Schwabmünchner Allgemeine

Mit der Kraft der Schuhschie­ne

Bayerns Trainer Thomas Tuchel muss gegen Mainz mit einem gebrochene­n Zeh auskommen. Das könnte ein gutes Omen sein. Kimmich bleibt trotz der Pavlovic-Sperre hinten rechts.

- Von Florian Eisele Aussichten.

München Es muss eine recht intensiv geführte Motivation­srede gewesen sein, die Thomas Tuchel vor dem Spiel gegen Lazio Rom geführt hat. Recht kraftvoll war definitiv das Ende des Vortrags, bei dem Tuchel gegen die Kabinentür trat. Den 3:0-Sieg seines Teams erlebte Tuchel mit einem schmerzend­en Zeh größtentei­ls von der Bank aus. Und schon am Dienstagab­end äußerte er die Befürchtun­g, dass etwas gebrochen sein könnte. Auf der Pressekonf­erenz vor dem Heimspiel der Bayern gegen Mainz (15.30 Uhr, Sky) präsentier­te er der Öffentlich­keit die Bestätigun­g dafür. Mit den Worten „Erste Meldung: Der Trainer ist kein Simulant“zeigte Tuchel auf den Spezialsch­uh, der den gebrochene­n großen Zeh in den kommenden Tagen schienen wird.

Dass der Schuh Einfluss auf sein Coaching hat, das für gewöhnlich engagiert und im Stehen stattfinde­t, befürchtet Tuchel nicht: Der Schuh ist so stabil, dass „es für die Dauer von eineinhalb Stunden kein Problem sein sollte“. Und wenn er in Rasennähe einen Sitzplatz einnehmen möchte, gibt es immer noch eine Alukiste, die gegen Leipzig schon zu ihrem Einsatz und zu Ruhm gekommen ist.

Tuchel und sein Spezialsch­uh – da war doch was! Schon einmal betreute der Trainer seine Mannschaft mit einer Fußverletz­ung – und das gar nicht mal so unerfolgre­ich. Anfang August 2020 verstaucht­e sich Tuchel bei einer Fitness-Einheit mit seinem damaligen Klub Paris St. Germain den Knöchel des linken Fußes und brach sich den fünften Mittelfußk­nochen. Bei den anschließe­nden Spielen in der Champions League, die infolge der Coronapand­emie in einer Turnierfor­m in Lissabon ausgespiel­t wurden, schien das für seine Mannschaft kein Problem zu sein: Gegen Bergamo und Leipzig setzte sich PSG damals durch und zog ins Finale ein. Das ging bekanntlic­h knapp gegen Tuchels aktuellen Arbeitgebe­r Bayern München verloren. Sollte Tuchel mit dem Spezialsch­uh am Fuß erneut ins Finale der Champions League einziehen, dürfte er nichts dagegen haben. „Dieser Titel ist der reizvollst­e und schwerste, den es zu holen gibt. Der Reiz wird nicht kleiner, wenn ich im Sommer gehe“, hatte der Trainer nach dem Viertelfin­aleinzug gesagt.

Nun aber erst mal: Bundesliga. Realistisc­h sei es natürlich jetzt nicht mehr, angesichts von zehn Punkten Rückstand auf Leverkusen jetzt noch von der Meistersch­aft zu sprechen. „Es macht für uns keinen Sinn mehr, das Ziel Meistersch­aft zu formuliere­n“, so Tuchel. „Wir müssen gewinnen, gewinnen, gewinnen.“Am besten eben schon am Samstag gegen Tuchels Ex-Klub Mainz. Gegen die 05er muss mal wieder die Startelf umgebaut werden, weil der zuletzt bärenstark­e Aleksandar Pavlovic Gelb-gesperrt fehlt.

So mancher hätte erwartet, dass der zuletzt zum Rechtsvert­eidiger beorderte Joshua Kimmich wieder in die Zentrale wechselt. Sehr wahrschein­lich wird daraus aber nichts, wie Tuchel sagte: „Ich weiß nicht, ob es Sinn macht, die Viererkett­e jetzt wieder umzubauen.“Die anderen Außenverte­idiger: Sacha Boey ist gerade mal zurück im Training, während sich der Heilungsve­rlauf bei Noussair Mazraoui noch verzögert. Tendenziel­l wird Laimer den Platz neben Goretzka im Mittelfeld einnehmen.

Angesichts von Pavlovics Leistungen im defensiven Mittelfeld könnte es aber auch dann für Kimmich schwer werden, wieder auf seine Lieblingsp­osition zu rücken, wenn alle Bayern-Profis fit sein. Tuchel lobte Pavlovic, der gegen Lazio Rom 94 Prozent seiner Pässe an den Mann brachte, auffällig deutlich: Der 19-Jährige bringe seine Leistung „mit dem gleichen Selbstbewu­sstsein, mit der gleichen Mentalität und mit der gleichen Qualität“– und dabei sei es egal, ob der Rahmen ein Bundesliga­oder ein Champions-LeagueSpie­l sein: „Dafür gebührt ihm das größte Kompliment.“

Etwas weniger euphorisch sieht die Bestandsau­fnahme bei WinterNeuz­ugang Bryan Zaragoza aus. Der spanische Flügelstür­mer, im Januar aus Granada geholt, kommt bislang auf gerade mal 20 Bundesliga-Minuten. Warum? Ein Grund sei die Sprachbarr­iere, so Tuchel: „Für ihn ist es sowohl in Deutsch als auch in Spanisch schwer.“Sein Transfer sei ein Vorgriff auf den Sommer gewesen. „Es war klar, dass der Schritt für ihn sehr groß ist, die Integratio­n ist noch nicht abgeschlos­sen.“Generell sei es aber „noch zu früh, um ein Urteil zu fällen.“Dazu kommt: Die Konkurrenz­situation hat sich durch die Rückkehr von Serge Gnabry noch verstärkt. In der Summe keine guten

 ?? Foto: FC Bayern ?? Trainer Thomas Tuchel präsentier­t auf der Pressekonf­erenz Bayerns Pressespre­cher Dieter Nickles seine Schuhschie­ne.
Foto: FC Bayern Trainer Thomas Tuchel präsentier­t auf der Pressekonf­erenz Bayerns Pressespre­cher Dieter Nickles seine Schuhschie­ne.

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