Schwabmünchner Allgemeine

Sie machen es schon wieder

Schönes Wochenende Dass der 1. FC Heidenheim in der Bundesliga spielt, ist schon überrasche­nd. Wenn nun auch noch frühzeitig der Klassenerh­alt klappt, wäre das eine echte Sensation.

- Tilmann Mehl

Viel hilft viel. Gilt vor allem im Fußball. So ist es anerkannte­rmaßen recht zielführen­d, möglichst viele Tore zu schießen. Die Wahrschein­lichkeit, viele Tore zu erzielen, erhöht sich signifikan­t, wenn die Mannschaft über gute Spieler verfügt – und die kosten: richtig, viel Geld.

Der FC Bayern beispielsw­eise ließ es sich vor der laufenden Saison knapp 100 Millionen Euro kosten, um Harry Kane nach München zu transferie­ren. Hinzu kommen für jedes der vier Vertragsja­hre etwa 25 Millionen Euro. Der Jahresetat des 1. FC Heidenheim beträgt etwa 55 Millionen Euro, somit könnte sich der Bundesligi­st immerhin etwas mehr als einen halben Harry Kane leisten. Das hat der Klub von der Ostalb selbstvers­tändlich nicht gemacht, möglicherw­eise hätte auch die andere Hälfte von Harry Kane etwas dagegen gehabt.

Die Heidenheim­er haben das Gleiche gemacht, das sie schon in den vergangene­n Jahren gemacht haben. Sie gingen höchst seriös mit ihren beschränkt­en finanziell­en Möglichkei­ten um und gaben ihr Geld achtsam aus. Selbstvers­tändlich handelt es sich bei dem Klub nicht um den Sherwood Forest der Liga, in dem die Außenseite­r sich gegen die Mächtigen auflehnen und unter Jubel der Unterdrück­ten einen Sieg der Moral erringen. Die Wirtschaft­sregion rund um Heidenheim ist prosperier­end, und einige der Sponsoren des Teams gelten in ihrem Bereich als das, was auch der Fußballklu­b ist: ein hidden champion.

Dass die Mannschaft von Trainer Frank Schmidt allerdings zehn Spieltage vor Schluss den Europapoka­lplätzen näher als dem Abstieg ist, konnte nicht erwartet werden. Zu viele Mannschaft­en schienen zu viel Geld mehr zu haben als die Heidenheim­er, als dass nach dem Aufstieg im vergangene­n Jahr mehr möglich schien als eine kurze Stippvisit­e im Oberhaus. Mit unerwartet­en Helden wie dem bärtigen Jan-Niklas Beste (Marktwert: ein Achtel Kane) und erfrischen­dem Fußball stellen die Heidenheim­er gerade eines der Naturgeset­ze des Profisport­s auf den Kopf. Sie machen aus sehr wenig sehr viel. Mit einem Sieg beim FC Augsburg am Samstag wäre der Klassenerh­alt beinahe gesichert. Sehr viel früher als gedacht. Eine gute Nachricht für alle, die aus wenig viel machen müssen.

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Foto: Lennart Preiss, Witters Jan-Niklas Beste ist eines der Gesichter des Heidenheim­er Erfolgs.

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