Kanzler, Kapern und Klopse
Der Blick auf den Alltag von Promis versöhnt mit der eigenen, scheinbar belanglosen Existenz.
Da zeigt sich nun also einer als Mann aus dem Volk. Kein austernschlürfendes Exemplar dieser vermeintlich abgehobenen Politikerkaste. Er koche ganz gerne zusammen mit seiner Frau Königsberger Klopse, sagte Olaf Scholz dieser Tage in einer Talkshow. Eine irgendwie doch beruhigende Vorstellung. Der Bundeskanzler, einer wie du und ich.
Steht an seinem Cerankochfeld und fragt Gattin Britta, in welchem Regal denn nun eigentlich die Kapern stehen. Gespräche über den Arbeitstag. Kollege Christian hat wieder genervt. Ach, reich mir doch bitte mal die Lorbeerblätter. Jaja, das mit diesen Marschflugkörpern, schwierige Sache. Müsste man den Leuten wahrscheinlich mal richtig erklären. Herrlich profan. Zu Hause ist Olaf Scholz nicht Kanzler, sondern Mensch.
Wer Prominente im Parlament, auf der Bühne, dem BundesligaRasen oder auf dem Fernsehbildschirm sieht, vergisst schnell mal, dass sich auch die Stars und Sternchen Alltagsherausforderungen stellen müssen. Joshua Kimmich, der überlegt, ob er seinem Trainer Thomas Tuchel zum Geburtstag eine WhatsApp schreibt, lieber direkt anruft oder Geburtstag einfach Geburtstag sein lässt. Helene Fischer, die ganz atemlos zu Hause in dem unsortierten Ordner mit Papierkram nach der Sozialversicherungsnummer taucht. Selbst eine Chansonette, deren Ruhm von Balderschwang bis nach Kiel reicht, muss eine Steuererklärung abgeben.
Auch Günther Jauch blickt auf einen kopfschüttelnden, beblaumannten Kfz-Mechaniker, der ihm sagt, das werde diesmal nicht ganz günstig werden, und ob da überhaupt noch was zu machen sei, heieiei. Der Blick in das Alltagsleben exponierter Persönlichkeiten versöhnt mit der eigenen, ja nur scheinbar belanglosen Existenz. Denn am Schluss stehen alle im Supermarkt vor der gleichen Frage: drei- oder vierlagig?