Gar nicht mehr lustig ist die Jägerei
Wieder einmal treffen sich die Mitglieder des Bayerischen Jagdverbandes zu ihrer Landesversammlung, und wieder einmal stehen die Zeichen auf Sturm. Es gibt heftige Kritik an Präsident Weidenbusch – er aber hält dagegen.
So „gar lustig“wie im Volkslied ist die Jägerei in Bayern schon lange nicht mehr, zumindest nicht im Bayerischen Jagdverband (BJV). Dort herrscht seit Jahren Streit. Auch der Landesjägertag an diesem Samstag in Weiden steht unter keinem guten Stern. Präsident Ernst Weidenbusch sieht sich erneut in der Kritik. Er beteuert, er könne die Vorwürfe ausräumen.
Aus den Reihen seiner Gegner im Verband wird unter anderem der Vorwurf erhoben, Weidenbusch habe einige unliebsame Jäger beim Verfassungsschutz angeschwärzt, um sie zum Schweigen zu bringen. Dies sei, so erklärte der BJV auf Anfrage, „nicht zutreffend und falsch“. Richtig sei, dass der BJV sich – wie der Deutsche Jagdverband und verschiedene Sportschützenverbände auch – gegenüber dem Bundesinnenministerium verpflichtet habe, die zuständigen staatlichen Stellen über gegebenenfalls intern bekannt gewordene extremistische oder staatsfeindliche Äußerungen oder Vorfälle zu informieren. Dieser Verpflichtung komme der BJV nach. Die entsprechenden Informationen erfolgen, so heißt es in der Erklärung des Jagdverbandes, „jedoch nicht durch den Präsidenten des BJV, weil das nicht zu seinem Aufgabenbereich gehört“.
Dass es eine Meldung an die Bayerische Informationsstelle gegen Extremismus (BIGE) gegeben hat, ist nach Recherchen unserer Redaktion wahrscheinlich richtig. Angeblich soll es sich um 21 Mitglieder einer Whatsapp-Gruppe handeln. Eine Bestätigung von offizieller Seite war allerdings nicht zu erhalten.
Schwerer als diese Gerüchte wiegt verbandsintern aber offenbar der Streit über die fristlose Kündigung eines früheren Geschäftsführers beim BJV und dessen Folgen. Weil der Betroffene gegen den BJV auf Weiterbeschäftigung
klagte und in zwei Instanzen Recht bekam, mutmaßen Kritiker, dass der Vorgang dem Verband teuer zu stehen kommen werde. Die Rede ist von bis zu einer halben Million Euro Schaden. Sie sollen sich zusammensetzen aus bis zu 150.000 Euro Anwalts- und Gerichtskosten sowie 350.000 Euro Gehaltsnachzahlungen.
„Das sind Märchen“, sagt Präsident Weidenbusch dazu auf Anfrage. Er verweist auf den Beschluss zur fristlosen Kündigung, den das BJV-Präsidium im Jahr 2021 mit elf zu eins Stimmen gefasst habe. Für die fristlose Kündigung, die der Verbandsführung von einer Anwaltskanzlei wie auch von der eigenen Justiziarin empfohlen worden sei, habe damals im Präsidium auch ein Mann gestimmt, der jetzt vehement Aufklärung über diesen Vorgang fordere. Den Nachweis, wie die Entscheidung zustande kam, kann der Präsident seiner Darstellung nach führen, weil es zu der Sitzung ein Wortprotokoll und eine Videoaufnahme gebe.
Zur Frage möglicher finanzieller Schäden für den Verband kündigt Weidenbusch an, beim Landesjägertag alle Rechnungen offen zu legen. Rechnungsprüfer seien drei Wochen lang in der Zentrale in Feldkirchen bei München tätig gewesen. Ihr schriftlicher Bericht werde am Freitag vor der Versammlung in Weiden vorliegen. Die Kosten, die dem Verband durch die fristlose Kündigung unterm Strich entstanden seien, liegen laut Weidenbusch bisher bei exakt 11.436,91 Euro. Der frühere Geschäftsführer ist nach wie vor beim BJV beschäftigt, allerdings jetzt in anderer Funktion.
Die Vorgeschichte der internen Machtkämpfe im Jagdverband ist lang. Es begann mit der Affäre um Jürgen Vocke, der von 1994 bis 2019 BJV-Präsident war. Vocke wurde unter anderem durch eine Strafanzeige zum Rücktritt gedrängt. Fast alle Vorwürfe gegen ihn stellten sich hinterher als haltlos heraus. Im Dezember 2020 wurde der Münchner Rechtsanwalt Weidenbusch, der damals noch für die CSU im Landtag saß, zum Präsidenten gewählt. Er stand von Anfang an in der Kritik und überstand bei einer Landesversammlung 2023 nur knapp ein Misstrauensvotum.