Kurvenquie­tschen und Lärm soll es hier, an der Tramlinie 3 in Königsbrun­n, bald vorbei sein.

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